Tödlicher Unfall im Sommer 2017 Tödlicher Unfall im Sommer 2017: Cockpit völlig zerstört: Absturz hinterlässt Fragen
Holzdorf - Der 18. Internationale Militärische Segelflugwettbewerb, der im Fliegerhorst Holzdorf ausgetragen wurde, war von einem tragischen Flugunfall überschattet. Standortältester Oberst Mario Herzer erinnerte während des Neujahrsempfangs (Seite 10) an das tragische Ereignis vom August, bei dem ein 46-jähriger Pilot ums Leben kam.
Es habe ihn beeindruckt, so Herzer, „wie bewegt und doch gleichzeitig gefasst und zukunftsorientiert die 64 Segelflugteams aus zehn Nationen mit dem Unfall umgegangen sind und diesen im Miteinander über ihren Sport verarbeitet haben.“
Auch wenn fast ein halbes Jahr seit der Tragödie vergangen ist, einen Abschlussbericht zur Unglücksursache hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung noch nicht verfasst. Es kann wohl noch ein halbes Jahr dauern, bis er vorliegt, hieß es dazu aus Braunschweig.
Start in der Mittagszeit
In einem Zwischenbericht zum tragischen Tod des Segelfliegers wird festgestellt, dass im Rahmen des 18. Internationalen Segelflugwettbewerbs die Maschinen auch am 4. August bei gutem Wetter wie gewohnt vom Fliegerhorst Holzdorf abhoben. Die Tagesaufgabe bestand demnach darin, drei Wendepunkte in Staupitz, Roßlau und Lübbenau anzufliegen und dann auf direktem Weg zum Fliegerhorst Holzdorf zurückzukehren.
Die Bundeswehr-Flugsportvereinigung ist ein Dachverband aller flugsporttreibenden aktiven und im Ruhestand befindlichen Soldaten, Reservisten und Zivilbeschäftigten der Bundeswehr.
Die Vereinigung vertritt nach eigenen Angaben die ideellen, sportlichen, technischen und wissenschaftlichen Belange ihrer Mitglieder gegenüber der Bundeswehr, staatlichen sowie kommunalen und sonstigen öffentlichen Institutionen, gegenüber dem Deutschen Aero Club und ausländischen militärischen Luftsportorganisationen. In allgemeinen luftsportlichen Fragen lässt sie sich durch den Deutschen Aero-Club vertreten.
Die Vereinigung koordiniert die Interessen der Mitgliedsvereine und verfolgt durch die Förderung des Luftsports gemeinnützige Zwecke. Ein besonderes Anliegen ist die Förderung des Flugsports in der Bundeswehr und Förderung des Nachwuchses.
Um diese Tour angehen zu können, wurden die Piloten in der Mittagszeit von einem Schleppverband nacheinander auf etwa 650 Meter Höhe gezogen. Punkt 12.18 Uhr, so ist in dem Zwischenbericht vermerkt, klinkte sich an einem der Schlepper auch der Pilot jenes Segelflugzeugs aus, das dann gegen 19 Uhr noch immer nicht am Zielflugplatz eingetroffen war.
Veranstalter und Bundeswehr versuchten daraufhin, den Piloten über Funk und Telefon zu kontaktieren, jedoch erfolglos. Daraufhin wurde die Polizei alarmiert, die mit Hilfe einer an einem Polizeihubschrauber montierten Wärmebildkamera nahe Rädigke bei Belzig im Nachbar-Bundesland Brandenburg das zerstörte Luftfahrzeug entdeckte. Der 46-jährige Pilot hatte den Absturz nicht überlebt.
In ihrem Zwischenbericht geht die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) detailliert auf die Maschine ein. Demnach verfügte der einsitzige Hochleistungsmotorsegler ASW 24 E über ein 24 PS starkes einklappbares Triebwerk, einen Einzylinder-Zweitakt-Motor mit Zweiblattholzpropeller. Zum Zeitpunkt des Absturzes hatte der Segler 630 Starts- und Landungen bei einer Gesamtflugzeit von 2.306 Stunden absolviert.
Der verunglückte Pilot galt als erfahren. Er hatte bereits 1.628 Flugstunden bewältigt, davon 118 Stunden auf der verunglückten Maschine. Sein flugmedizinisches Tauglichkeitszeugnis war gültig, zudem war er selbst zugelassener Prüfer von Luftfahrtgeräten der Klasse 3 für Motorsegler und Segelflugzeuge.
Der Bericht der BFU gibt wieder, dass die Maschine mit der Rumpfnase zuerst den Boden berührte und dieser vom Rumpf abgetrennte Teil etwa 25 Zentimeter tief im Boden steckte. Zu erfahren ist noch, dass die Bremsklappen ausgefahren, die Klappgestänge im Cockpit aus der Führung gerissen und vor dem Bedienteil gebrochen waren.
Cockpit völlig zerstört
Das Cockpit war nach Aussage des Ermittlers völlig zerstört und wies großflächige Rutschmarken mit Erd-Anhaftungen auf. Das ausgefahrene Fahrwerk war aus der Aufhängung gerissen und hinter die Sitzschale gedrückt.
Das Klapptriebwerk der Maschine wurde in eingefahrener Position vorgefunden, der Kraftstoffhahn war geschlossen. Der Pilot wurde mit angelegtem Fallschirm geborgen und direkt in die Rechtsmedizin gebracht. Die zuständige Staatsanwaltschaft ordnete eine Obduktion an. Zu den Fragen, die sich nach dem Unglück stellten, gehörte, warum der Segelflieger aus Sachsen weder den Hilfsmotor noch den Fallschirm einsetzte. Möglicherweise wird darüber der Abschlussbericht Aufschluss geben.
Der 18. Militärische Segelflugwettbewerb war nach dem Unglück für einen Tag unterbrochen und dann wie geplant zum Abschluss gebracht worden. Der Internationale Vergleich wurde bislang alle zwei Jahre im Fliegerhorst Holzdorf ausgetragen. Ein Kriterium hierfür waren die für Segelflieger optimalen Bedingungen am Standort wie am Himmel. (mz)