Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Stimmungsvoller Abschied in Sekundarschule Jessen-Nord

Jessen - Victoria Kunze legt beide Hände über das Mikrofon und schließt die Augen. Ihre Stimme wird lauter, der Rhythmus heftiger. Die Musiker der Schulband „Nordlicht“ merken, dass sie ihr Publikum beim „Tag der offenen Tür“ im Griff haben. Es ist eine Mischung aus „Portishead“ und „Smoke City“, die durch Raum 115 schallt.
Victoria Kunze und Angelina Icks, die zweite Leadsängerin der Gruppe, laufen immer mehr zur Hochform auf und bereiten die Besucher auf das stimmungsgewaltige Finale vor. Dieser Auftritt hat dem Direktor der Sekundarschule Jessen-Nord, Thomas Felber, gefallen. „Respekt“, sagt er und nickt anerkennend mit dem Kopf. Die Zuschauer fordern eine Zugabe und werden von den Musikern nicht enttäuscht.
Oma legt Grundstein
Die 17-Jährige Kunze erzählt, dass ihre Oma den Grundstein zur musikalischen Karriere gelegt hat. „Ich habe als kleines Mädchen auf dem Hof gestanden und geträllert. Meine Oma hat gesagt, dass ich dieses Talent nutzen soll“, erinnert sich die künftige Neuntklässlerin, die privat Adele und Rihanna hört. Ein musikalisches Vorbild hat Kunze nicht.
„Mein Idol ist meine Mama Monika“, sagt sie und fügt an, dass ihre Stimme hohe und tiefe Töne abliefert. Die Chemie bei „Nordlicht“ stimmt, es macht Spaß, Band-Mitglied zu sein. Wenn alles nach Plan läuft, will die 17-Jährige später ihr Hobby zum Beruf machen. Es muss keine Rockmusik sein, sagt sie, viel wichtiger sei, dass die Musik zu ihrem Wesen passt.
Angelina Icks steht schon seit ihrer Grundschulzeit auf der Bühne. „Beim Schul- und Heimatfest in Jessen singe ich auch“, macht sie gleich ein bisschen Werbung. Das Mädchen aus der neunten Klasse erzählt, dass sie vor dem Auftritt sehr aufgeregt gewesen ist. Doch wenn sie den Zuschauern in die Augen blickt und merkt, die Musik kommt gut an, beginnt die Entspannungsphase.
„Da stehe ich wie in einer geschlossenen Glaskuppel und blende alles um mich herum aus.“ Icks betont, dass es ihr schwer fällt, die hohen Töne zu treffen. Privat hört sie gern Musik aus bekannten Filmen, zum Beispiel „Die Schöne und das Biest“.
Im Raum 109 gehen die Türen auf. Das Stück „Deutschland sucht die Superblume“, aufgeführt von der Schul-Arbeitsgemeinschaft Schwarzlichttheater, ist zu Ende. Die Zuschauer sitzen während der Vorführung in einem völlig abgedunkelten Zimmer und sehen die Darsteller wie „Glühwürmchen“, die sich auf der Bühne bewegen.
„Die reflektierende Kleidung wird mit Neonlicht angestrahlt“, verrät Jannik Griese, der trotz der Dunkelheit das Mimenspiel der Besucher in der ersten Reihe erkennt. „Es macht unheimlich Spaß“, sagt er und erzählt, dass „Die tanzenden Becher “ oder der „Tanz der Tulpen“ für viel Heiterkeit gesorgt haben. Lara Schulz gehört mit zum Ensemble und hat die Blumen als Schminke noch im Gesicht. „Wir können den Zuschauern schon in die Augen schauen“, bestätigt sie die Aussage Gieses.
Die Idee für das Stück sei eine Gemeinschaftsproduktion aller Mitglieder der AG und zudem über Monate gereift. Die Luft im Raum ist stickig, alle Schüler sitzen durchgeschwitzt auf den Stühlen. „Wir freuen uns auf die Sommerferien“, rufen alle wie auf Kommando und trocknen dabei ihre Gesichter ab.
Umfangreiche Ausstellung
Im Speiseraum stellt Pia Rißmann Bilder aus. Manche Ideen entstehen in der Nacht, andere spontan, sagt die 16-Jährige, die nach der Sekundarschulzeit in Falkenberg das Abitur macht. Von ihrer beruflichen Zukunft hat Pia Rißmann klare Vorstellungen. Als Kunstlehrerin will sie ihr Wissen an junge Talente weitergeben.
„Die Bilder sind in den vergangenen drei Jahren entstanden“, sagt sie. An den Wänden hängen Drucke, Aquarelle oder Kohlezeichnungen, die von den Besuchern hautnah unter die Lupe genommen werden. Die stellvertretende Direktorin Steffi Rost würdigt in ihrer Laudatio die Arbeiten Rißmanns. Die Ausstellung sei der Beweis, dass Talente an der Schule entdeckt und zugleich gefördert werden.
Den Speiseraum hat die junge Künstlerin in einen Ort der Entspannung verwandelt. Die künftige Kunstlehrerin verlässt die Schule auch mit einem weinenden Auge. Das Klima sei sehr gut gewesen. „Jetzt sind Ferien. Erst fahre ich mit meiner Familie an die Ostsee, dann fliegen wir in die USA.“
Der „Tag der offenen Tür“ an der Sekundarschule Jessen-Nord hat sprichwörtlich für jeden Geschmack etwas zu bieten. Auf allen Etagen sind Smoothie-Bars aufgebaut, die bei sommerlichen Temperaturen gut besucht werden. Direktor Thomas Felber geht mit einem kleinen Geschenk unter dem Arm in das Schulmuseum. Ursula Nachtigall, die hier seit 2015 ehrenamtlich arbeitet, ist überrascht, dass der 59-Jährige ihre Arbeit öffentlich würdigt.
„Ich bin hier 35 Jahre Lehrerin gewesen“, meint Ursula Nachtigall und verweist im gleichen Atemzug auf die zwei Highlights des Museums. Das Stadtmodell rückt beim Eintreten sofort in den Blickpunkt der Gäste, zudem schauen sich die Schüler alte Fotos ihrer Lehrer an. „Da hatte ich noch richtig Haare auf dem Kopf“, sagt Felber und lacht. (mz)


