Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Informationen am laufenden Band

Annaburg - Für die kleine Helene, drei Jahre jung, ist der Platz hinter den Steuer gerade richtig. Hoch thront sie auf dem Fahrersitz des - schon für die Erwachsenen - Riesen-Traktors und will gar nicht wieder herunter. Begeistert schaut sie Sven Bambach an, einen Freund ihrer Eltern, der neben ihr Platz genommen hat. Beim Aus- und Einsteigen hilft Papa Jirka Kuchenbecker der Kleinen mittels Arm-Lift. Was nicht ohne Tränen abgeht. Gerade wieder am Boden, will Helene das Gefährt nämlich flugs erneut erklimmen. „Sieht aus, als ob sie mal Traktoristin werden will“, kommentiert das Mutter Anne Thinius schmunzelnd.
Gut besucht
Weniger tränenreich, aber nicht weniger begeistert nehmen vor allem die erwachsenen Besucher den Tag der offenen Tür in der Annaburger Nutzfahrzeug GmbH auf. Wenn sich auch die Besuchermasse auf dem recht großen Betriebsgelände „verläuft“, wie man landläufig sagt, kann sich Benno Endfellner, einer der beiden Geschäftsführer, nur freuen über die Resonanz des zum ersten Mal offerierten Angebotes. Beileibe nicht nur Annaburger hat es an diesem Sonnabendvormittag zum Fahrzeugwerk gezogen, wie der Betrieb im Volksmund nach wie vor heißt. Auch zahlreiche Besucher aus der weiteren Region sind da und lassen sich von den Mitarbeitern des Unternehmens, das vorrangig Fahrzeuganlagen für die Landwirtschaft produziert, erklären.
Kaum ein Jahr vergeht, in dem die Annaburger Nutzfahrzeuge GmbH nicht mindestens eine Neuerung vorstellen. Schon seit einigen Jahren sind die Gülletankanhänger, für die das Werk einmal bekannt war, nur noch ein Produkt unter vielen. Und dazu noch selbst durch zahlreiche unterschiedliche Größen und Anwendungsmöglichkeiten gekennzeichnet. SchubMax, Fieldliner, Teleliner, Umladewagen, MultiLand, Schubfix sind nur einige der Modellbezeichnungen für Fahrzeuge, die in den Jahren seit der jüngsten Jahrtausendwende entwickelt und auf den Markt gebracht wurden. Dazu kommen Schlauchsysteme zur Gülleausbringung und Wechselvorrichtungen für unterschiedlichste Nutzungen eines Fahrwerkes.
Das Unternehmen an sich gibt es bereits seit 1950. Damals begann man mit der Fertigung von Gespannwagen für kleine bäuerliche Familienbetriebe im Zuge der Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg. Während dies nur regionale Bedeutung hatte, so werden die heutigen Fahrzeuge weltweit gehandelt.
Klar natürlich auch, dass viele „Ehemalige“ unter den Besuchern sind. Unter ihnen Reinhard Richter, zuletzt Konstruktionsleiter. „Ich habe schon als Lehrling hier angefangen“, meint der heutige Senior, der auf Endfellner zukommt und ihm die Hand drückt. Über 40 Jahre war er hier tätig und zeigt sich schier begeistert von der Produktvielfalt, die das Unternehmen nun auch „fürs Auge“ entlang der Wege postiert hat. Die Fußballer von Grün-Weiß Annaburg kommen mit einem Bild ihrer Mannschaft. Das freut den Gastgeber. „Wir sind Sponsor von Grün-Weiß und verstehen das vor allem als soziale Verpflichtung.“ Sich in einem Sportverein zu betätigen sei für die Jugendlichen allemal besser, als irgendwo herumzuhängen, begründet Endfellner.
Schwierige Rahmenbedingungen
Kein Hehl macht er allerdings aus der wirtschaftlichen Situation. Dass das Unternehmen momentan nicht schlecht dasteht, ist die eine Seite. Dass der Markt insgesamt jedoch schwierig ist, die andere. Dabei spielen die Folgen des Ukraine-Konfliktes durchaus keine unbedeutende Rolle. Bekanntlich erließt Russlands Präsident Putin Einfuhrverbote für EU-Produkte als Reaktion für europäische Sanktionen. „Vor allem unsere Kunden in der Landwirtschaft sind davon betroffen“, so der Geschäftsführer. Was sich natürlich in einer größeren Verunsicherung am Markt deutlich macht. Die Annaburger punkten dennoch auch in dieser Situation, „weil wir die richtigen Produkte anbieten“, ist Benno Endfellner überzeugt.
Derweil kommt Jörg Schubert mit einer Gruppe Besucher von einem Rundgang zurück. Wie viele er davon bereits absolviert hat, mag er gar nicht zählen, dass er teilweise über die Art der Fragen gestaunt hat, muss er aber loswerden. Das ging zuweilen schon recht ins Detail, merkt er an. Nun braucht er aber erstmal eine Stärkung. Auch die ist an diesem Vormittag auf dem Glände zu haben. (mz)