Sudetendeutsche trafen sich in Annaburg Sudetendeutsche trafen sich in Annaburg: Mundart erinnert an Heimat
Annaburg/MZ. - Als die Heimatvertriebenen vor zehn Jahren dem Verband beitraten, gehörten die Jessener zu den Ersten im Land, die sich als eigenständige Kreisgruppe organisiert hatten. Die größte Mitgliederzahl erreichte sie Mitte der 90er Jahre mit 153 Organisierten. Allerdings bereitete von Anfang an die Altersstruktur dem Vorstand große Schwierigkeiten. Es bestehen keine Jugendvereinigungen, wie es in den alten Bundesländern üblich ist, sondern die Pflege des Brauchtums und der Kultur des Sudetenlandes lastet allein auf älteren Mitgliedern. Trotzdem sind gerade in dieser Richtung die Aktivitäten sehr vielgestaltig und reichen von Heimatabenden bis hin zu alljährlichen Reisen an die Stätten der Kindheit. Durch die Verwaltungsreform 1994 wurde der Verband später in die Wittenberger Landsmannschaft integriert, blieb jedoch bis zum heutigen Tage, was die Vorbereitung und Durchführung der Zusammenkünfte und Reisen betrifft, autark. So hatte der Vorstand auch diesen Mundartnachmittag langfristig ins Auge gefasst und freute sich nun über die große Resonanz bei den Besuchern. Die lachten herzhaft bei den gekonnt dargebotenen Magietricks von Franz Seifert. Mit seiner humorvollen Art setzte er die Zuschauer aber auch in Erstaunen und wusste zum "Original indischen Seiltrick" nicht nur eine lustige Geschichte zu erzählen, sondern bezog das Publikum gleich in seine Zauberei mit ein. Wenig später betrat Walter Marschik aus Dessau das Podium. Der gebürtige Grottauer beherrscht die einstige Mundart der Deutschen im Riesengebirge. "Mein Heimatort liegt dort, wo die Neiße damals vom Böhmischen in das Sächsische floss. Seit unserer Vertreibung sind inzwischen über 50 Jahre vergangen. Da fällt es mitunter schwer den alten Dialekt zu bewahren, denn automatisch nimmt man so nach und nach die Sprache der Menschen in der neuen Heimat an", erläuterte der 78-Jährige. Von Halle bis Stendal trägt er Gedichte und Texte von Heinz Kleinert in der böhmischen Mundart vor. Als er das Gedicht "Es wor a mol a kleenes Hienel, dos froß su garne Knobluchziehnel" rezitierte, hielt sich mancher im Publikum den Bauch vor Lachen.
Zum Schluss besichtigten die Sudetendeutschen noch das kleine Museum des Betriebes und so mancher bereicherte seine Vitrine daheim in der guten Stube anschließend mit einem schönen Stück aus dem Werksverkauf.