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"Subbotnik" "Subbotnik": Mönchenhöfer sammeln Reisig für Brot aus dem Dorfbackofen

Von Evelyn Jochade 14.03.2013, 08:52
Lutz Däumichen und Daniel Pätzold verschnüren im Wald bei Holzdorf eins der Reisigbündel.
Lutz Däumichen und Daniel Pätzold verschnüren im Wald bei Holzdorf eins der Reisigbündel. Evelyn Jochade Lizenz

Mönchenhöfe/MZ - Die Mönchenhöfer haben es gewusst: Der Winter kommt noch einmal zurück. Aus diesem Grund waren sie an den zwei „Frühlingswochenenden“ zuvor besonders aktiv. „Subbotnik“ nannte man die freiwilligen Einsätze früher, aber das ist lange her. Geblieben ist die Arbeit, die gemacht werden muss. Und so zogen die Männer und Frauen in den Wald bei Holzdorf, um - in Absprache mit dem Forstamt - für ihren historischen Dorfbackofen, der ab April wieder regelmäßig rauchen soll, Reisig zu sammeln.

Hilfreiche Erfindung

Lutz Thäle hatte erfindungsreich dafür gesorgt, dass die mühsame Reisig-Bindearbeit etwas leichter von der Hand gehen konnte. Er baute im Vorfeld nämlich Kisten mit Aussparungen, durch die sich Schnüre führen ließen. So wurden die zusammengetragenen Zweige in besagte Formen gedrückt und mit ihnen gleich das erforderliche „Bindemittel“. Nun brauchten die Waldarbeiter nur noch die Enden zusammenzuschnüren.

Eine Urkunde aus dem Jahre 1177 belegt, dass Prämonstratenser (Mönche des Klosters Gottes Gnaden bei Calbe/Saale) 60 Hufen flandrischen Maßes und eine Holzladestelle an der Schwarzen Elster erwarben, um für den Klosterbau benötigtes Holz zu gewinnen. Sie errichteten im Winkel zwischen Schwarzer Elster und Kremitz einen Wirtschaftshof, aus dem später das Dorf Mönchenhöfe entstand. 1984 erfolgte die Rekonstruktion des historischen Backofens im Ort.

Waren am ersten Samstag 14 Mönchenhöfer im Einsatz, so kam am vergangenen Sonnabend nur noch reichlich die Hälfte der Leute. Das lag zum einen am doch schon etwas abgekühlten Wetter, zum anderen möglicherweise am Datum. Denn einen Tag nach dem 8. März, so mutmaßten die unerschrockenen Männer, würden verschiedene Frauen wohl noch ihren Rausch ausschlafen. Heike Thäle, die solche Reden nicht dulden wollte, drohte sofort die Lästerzungen mit in die Bündel zu knüpfen.

Nachhaltigkeit angesagt

160 Bund Reisig waren im ersten Durchgang geschafft worden. Mit ähnlich großem Elan ging man den zweiten Tag an, denn für das Anheizen des rekonstruierten Backofens werden jeweils rund 20 Reisig-Pakete benötigt. Selbstverständlich nicht die frisch aus dem Wald geholten. Die werden erst einmal ein Jahr lang gelagert und getrocknet. Aber die Mönchenhöfer setzen auf Nachhaltigkeit, die ja heutzutage in aller Munde ist. Schließlich soll es auch weiterhin das berühmte und beliebte Brot aus ihrem Dorfbackofen geben.