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Studienreise Mongolei Studienreise Mongolei: Von Jurte zu Jurte

Von Detlef Mayer 07.10.2016, 07:44
Ein Jäger mit seinem Steinadler im mongolischen Altai-Gebirge. Die Vögel fürs Jagen einzusetzen, ist eine kasachische Tradition.
Ein Jäger mit seinem Steinadler im mongolischen Altai-Gebirge. Die Vögel fürs Jagen einzusetzen, ist eine kasachische Tradition. Steinert

Jessen - Damit das klar ist: Die Jurte heißt in der Mongolei Ger, und die mongolische Jurte ist etwas kleiner als die kasachische. Drei Kamele oder ein Auto brauchen die Nomaden, um eine Jurte beim Umsetzen zu transportieren. Einer der sich damit jetzt auskennt, ist Martin Steinert aus Jessen.

Der Diplom-Mediziner und Weltenbummler hat jüngst die Mongolei besucht. Von der Hauptstadt Ulan Bator (auf Mongolisch Ulaanbaatar) aus hat er insgesamt 5.000 Kilometer in Richtung Westen und zurück unter die Räder eines Mitsubishi Delica genommen. Begleitet von einem Einheimischen, der ihm Fahrer, Koch und Reiseleiter in einem war. Die Verständigung stellte kein Problem dar, denn der Mann hatte einst in der DDR studiert.

Mit Familienanschluss

Durch seinen mongolischen Führer kam Martin Steinert in den Genuss einer „Reise mit Familienanschluss“, wie er die zweieinhalbwöchige Unternehmung bezeichnet. Die Beiden hatten zwar auch ein Zelt dabei, durften aber oft in Jurten der Nomaden übernachten und an deren Alltag teilhaben.

Die Route führte von Ulan Bator aus - dort lebt mit 1,35 Millionen Menschen knapp die Hälfte der mongolischen Bevölkerung - durch den Süden des Landes, am Rande des Altai-Gebirges entlang in Richtung Westen bis zum Volk der Tuva (in Tsengel). Zurück zur Hauptstadt ging es dann weiter nördlich, unter anderem durch Ausläufer der Wüste Gobi. Martin Steinert erlebte das einfache Dasein der Nomaden mit ihren Pferden, Schaf- und Ziegenherden, Rindern (Jaks) und Kamelen. Er durfte an Naadam-Festen (Sommer-Volksfeste) teilnehmen, die bestimmt sind von Wettkämpfen im Ringen und Bogenschießen sowie Pferderennen, aber auch der Begegnung der Nomaden-Familien dienen. Außerdem unternahm der Jessener einen Abstecher ins Gebiet der kasachischen Adlerjäger (in Sagsai) in den Bergen des Altai, durchstreifte nahezu menschenleere Steppen, entlang von Flussläufen, Seen und Hochgebirgszügen, und durfte Einblick nehmen in buddhistische Klöster, die mit dem schwächer werdenden Einfluss Russlands - dafür wächst der chinesische - wieder erstarken.

Zurecht spricht Martin Steinert also von einer Mongolei-Studienreise. „Man kann schon mal drei oder vier Stunden fahren, ohne eine Menschenseele zu treffen“, beschreibt er die Weite des Landes und seine dünne Besiedlung. Und: „Weil es in der Steppe kaum befestigte Straßen und keine Wegweiser gibt, haben wir uns auch mal 200 Kilometer verfahren.“ Ebenfalls bemerkenswert: „Sieben Mal mussten die Stoßdämpfer am Wagen repariert oder gewechselt werden.“

Plötzliche Umschwünge

Bei Regengüssen stehe ein vorher trockenes Gebiet ganz schnell unter Wasser. „Man braucht da schon einen Einheimischen, der sich auskennt“, gesteht der Arzt, der sich ansonsten tief beeindruckt zeigt von der Gastfreundschaft der Menschen, den Steppen („man kann immer 50 bis 100 Kilometer weit bis zum Horizont blicken“), den großen Tierherden („sie zählen gleich nach Hunderten“) und dem strahlend blauen Himmel.

„Wenn man bei den Nomaden in den Jurten lebt, nimmt man die Geräuschkulisse sehr intensiv war: das Heulen der Hunde, das Grunzen der Jaks und das ,Weinen’ der Kamele.“ Martin Steinert wurde bei den Tuva auch Zeuge einer Pferdetaufe und des Aufbaus einer Jurte für ein frisch verheiratetes Paar. Bei den Kasachen im Altai traf er auf einen Mann, der für die Jagd, neben anderem auf Füchse, einen abgerichteten Steinadler nutzt. „Die Tiere werden als Junge aus den Nestern genommen und domestiziert.

Aber nach sieben, acht Jahren lässt man sie wieder frei, damit sie sich noch fortpflanzen können“, weiß der Jessener jetzt. Insgesamt meint er, bei den mongolischen Nomaden viele Parallelen zu den Indianern Nordamerikas (u.a. Pferde, Schamanismus) ausmachen zu können. (mz)

Ein Pferderennen während eines Naadam-Festes (Sommer-Volksfest) mit Kindern als Reiter.
Ein Pferderennen während eines Naadam-Festes (Sommer-Volksfest) mit Kindern als Reiter.
M. Steinert
Neben Pferderennen gehören Bogenschießen und Ringen zu jedem Naadam-Fest, das es in den Provinzen ebenso gibt wie in der Hauptstadt Ulan Bator. Ringer haben in der Mongolei einen ähnlichen Status wie Fußballer in Deutschland.
Neben Pferderennen gehören Bogenschießen und Ringen zu jedem Naadam-Fest, das es in den Provinzen ebenso gibt wie in der Hauptstadt Ulan Bator. Ringer haben in der Mongolei einen ähnlichen Status wie Fußballer in Deutschland.
Steinert
Neben Pferderennen gehören Bogenschießen und Ringen zu jedem Naadam-Fest, das es in den Provinzen ebenso gibt wie in der Hauptstadt Ulan Bator. Ringer haben in der Mongolei einen ähnlichen Status wie Fußballer in Deutschland.
Neben Pferderennen gehören Bogenschießen und Ringen zu jedem Naadam-Fest, das es in den Provinzen ebenso gibt wie in der Hauptstadt Ulan Bator. Ringer haben in der Mongolei einen ähnlichen Status wie Fußballer in Deutschland.
Steinert
Martin Steinert bekommt eine Reitpeitsche geschenkt.
Martin Steinert bekommt eine Reitpeitsche geschenkt.
Steinert
Der Schamanismus ist bei den Nomaden allgegenwärtig: Der erste Löffel Milch oder Tee am Morgen gehört den Göttern und wird gen Himmel geschleudert.
Der Schamanismus ist bei den Nomaden allgegenwärtig: Der erste Löffel Milch oder Tee am Morgen gehört den Göttern und wird gen Himmel geschleudert.
Steinert