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Starke Frauen in Prettin Starke Frauen in Prettin: Lessing Hochschule Berlin holt Kunstsommer in die Elbestadt

Von Detlef Mayer 12.09.2016, 21:26
Elisabeth von Brandenburg (1485 bis 1555) - Peter Appelt, als Dozent der Lessing Hochschule zu Berlin federführend verantwortlich für den künstlerischen Workshop Ende September in der Elbestadt und Bewohner des Prettiner „Schlösschens“, ist dabei, das Porträt der Kurfürstin auf das Hoftor des Grundstücks in der Hohen Straße zu bannen, das ihr einst Zuflucht bot.
Elisabeth von Brandenburg (1485 bis 1555) - Peter Appelt, als Dozent der Lessing Hochschule zu Berlin federführend verantwortlich für den künstlerischen Workshop Ende September in der Elbestadt und Bewohner des Prettiner „Schlösschens“, ist dabei, das Porträt der Kurfürstin auf das Hoftor des Grundstücks in der Hohen Straße zu bannen, das ihr einst Zuflucht bot. Peter Benn

Prettin - Am oberen Ende der Hohen Straße von Prettin steht ein großer Hof, den die Einwohner seit jeher das „Schlösschen“ nennen. Als Reminiszenz an die Historie dieses Grundstücks. Ein Teil seiner Geschichte tritt nun offen zu Tage - in Form eines Porträts der Kurfürstin Elisabeth von Brandenburg (1485 bis 1555). Geschaffen wird es von Peter Appelt, der den Komplex nutzt, welcher seit einigen Jahren Professor Bernd Guggenberger gehört. Beide wirken an der Lessing Hochschule zu Berlin, Peter Appelt als Dozent, Bernd Guggenberger als Rektor.

Die Lessing Hochschule richtet nun in Kooperation mit der Stadt einen künstlerischen Workshop in Prettin aus. Statt findet er vom 22. bis 30. September unter der Überschrift „Kultursommer in Prettin“. Zum Gegenstand des Workshops erwählte man „Die starken Frauen der Reformation“. Sie sollen in den öffentlichen Raum der Altstadt (zurück) geholt werden, als Wand- und Torbilder oder Plastiken. Und mit ihnen die besondere Geschichte der Elbestadt in der Zeit der Reformation. Hier schließt sich denn auch der Kreis zu Elisabeth von Brandenburg - sie ist eine solche starke Frau der Reformation.

Peter Appelt möchte ihr Konterfei auf dem Hoftor des „Schlösschens“, das neben den früheren Klostergebäuden Lichtenbergk - heute Schloss Lichtenburg - einst (1536 bis 1545) einer ihrer Zufluchtsorte in Prettin war, bis zum Beginn des Workshops fertig gestellt haben. Zumindest in wesentlichen Teilen, wie er der MZ sagte.

Elisabeth von Brandenburg (Tochter von König Johann von Dänemark, Norwegen und Schweden) war heimlich zur evangelischen Lehre übergetreten und musste daraufhin vor ihrem Ehemann, dem erzkatholischen Kurfürsten Joachim Nestor fliehen. Er hatte damit gedroht, sie bei lebendigem Leib einmauern zu lassen. Ihre Flucht führte die Kurfürstin nach Torgau und eben Prettin. Sie war mit Luthers Familie befreundet und die Patin seiner Kinder. Nach Spandau an der Spree kehrte sie erst nach dem Tod ihres Mannes zurück.

Der Prettiner Workshop der Lessing Hochschule richtet sich vor allem an Bildende Künstlerinnen und Künstler. Er ist gedacht als Ideenwettbewerb, bei dem vor Ort erste vorbereitende Konzept- und Entwurfsarbeiten entstehen sollen. Die Realisierung der Projekte an Toren, Wänden oder auf öffentlichen Plätzen ist dann für den Zeitraum Oktober 2016 bis Mai 2017 vorgesehen. Veranstaltungs- und Tagungsort für die öffentlichen Treffen im Rahmen des Workshops (auch spontane Präsentationen von Zwischenergebnissen) wird das Schloss Lichtenburg sein. Den beteiligten Künstlern stehen Unterkünfte in Prettin zur Verfügung.

In der Ausschreibung zu dem Workshop gibt es eine Kurzfassung jener Prettiner Geschichtsteile, die für die Reformation relevant sind. Darin heißt es: Prettin - „an einem alten Flussübergang im Stromtal der Elbe gelegen, gehörte die erste Siedlung schon vor 900 zum slawischen Wohngau Nisizi. Rudolf I. erbaute hier um 1335 eine Wasserburg, später das ,Schlösschen’ genannt."

Weiter heißt es: "Östlich der Stadtsiedlung war um 1300 das Antoniter-Präzeptorat Lichtenbergk gegründet worden, dessen Generalpräzeptor Goswin von Orsoy erster Kanzler der Wittenberger Universität wurde. Historische Stunden erlebte das Antoniter-Kloster Lichtenbergk, als hier Martin Luther 1518 auf Vorladung des kursächsischen Landesherren Friedrich des Weisen mit dessen Kanzler Georg Spalatin zusammentraf, in dessen Folge der Kurfürst Luther unter seinen Schutz stellte. Zwei Jahre danach kam es in Anwesenheit Philipp Melanchthons zu einem weiteren Gespräch zwischen Luther und dem päpstlichen Abgesandten Karl von Miltitz, der Luther zum Widerruf bewegen sollte. Dass Luther hier diese Gespräche führen konnte, zeigt die Offenheit der Antoniter für die Ideen der Reformation.“ (mz)