Sprint-Tankstelle in Jessen Sprint-Tankstelle in Jessen: Bei Anruf Wunschessen

Jessen - „Damit habe ich nicht gerechnet“, betont Christoph Pötzsch mehrfach, der das Wort „Normbrecher“ als Ritterschlag empfindet. Beim Neubau einer Tankstelle, erläutert Sprint-Bezirksverkaufsleiter Peter Kolditz, stellt das Unternehmen einen Dreijahresplan auf.
Der Pächter in Jessen hat die darin verankerten Ziele bereits innerhalb eines Jahres in allen Bereichen überboten. „Deshalb“, so Kolditz, „hat mir der Vorstand für die nächsten Bau- und Umbauarbeiten sofort grünes Licht gegeben.“ Am 1. Juni erfolgt die Eröffnung von fünf neuen SB-Waschboxen. Vier sind für Pkw vorgesehen, Nummer fünf bietet Wohnmobilen oder Transportern ausreichend Platz.
Der Bezirksverkaufsleiter nennt das „Ergänzung zur vollautomatischen Waschanlage“. Nach dem Ende von Tiefbau, Pflaster- und Stahlbauarbeiten beginnt ein Unternehmen mit dem Einbau der fünf Selbstwaschanlagen, die laut Pächter Pötzsch auch über Münzwechsler und eine Fußbodenheizung verfügen. „Da können die Autofahrer sogar im Winter mit Flip Flops ihren Pkw waschen“, meint er scherzhaft.
Der „absolute Wahnsinn“
Ein Jahr nach der Eröffnung müssen Be- und Entlüftung im Innenbereich erneuert werden. „Mit diesem Ansturm haben wir nicht gerechnet“, sagt Kolditz, der vom „absoluten Wahnsinn“ spricht. Christoph Pötzsch hat sich als Koch zwar international einen Namen gemacht und für prominente Persönlichkeiten wie den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff, Franz Beckenbauer, Thomas Gottschalk, Kylie Minogue oder die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Essen zubereitet, doch 300 bis 400 Mittagsportionen täglich sei eine Größenordnung, die mit der Bezeichnung Erfolgsstory nur unzureichend beschrieben ist.
Pötzsch geht dieses Lob runter wie Öl. Andererseits hat sich der frühere Globetrotter lange Gedenken gemacht, wie er sich von der Masse abheben kann. Der Renner, sagt er, sind Schnitzel oder Kartoffelsalat. Das gehört auf die Speisenkarte, daran führt kein Weg vorbei. Der Großteil seiner Stammkunden setzt auf Abwechslung oder Wunschessen.
Telefonische Anfragen gehören zum Tagesgeschäft. Die Arbeiter einer Firma in der Rehainer Straße zum Beispiel haben sich Eier-Frikassee gewünscht, andere sind permanent scharf auf Thai-Curry. „Ich kann auch italienische oder ungarische Küche“, meint der 38-Jährige, der weiß, dass hinter dem Erfolg harte Arbeit steht. „Ich bin jeden Tag hier.“ Als Chef von zehn Mitarbeitern will Pötzsch mit gutem Beispiel vorangehen.
Den Erfolg ausgiebig genießen, bedeutet für den Pächter Wettbewerbs-Stillstand. Er überlegt deshalb, eine WhatsApp-Gruppe einzurichten, damit jedes Mitglied die Speisenkarte auf seinem Smartphone einsehen kann. „Bei ständig wechselnden Tagesangeboten sparen sie sich den Anruf in der Tankstelle.“ Zudem soll das Sortiment mit regionalen Produkten erweitert werden.
Sorgen im Hinblick auf den anstehenden Umbau der Be- und Entlüftungsanlage macht sich der Plossiger nicht. Auf seinen vielen Stationen als Koch habe er das Improvisieren gelernt. Sollte es zu Einschränkungen im 85 Quadratmeter großen Restaurantbereich kommen, wird zusätzlich die Gulaschkanone angeschmissen.
„Es passiert alles zum Wohl des Kunden“, ergänzt der Bezirksverkaufsleiter, der den Baustart mit Spätsommer angibt. „Eigentlich“, sagt Kolditz , „sollte der gesamte Umbau bereits Geschichte sein. Doch Handwerker haben heutzutage volle Auftragsbücher und sind schwer zu bekommen.“
Beim Thema Gesamtkosten wählt er einen Vergleich. „Die Größenordnung ist eine gut ausgestattete S-Klasse.“ Diese Summe komme bei kompletter Erneuerung von Frischluftzufuhr und Absaugung zusammen.
Rundum-Service
Der Pächter bietet auf seinem Areal ein Stück Rundum-Service an. Brummi-Fahrer können unter die Dusche springen, die Paketannahme hat 24 Stunden geöffnet. Die Kunden, sagt Pötzsch, sind freundlich und nutzen den Service. Sie sollen spüren, dass sich der Pächter mit seiner Tankstelle identifiziert. Das Feedback sei durchweg positiv, meint auch Kolditz, der den Standort Jessen als regionales Aushängeschild bezeichnet.
„Die Familie Pötzsch ist dort bestens vernetzt. Mit ihrer Unterstützung wollen wir dort Marktführer bleiben“, so der Bezirksverkaufsleiter, der schon Ideen für weitere Projekte wie zum Beispiel eine integrierte Speiseeistheke besitzt. Mit dem Einbau des neuen Be- und Entlüftungssystems wird auch die Küche aufgewertet. „Und wenn wir wieder an unsere Grenzen stoßen, wird weiter investiert“, betont Kolditz mit Nachdruck in der Stimme. (mz)