Grundschule Michael Stifel Sportlichen Ehrgeiz zeigen die Grundschüler aus Annaburg beim Crosslauf
Traditioneller Crosslauf der Grundschule Michael Stifel in Annaburg. Was die Kinder dabei erleben, wer ohne zu rennen auf dem Treppchen stehen darf und für wen es ein Abschied ist.
Annaburg/MZ. - An diesem Mittwoch strahlt die Sonne über dem Stadion von Annaburg. Vor fast genau einem Monat sah das noch anders aus. An den im September angekündigten Sturm erinnert Sportlehrerin Jaqueline Meißner die Grundschüler, Lehrer und zahlreichen Eltern. Dieser war der Grund, warum der traditionelle Crosslauf verschoben werden musste, die Sicherheit der jungen Sportler war wichtiger als mögliche Ergebnisse. Immerhin geht ein Gutteil der 586 Meter messenden Runde durch das Waldstück hinter dem Stadion von Annaburg.
Krämpfe vermeiden
Nun, also an einem Oktobertag aus dem Bilderbuch, dürfen die Schüler der Grundschule Michael Stifel ihre Ausdauer, Kameradschaft und Sportlichkeit unter Beweis stellen. Doch bevor es losgeht, steht Erwärmung auf dem Programm. Kaum aus der Kabine raus, bilden die Mädchen der zweiten Klasse einen Kreis, um die Muskeln schön warmzuhalten. Amely gibt dabei den Ton an. Die Siebenjährige trainiert bei den Leichtathleten des SV Grün-Weiß Annaburg und weiß genau, worauf es ankommt: Krämpfe vermeiden.
Sie will später ihr Lieblingsfach Sport als Lehrerin zu ihrem Beruf machen. Die Strategie der kleinen Blondine ist, möglichst mit Freundin Luisa ins Ziel zu kommen. Falls sie aber nicht in einen gemeinsamen Rhythmus finden, läuft jede ihr eigenes Tempo. Ihr großes Ziel für das Rennen: einen Platz ganz weit vorne erlaufen. Schließlich ist das ihre liebste Disziplin. Am Ende wird sie hinter Freundin Emilie auf Platz zwei kommen.
Bevor die Mädchen der ersten Klassenstufe starten, darf ein Junge vor allen anderen Treppchenluft schnuppern. Die gesamte Schülerschaft samt Lehrer singt für Ole ein Lied zum Geburtstag. Später macht er sich selbst das Geschenk, ein zweites Mal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Als Gewinner des Crosslaufs der Erstklässler bekommt er eine der gesponsorten Medaillen des Fördervereins überreicht. Sein Bruder Pepe, der den dritten Platz der Viertklässler erläuft, sagt stolz: „Das ist seine erste Medaille.“
Den Erstklässlern merkt man die Aufregung am Start deutlich an. Nervös drängen sie sich an der Startlinie und können es kaum erwarten, dass ihre Sportlehrerin endlich die Startklappe knallen lässt. Blitzschnell hechten die ersten Mädchen an den jubelnden Zuschauern vorbei in den schmalen Zielkorridor. Simone Peisker schreibt jedem Schüler die Zahl seines Zieleinlaufes auf die Hand. Mit dieser geht es direkt an den „Schreibtisch“ von Margit Greb, Sekretärin der Grundschule, und Antje Berger, der Schulleiterin.
Sie empfangen die teils völlig verausgabten Kinder, gleich welche Nummer auf der Hand steht, immer mit freudestrahlenden Gratulationen. „Nicht hinsetzen, weiter atmen und zieh dir was Warmes über“, sind wohl die Worte, die sie an dem Tag am häufigsten sagen. „Auch dafür ist dieser Crosslauf da, die Kinder lernen, ihre Kräfte einzuteilen“, erklärt Antje Berger, für die dieser Lauf der letzte als Schulleiterin ist, da sie im nächsten Jahr bereits den Ruhestand genießen wird.
Tränen werden getrocknet
Die Hand-Nummern tragen die beiden „Schriftführerinnen“ der Grundschule erst in Listen und dann die Namen der Erstplatzierten in die Urkunden ein. Antje Berger weiß genau, wie sich die Schüler nach dem Lauf fühlen, oft ist sie als moralische Stütze mitgelaufen. Doch auch das soll der Crosslauf neben dem sportlichen Ereignis sein, eine Herausforderung der sich die Kinder stellen.
Da können auch mal Tränen der Enttäuschung fließen, weil das selbstgesteckte Ziel nicht erreicht wurde. In solchen Momenten stehen die Klassenkameraden, Lehrer und Familienangehörigen an der Rennstrecke und feiern jeden einzelnen Läufer. Glücklicherweise werden nur Taschentücher über den „Schreibtisch“ gereicht. Die gut bestückte Sanitätstasche bleibt unangetastet.
Brigitte Korb ist eine der vielen Zuschauer. Die Bethauerin vertritt die wegen Arbeit und Terminen verhinderte Familie, um Urenkel Timo anzufeuern. Der Zweitklässler, der für den SV Grün-Weiß Annaburg kickt, fühlt sich für die Strecke gut vorbereitet. Uroma Brigitte ist die Erste, die ihm zu seinem dritten Platz gratuliert.
Schon läuft Ben-Luca ein. Der Drittklässler schnappt zwar nach Luft, erholt sich aber auch schnell. Im letzten Jahr stand er auch ganz oben auf dem Podest, aber heute ist er erstmals zwei statt einer Runde gelaufen. „Es war ein gutes Rennen. Ich hatte auf beiden Runden keine Probleme“, so der Junge, der im nächsten Jahr seinem besten Freund den Vortritt lassen will.
Zur Siegerehrung strahlen alle Kinder mit der Sonne um die Wette, denn die Vertreterinnen des Fördervereins haben nicht nur Medaillen für die Sieger, sondern eine süße Überraschung für alle.