Sperrmüll bestellen Sperrmüll bestellen: Griff in Bürgers Portokasse
Jessen - Für das kommende Jahr soll es in Ergänzung der Abfallfibel eine Abfall-App für den Landkreis Wittenberg geben. Das erfuhr die MZ von Pressesprecher Ronald Gauert. Diese Anwendung für Smartphone und Tablet will die Kreisverwaltung demnächst der Öffentlichkeit vorstellen.
Am aufwendigen Prozedere zur Bestellung der Sperrmüllentsorgung ändere sich damit aber vorerst nichts, sagt Gauert. Das hänge damit zusammen, dass zur Sperrmüllabfuhr zwei Unternehmen im Kreis unterwegs sind: Remondis als Hauptauftragnehmer im Norden und Westen, Brantner als Subunternehmen im Ost- und Südkreis. „Bei Onlinebestellung müsste dann an zentraler Stelle ein Bearbeiter den Eingang überprüfen und an das jeweilige Entsorgungsunternehmen weiterleiten“, so Gauert. „Das Kernproblem ist aber die Abrechnung.“
Umständliches Ausfüllen
Die Bürger müssen also weiterhin die Doppelpostkarte aus der Abfallfibel trennen und ausfüllen. Neben der Adresse bedarf es dazu des vielstelligen Kassenzeichens (ersichtlich auf dem jährlichen Gebührenbescheid). Außerdem sind Angaben nötig, welche Gegenstände in welcher Menge der Kunde entsorgt haben möchte.
Diese Doppelkarte muss an den jeweiligen Entsorger (Adresse in der Abfallfibel) geschickt werden. Die Möglichkeit, diese in den Bürgerbüros der Kreisverwaltung abzugeben, besteht schon seit Jahren nicht mehr. Wer nicht in der Nähe der Entsorgungsunternehmen in Klieken oder Schweinitz wohnt oder dort vorbei kommt, dem bleibt also nur der Postweg. Und der ist teurer geworden: Der Kartenteil mit der Bestellung an das Unternehmen muss wie ein Brief - aktuell mit 80 Cent - frankiert werden, die Antwortpostkarte, mit der man den Bestelltermin erhält, mit 60 Cent. Letzteres werde von den Bürgern gerne mal vergessen, berichtet Nicole Mienert, Einsatzleiterin bei Brantner. „Das ist ärgerlich.“ Dann werde versucht, die Absender telefonisch über den Abfuhrtermin zu benachrichtigen.
Einfach eine Rückrufnummer auf der Karte zu vermerken oder die Karte einzuscannen und per Mail ans Unternehmen zu senden, könne man als grundsätzliche Lösung nicht anbieten. „Man kann es drehen und wenden wie man will, wir brauchen noch diese Karten“, sagt Matthias Pranger, Niederlassungsleiter der Remondis GmbH.
Über die Karten müssen die Unternehmen die erbrachten Leistungen beim Landkreis abrechnen. Im Kreis Wittenberg wird die Abfuhr von einem Kubikmeter Sperrmüll pro Person mit der Grundgebühr abgegolten.
„Wir sind auch in anderen Kreisen unterwegs, wo es online gut funktioniert“, berichtet Matthias Pranger. Die MZ hat sich diesbezüglich umgehört: Für den Elbe-Elster-Kreis ist der Abfallentsorgungsverband Schwarze Elster der zentrale Ansprechpartner für die Bürger. Die können auf der Homepage das Formular ausfüllen und bekommen per Mail oder telefonisch den Termin mitgeteilt. Ebenso läuft es beim Stadtpflegebetrieb für Dessau-Roßlau. Bei den Kreiswerken Anhalt-Bitterfeld können die Bürger über das Onlineformular gehen, obwohl es dort sogar drei Entsorgungsbereiche gibt.
App für Terminplanung
In allen genannten Fällen ist auch noch die herkömmliche Bestellung per Abrufkarte möglich. Denn natürlich bleibt auch der Teil der Bevölkerung zu berücksichtigen, der digital nicht zu erreichen ist.
Eine Abfall-App, mit der Bürger unter anderem die Abfuhrtermine einplanen können, gibt es bereits im Kreis Nordsachsen. Die Sperrmüllentsorgung in den Bereichen Torgau, Eilenburg und Oschatz ist unterschiedlich organisiert. Entweder gibt es Straßensammlungen zu bestimmten Terminen oder Sammeltermine an festen Standplätzen. Pressesprecher Alexander Bley erklärt: „In den Wertstoffhöfen können die Bürger zudem kostenfrei Sperrmüll abgeben, wenn sie nachweislich im Landkreis wohnen.“ (mz)