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Sonderaktion Sonderaktion: Um die Welt an einem Tag

Von Gabi Zahn 15.08.2013, 20:17
Vanessa beim Ritt auf einem „Wüstenschiff“ im Leipziger Zoo
Vanessa beim Ritt auf einem „Wüstenschiff“ im Leipziger Zoo G. Zahn Lizenz

Jessen/MZ - Noch bis zum Mittwoch dieser Woche hätte Hannelore Liepe aus Elster geglaubt, dass ihre siebenjährige Enkelin Mia Hollwitz flunkert, wenn sie behauptet, dass es einen Leberwurstbaum und sogar einen Zahnbürstenbaum gibt. An besagtem Tag sieht die Oma diese wundersamen Gewächse jedoch mit eigenen Augen – während eines Ausflugs in Leipzigs Zoo.

Dort lernt sie drei Kontinente binnen weniger Stunden kennen. Mit dabei sind auch Mia, ihr Bruder Hannes (fünf) und deren Mutti Yvette Hollwitz.

Dass eine solche „Weltreise“ unkompliziert und vor allem ohne Kosten möglich wurde, ist für alle ein echter „Glücksfall“, denn die Familie lebt seit Wochen im Ausnahmezustand, ebenso wie andere, die mit den Folgen des Hochwassers kämpfen.

Anmeldungen nach Aufruf

Im Wissen, welche Nachwirkungen die Katastrophe mit sich bringt, hatte das Reiseunternehmen Thier Touristik & Service GmbH aus Jessen vor etwa vier Wochen von der Flut betroffene Menschen zu „einem Tag Urlaub“ eingeladen. Auf dieses Angebot hin haben sich zwölf Familien mit etwa 40 Personen aus Elster, Listerfehrda und Gorsdorf gemeldet. Die restlichen Plätzen des neuen von MAN zur Verfügung gestellten Busses buchten vor allem Familien aus Wittenberg und Jessener Ortsteilen. Deren Reisepreis wird nun als Spendenerlös verwendet.

Mit großer Freude erfährt die Gruppe bei der Begrüßung im Leipziger Zoo, dass sie als „VIP“-Gäste eine spezielle Führung durchs „Gondwanaland“, die exotische Tropenhalle, erhalten – vorbei an vielen anderen Besuchern, die noch auf den Einlass warten.

Auf dem Urwaldfluss Gamanil beginnt per Boot zunächst eine Zeitreise in die Erdgeschichte. Die kleine Mia Hollwitz zeigt plötzlich auf ein riesiges Wesen: „Ein Saurier“, raunt das Mädchen. Doch während sich das Urtier wieder in multimedialer Weise auflöst, ist Muttis Arm, in den sie sich kuschelt, zum Glück noch immer da.

Auch später bei der Wanderung im dichten Dschungel des Regenwaldes entdeckt Mia oft zuerst die Tiere, die sich gern zwischen riesigen Blättern, auf Bäumen, im Wasser oder in Steinhöhlen verbergen: die putzigen, aber diebischen Totenkopfäffchen, die Lippenbären, das Flusspferd, Leguane und die Tapir-Familie. Auf diese Weise hat Zoo-Mitarbeiterin Petra Dietrich, von der ein Teil der Jessener Reisegruppe durch das Gondwanaland begleitet wird, eine „ganz tolle Hilfe“, wie sie versichert. Nur Fauline und Sit, die beiden Faultiere, denken gar nicht daran, sich den Besuchern zu zeigen.

Ausgeklügelte Technik

An die 25 Grad Celsius und 70 bis 100 Prozent Luftfeuchtigkeit braucht die tropische Welt, die durch eine ausgeklügelte hochmoderne Technik aufrechterhalten wird, erklärt Petra Dietrich. Sie erinnert sich: „Als unser Zoodirektor Dr. Jörg Junhold vor vielen Jahren das Konzept vom ,Zoo der Zukunft’ präsentierte, schmunzelte mancher, und auch einige Fachleute nahmen ihn speziell mit seiner Vision vom Gondwanaland nicht für voll. Heute ist sie Realität, und wir freuen uns über mehrere Tausend Besucher pro Tag.“

Für die raffinierte Überdachung, die an der höchsten Stelle 34 Meter misst, wurden 407 transparente Folienkissen in eine freitragende Stahlkonstruktion eingelassen. Alles in allem hat die Investition etwa 64 Millionen Euro gekostet. An die 24 000 Pflanzen und 300 exotische Tiere gedeihen unter dem einzigartigen Kunststoffdach. „Sie werden hier einige Gewächse sehen, die ihren Zimmerpflanzen gleichen. Seien sie nicht traurig, dass sie bei ihnen nicht so üppig werden. Hier wachsen sie bei idealen Bedingungen bis zur Originalgröße “, erklärt die Zoo-Lotsin. Dabei zeigt sie auf riesige Birkenfeigen, auch Benjamin-Bäumchen genannt. Ebenso beeindrucken Gewürzpflanzen und tropische Obstgewächse: Guave, Kakao, Ananas, Bananen, Pfeffer, Zuckerrohr.

Der Leberwurstbaum ist freilich den meisten Besuchern unbekannt. „Seine Früchte gleichen tatsächlich den namensgebenden Fleischerprodukten. Doch die trug er bisher nur einmal: Am 1. April hatte ihn offensichtlich ein Scherzbold heimlich mit Pfälzer Leberwürsten behängt“, verrät Petra Dietrich. Und noch etwas gibt sie preis: Das Holz des anfangs erwähnten Zahnbürstenbaumes wird tatsächlich zum Reinigen der Zähne benutzt. Wer es ausprobieren möchte, kann sich ein Stück davon im Souvenirladen kaufen.

Jede Menge zu entdecken

Niemand hätte am Ende die Wanderung entlang der verschlungenen Dschungelpfade und rauschenden Wasserfälle versäumen mögen. Sie führte durch drei Themenwelten: Südamerika, Afrika und Asien. Doch auch außerhalb von „Gondwana“ gibt es noch jede Menge zu entdecken: den Elefanten-Tempel „Ganesha Mandir“ und die Savannenlandschaft, in der Rothschildgiraffen, Zebras und Säbelantilopen friedlich nebeneinander leben. Im „Pongoland“ halten Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans gerade Mittagsschlaf. Aber Mia, Stella und die anderen Kinder aus Listerfehrda und Elster sind noch lange nicht müde. Bis der Bus am späten Nachmittag wieder in Richtung Heimat fährt, toben sie auf den Spielplätzen herum, staunen, wie viele Fische die Pinguine zum Abendbrot bekommen. Lea und Leonie sind sogar mutig genug und klettern in den Sattel eines hochbeinigen „Wüstenschiffes“ und reiten eine kleine Runde.

„Es war ein wunderschöner Tag“, schwärmt Elke Hiob. Ebenso wie sie bedankt sich jeder Passagier am Ziel bei den netten Reisebegleiterinnen Adelheid Walther und Daniela Schücke sowie bei Busfahrer Eckhard Kahl für das Erlebnis.

Angekommen in Leipzig: Die Passagiere aus Jessen, Listerfehrda, Elster, Holzdorf, Gorsdorf, Hohndorf und Wittenberg freuen sich auf den Tag im Zoo.
Angekommen in Leipzig: Die Passagiere aus Jessen, Listerfehrda, Elster, Holzdorf, Gorsdorf, Hohndorf und Wittenberg freuen sich auf den Tag im Zoo.
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Ein Äffchen
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