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Sepp Müller zu Besuch Sepp Müller zu Besuch: Stalldienst statt Straße

Von Ute Otto 07.03.2019, 09:21
Max Kositza, Azubi als Berufskraftfahrer bei Schade-Logistic in Jessen im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Sepp Müller
Max Kositza, Azubi als Berufskraftfahrer bei Schade-Logistic in Jessen im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Sepp Müller Ute Otto

Jessen - Berufskraftfahrer ist für Max Kositza „der einzige Beruf, den ich machen möchte“, sagt er am Dienstagnachmittag in der Schade Logistic GmbH. Es ist ein angestammtes Jessener Familienunternehmen, das Björn Schade bereits in dritter Generation führt.

Der 18-jährige Kositza ist dort Auszubildender als Berufskraftfahrer im zweiten Lehrjahr. Im Rahmen der Ausbildung darf der Grieboer den Lkw-Führerschein der Klasse CE ab 7,5 Tonnen jetzt schon machen (normal ab 21 Jahre), allerdings, so steht es explizit in der Ausbildungsverordnung, muss er sich zuvor der Medizinisch Psychologischen Untersuchung (MPU) stellen.

Potenzial wird verschenkt

Mit bestandener Fahrprüfung können die Azubis dann auch schon als Fahrer eingesetzt werden. Allerdings nur bis zum Abschluss der Lehre. Aber selbst wenn sie die Facharbeiterprüfung mit Auszeichnung meistern, „und einen 40-Tonner besser rückwärts schieben können als manch alter Hase“, wie Betriebsleiter Ronny Jänichen aus Erfahrung berichtet, dürfen sie dann erst wieder auf die Piste, wenn sie 21 Jahre alt sind.

„Damit wird es den jungen Leuten unnötig schwer gemacht, im Berufsleben Fuß zu fassen“, sagt Jänichen. Zwar können die Jungfacharbeiter solange in der Werkstatt eingesetzt werden. Aber damit werde auch Potenzial verschenkt, sagt Björn Schade: „Die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer ist eine der teuersten in Deutschland.“

Zumal es laut der Firmenleitung schon ein Glücksfall ist, geeignete Bewerber zu finden. „Der Beruf hat eine schlechte Lobby. Die Lkw-Fahrer sind an allem schuld - am Stau, an den schlechten Straßen, usw.“ Dagegen, meinen Schade und Jänichen, müsse an den Schulen etwas getan werden. Sepp Müller - der CDU-Bundestagsabgeordnete stattet gerade dem Unternehmen einen Besuch ab - bietet an, den Kontakt zu den Trägern des Berufsorientierungsprojektes „Brafo“ zu vermitteln.

Möglicherweise könne sich das Unternehmen dort einbinden. Auch will Müller bei der Industrie- und Handwerkskammer prüfen lassen, ob die Ausbildungsverordnung eine praktikablere Lösung in Sachen Lkw-Führerschein für unter 21-Jährige hergibt.

Zur Fachkräftegewinnung verweist er außerdem auf das neue Weiterbildungschancengesetz. Demnach können Unternehmen für Weiterbildung von Mitarbeitern von der Agentur für Arbeit sowohl die Fortbildungskosten als auch die Lohnkosten der dafür frei gestellten Mitarbeiter erstattet bekommen. Die Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg wolle das Geld gerade im Transportbereich fördern, „weil die Logistik hier eine große Bedeutung hat“.

Seit 1996 ist Schade Logistic im Gewebegebiet an der B 187 ansässig. „Als wir von unserem kleinen Hof in Schweinitz hierher kamen, war das für uns ein riesiges Areal“, erzählt der Chef. „Heute müssen wir zusehen, wie wir alles unterkriegen.“ 80 Sattelzugmaschinen und 100 Auflieger hat der Fuhrpark, der ständig modernisiert werde. „Im vergangenen Jahr haben wir in 20 neue Zugmaschinen investiert, in diesem Jahr sollen es 16 werden“, berichtet er.

In der hauseigenen Werkstatt - zugleich anerkannte Fachwerkstatt für den Lkw-Hersteller DAF - wird gerade ein nagelneues Schlachtschiff für seinen Einsatz unter Schade-Flagge vorbereitet: die Zugmaschine DAF XF 480 Super Space Cab. Die Fahrerkabine ist so groß, dass sogar ein Zwei-Meter-Mann wie Sepp Müller darin stehen kann. Für den 30-Jährigen ist das Transportgewerbe kein fremdes Metier: „Meine Eltern haben auch ein Fuhrunternehmen“, berichtet der Gräfenhainichener.

Wunsch: Weniger Bürokratie

Bei Schade bekommt jeder Fahrer seine Zugmaschine. Deshalb werden diese neben der Standardausstattung mit allen Schikanen wie Komfortbett und Kühlschrank weitestgehend den Wünschen des jeweiligen Fahrers angepasst, zum Beispiel mit Beleuchtung und TV-Halterung.

Nur auf dem Foto - weil das Fahrzeug in Torgau steht - kann Björn Schade seinem Gast ein weiteres Prachtexemplar zeigen: Einen Innenlader mit besonderer Radaufhängung. Damit können zwölf Meter lange Glasteile bruchsicher transportiert werden. Glas - der Hauptkunde sitzt in Torgau -, Getränke, Papierrollen für Druckereien sowie Schüttgut werden von Schade-Logistic hauptsächlich gefahren.

„Wir haben viel zu tun, dass die Fahrzeuge immer auf die Straße dürfen“, spielt der Firmenchef auf den Berg von Bürokratie an. So ist die Vereinfachung von Förderanträgen ein weiterer Wunsch, den Schade dem Bundespolitiker mit auf den Weg gibt. (mz)