Schwerlasttransport Transformator Schwerlasttransport Transformator: Mit 70 Tonnen nach Schweinitz

Schweinitz - Deutlich zeitiger als vorgeplant, macht sich der Koloss auf Reisen. Das heißt, das letzte Stück seiner Reise, denn den längsten Weg hat er auf seiner etwa einwöchigen Fahrt von Nürnberg nach Holzdorf schon hinter sich. Trotz Lokführerstreik, witzelt Torsten Höft. „Der hat uns nicht erwischt“, meint der Projektleiter für den Neubau des Umspannwerkes bei Schweinitz (gegenüber dem Kommunalentsorger KIJ). Doch da solche Sondertransporte, wie der des ersten großen Transformators für das Schweinitzer Umspannwerk, sich eh danach richten, wann die Fahrplanzüge nicht auf der Strecke sind, hätte selbst der Lokführerstreik vom Ende April wohl an der Ankunft des Aggregates in Holzdorf nichts wirklich geändert.
60 Kilometer langer Konvoi
Erst ab 22 Uhr also am Montag geplant, entschieden die Polizeibeamten, die den Schwerlasttransport auf der B 187 zu sichern hatten, „es geht los“. Da war es 17.20 Uhr. Das Anschlussgleis und der Verladebahnhof der Bundeswehr waren genutzt worden, das 70 Tonnen schwere Gerät von dem Schienentrailer auf die gummibereiften Lafetten für den Straßentransport zu verladen. Eine reichliche Stunde brauchte der über alles 63 Meter lange Konvoi, um die knapp 15 Kilometer zu bewältigen. Für alle Fahrzeuge dahinter hieß es: Anstellen und Geduld haben.
Gestern Vormittag nun wurde der Transformator vom Transportfahrzeug auf die Schienen gesenkt, auf denen er dann seitlich Zentimeter für Zentimeter an seinen endgültigen Bestimmungsort rollte. Dort rüsten ihn die Monteure des Herstellers Siemens jetzt auf. Mit allen Anbauteilen und der später kühlenden und isolierenden Ölfüllung wird er in drei bis vier Wochen ein „schwerer Brocken“ von 344 Tonnen sein.
Das zweiteilige neue Umspannwerk wird die Schnittstelle sein zwischen dem 110-kV-Verteilnetz (Mitnetz) und dem 380-kV-Übertragungsnetz (50Hertz). Die Vorbereitungen liefen seit Mai 2014, gebaut wird seit September. Bis dato sind seitens des Höchstspannungsnetzbetreibers „50Hertz“ 30 Millionen Euro in das Vorhaben geflossen.
Seit Januar werden die Stahlkonstrukte errichtet. Zuvor wurden laut Projektleiter Torsten Höft 300 Einzelfundamente gefertigt. Bis jetzt sind 280 Tonnen Stahl verbaut worden. Im Juni 2015 wird mit dem Bau der Fundamente für die Masten begonnen. Denn in die bestehende 380-kV-Leitung ist das Umspannwerk noch einzubinden.
Im August wird auf die gleiche Weise der zweite Transformator nach Schweinitz gebracht und installiert. Der kommt allerdings von einem anderen Hersteller, Alstom in Mönchengladbach. Diese beiden Transformatoren und das Equipment drumherum stellen vorerst den geplanten Ausbauendstand dar. Noch zwei weitere solcher Riesenaggregate können bei künftigem Bedarf auf der Fläche von rund zehn Hektar installiert werden, informieren Torsten Höft und Dirk Manthey, der Verantwortliche für die Projektkommunikation.
Gesamte Anlage soll Ende des Jahres laufen
Sobald der Transformator fertig installiert ist, sorgen die Monteure für die Elektroanschlüsse. „Das sollte bis Ende September geschafft sein“, erläutert Dirk Manthey. Die gesamte Anlage werde zum Ende des Jahres funktionstüchtig sein, so Torsten Höft. Mit dem Beginn des neuen Jahres starten dann auch die detaillierten Überprüfungen und Abnahmen. Ab März 2016, so die beiden „50Hertz“-Fachleute, werde das Umspannwerk arbeiten.
Ein bisschen wird es dabei verkehrte Welt spielen. Denn „50Hertz“, das Unternehmen, das gewohntermaßen den „Überlandstrom“ zu den regionalen Energieversorgern bringt, wird diesmal den Strom von hier wegbringen. Und zwar in südlichere Gefilde, wo er dringend gebraucht wird. Der Grund sollte inzwischen bekannt sein: Sachsen-Anhalt zählt zu den Bundesländern mit der höchsten Quote an Strom aus erneuerbaren Energien, vorrangig aus Windkraftanlagen. Der ist bekanntlich nicht speicherbar und muss woanders hin, wenn er im eigenen Lande gerade nicht benötigt wird.
Geliefert bekommt „50Hertz“ den Strom von der Envia-M-Tochter Mitnetz. Die baut dafür gleich nebenan ein eigenes Umspannwerk (die MZ berichtete). Das wird den Strom aus dem 110-kV-Hochspannungsnetz an das gerade beschriebene Trafosystem übergeben, wo er in Höchstspannung umgewandelt wird, um ihn über weite Strecken „fließen“ lassen zu können. (mz)

