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Schultreffen in Prettin Schultreffen in Prettin: Ein Wiedersehen nach halbem Jahrhundert

Von Klaus Adam 23.09.2001, 19:54

Prettin/MZ. - Eine lustige Runde traf sich am Sonnabend Nachmittag. Welch besseren Treffpunkt für Junggebliebene hätte es geben können, als das Foyer der Diskothek "Happy Night" in Prettin? Fünfzig Jahre nach ihrer Schulentlassung traf sich die damalige Klasse hier wieder. Für einige war es das erste Wiedersehen nach dieser langen Zeit. Von seinerzeit 53 Schülern hatte es nicht weniger als 40 zum Klassentreffen in die alte Heimat gezogen. Und zur Goldenen Konfirmation am Sonntag kamen noch einige mehr. Andere waren allerdings auch schon wieder nach Hause gefahren.

Die Goldene Konfirmation in der restaurierten Kirche war für Ingeborg Großmann, Christa Schneider und Hans-Martin Taesch ein guter Anlass, gleichzeitig zum Klassentreffen zu laden. Während Hans-Martin Taesch, als bislang einziges Landtagsmitglied (CDU) aus der Jessener Region hinlänglich bekannt, gemeinsam mit seiner Frau die Adressen fast aller damaligen Klassenkameraden ausfindig machte, fiel Ingeborg Großmann die Begrüßungsrede zu. "Was biste auch Lehrerin geworden", ulkte Hans-Martin Taesch.

Als Ingeborg Großmann in die acht Jahre währende Schulzeit zurückblickte, gelang es ihr, recht anschaulich auch ein Bild jener Zeit zu rekonstruieren. Es war die Zeit des zu Ende gehenden Krieges. In dessen Folge viele Umsiedler nach Prettin kamen. "Einige blieben nur kurz, andere für immer." Ingeborg Großmann erinnerte an die alten Holzbänke, in denen 53 Schüler auf den Klappsitzen aushalten mussten. Erst als ein neuer Lehrer in die Stadt kam, konnte die Riesenklasse geteilt werden. Jedoch so, wie es sich damals geziemte, in eine Jungen- und eine Mädchenklasse.

Als die Namen einiger Lehrer genannt wurden, ging ein amüsiertes Raunen durch die Reihe der Zuhörer, die um die festlich gedeckte Tafel saßen. Hochachtung vor dem Einen klang an, an die Strenge der Anderen erinnerten sich die Anwesenden. "Als einzige unserer damaligen Lehrer ist Frau Hönigschmidt heute hier", stellte ihre heutige Kollegin vor, die allerdings mit dem Ende des vorigen Schuljahres auch ihren verdienten Ruhestand antrat. Natürlich gab es einen bunten Blumenstrauß für die Lehrerin von damals.

"Damals war in Prettin die normale Straße unser Spielplatz", erinnerte Ingeborg Großmann, "kein Mensch hat uns daran gehindert, dort Treibball oder Murmeln oder Hopse zu spielen. Was wir stunden-, ach was, tagelang gemacht haben." Heute seien die Prettiner Straßen wieder so leer. Aber das hat leider andere Gründe, meinte die Prettinerin in Anspielung auf die derzeitige wirtschaftliche und soziale Situation der Stadt der gemeinsamen Jugendzeit.

1981, also 30 Jahre nach dem Schulende, hatte es schon einmal einen Versuch gegeben, ein solches Klassentreffen zu organisieren. "Dass das anders als erwartet lief, lag wohl an der Politik der Zeit."

Nicht alle hatten sich bei der Begrüßung wiedererkannt. Deshalb gab es noch einmal eine Anwesenheitskontrolle, wie früher zu Schulzeiten. So manches "ach, du bist das" war da zu hören.