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Schulfestturnier Annaburg Schulfestturnier Annaburg: Kleine Leute - große Denker

Von Gabi Zahn 10.08.2015, 17:09
Sie haben das Schachturnier unter Leitung von Dirk Helbig (l.) und Frank Mißbach (r.) zum Heimatfest bestritten: (vorn) Karl Hanke, Maja Liebmann und Sebastian Barz, (2.Reihe v.l.) Eric Walter, Moritz-Elias Kraatz, Florian Helbig, (3.Reihe v.l.) Michael Frenzel, James Quaiser und Florian Barz.
Sie haben das Schachturnier unter Leitung von Dirk Helbig (l.) und Frank Mißbach (r.) zum Heimatfest bestritten: (vorn) Karl Hanke, Maja Liebmann und Sebastian Barz, (2.Reihe v.l.) Eric Walter, Moritz-Elias Kraatz, Florian Helbig, (3.Reihe v.l.) Michael Frenzel, James Quaiser und Florian Barz. G. Zahn Lizenz

Jessen - Bei 30 Grad Celsius am Schachbrett einen kühlen Kopf zu bewahren – das fordert Respekt ab. Den haben sich neun Kinder im Alter zwischen sieben und 14 Jahren reichlich verdient. In der Schulfestwoche meisterten sie über drei hitzige Stunden lang das 5. Jessener Heimatfestturnier in der Max-Lingner-Schule. „Alle waren voll konzentriert bei der Sache, so dass am Ende jeder einen Preis verdient hat“, wie Turnierleiter und Schachtrainer Frank Mißbach feststellt. „Ich bin total beeindruckt von den Ergebnissen“, resümiert er gegenüber der MZ. Der Heimatfestverein würdigt die Leistungen der jungen Denksportler: Raik Seidel, stellvertretender Vorsitzender, überreicht den drei Erstplatzierten jeweils einen Pokal – und allen anderen reichlich Sachpreise.

Durch Zufall mitgemacht

Die Siegertrophäe erkämpft sich Florian Helbig (14) aus Annaburg: Alle fünf Runden hat er gewonnen. Kein Wunder also, dass Vater Dirk Helbig seinem Sohn einige Male stolz über die Haare strubbelt und am Folgetag einen Kinobesuch sponsert. Als Vorsitzender des Schachbezirks Dessau des Landesschachverbandes Sachsen-Anhalt hat er das Turnier begleitet und lobt die Spielfreude nicht nur seines eigenen Sprösslings. Allerdings „verdankt“ Florian die Teilnahme am Turnier einem eher schmerzlichen Zufall: „Er hatte sich am Fuß verletzt. Wäre das nicht passiert, hätten wir gemeinsam eine Radtour unternommen“, erzählt der Vater. Florians Turniersieg wirkt nun allerdings weit besser als jedes andere Trostpflaster. Auf Platz zwei landet – recht überraschend – Michael Frenzel aus Seyda (11). Er hat das erste Mal teilgenommen und trainiert nicht, wie die meisten seiner Spielgegner, in der Schach-AG. Dafür übt er häufig mit seinem Freund James Quaiser, ebenfalls erfolgreicher Turnierteilnehmer. Gelernt hat Michael das Schachspiel von Opa Nikolai in Russland. In den nächsten zehn Tagen wird er mit ihm gewiss einige Male um raffinierte Spielzüge ringen. Mit Mutter Nadja und dem jüngeren Bruder Manuel ist er am Freitag an die Wolga gereist.

Dritter des Jessener Heimatfestturniers ist der mit acht Jahren zweitjüngste Spieler Sebastian Barz aus Grabo. 2014 hatte er das erste Mal teilgenommen, seit zwei Jahren trainiert er aktiv in der Schach-AG. Allerdings befürchtet Frank Mißbach, dass er ihn eines Tages als Nachwuchstalent „verlieren“ wird: „Sebastian singt oft am Schachbrett, und das gar nicht mal so schlecht, er wird bestimmt Solist“, verrät der Trainer.

Einziges Mädchen schlägt sich toll

Mit Maja Liebmann aus Jessen verschafft sich das einzige Mädchen und zugleich die jüngste Teilnehmerin des Turniers einen achtbaren Erfolg. „Sie ist sogar punktegleich mit Sebastian, aber durch die Buchholz-Wertung konnte er den besseren Rang einnehmen“, erklärt Frank Mißbach. Gut zu wissen: Bei der Buchholz-Wertung werden die Punkte der jeweiligen Gegner addiert. Besser platziert sich logischerweise derjenige, der die stärkeren Kontrahenten hatte. Maja, die jetzt die zweite Klasse der Max-Lingner-Schule besucht, konnte das Schach-Abc schon, bevor sie die Zuckertüte bekam: „Meine Mama hat mir das vor einigen Jahren beigebracht“, erzählt die kesse Siebenjährige. Maja ist auch noch recht sportlich und punktet bei Leichtathletik-Wettkämpfen ordentlich in ihrer Altersklasse.

„Es ist häufig so, dass Schachtalente auch im Sport und vor allem in den Naturwissenschaften recht bewandert sind. Das Königsspiel trainiert die Gehirnzellen, das kommt Körper und Geist zugute“, zeigt Frank Mißbach auf. Schachspieler lernten, strategisch vorauszudenken und gleichzeitig ihre Phantasie auszuloten.

Allerdings gebe es eine strenge Regel, die auch in der Schul-AG befolgt werde: „Wer sein Handy nicht abschaltet, hat Pech, wenn es klingt. Dann hat er die Partie, an der er gerade spielt, verloren.“ Ausnahmen seien nur in wichtigen Fällen erlaubt. Das habe mittlerweile Zustimmung gefunden. (mz)