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Schädlinge Klein, haarig, gefährlich: Raupenbefall im Stadtgebiet von Jessen soll bekämpft werden

Ein Fachmann vom Landwirtschaftsamt informiert sich über den starken Raupenbefall im Stadtgebiet von Jessen. Was dabei zur Sprache gekommen ist und wie die Goldafterraupen bekämpft werden sollen.

Aktualisiert: 01.07.2022, 17:58
Ein Falter des Goldafters hat seine Eier abgelegt. An vielen Stellen zwischen Rettig und Rade sind die Schädlinge an Blättern zu entdecken.
Ein Falter des Goldafters hat seine Eier abgelegt. An vielen Stellen zwischen Rettig und Rade sind die Schädlinge an Blättern zu entdecken. Foto: Frank Grommisch

Jessen - "Das war erst der Auftakt“, sagt Hartmut Meyer. Der Sachbearbeiter Pflanzenschutz im Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Anhalt hat sich gemeinsam mit Jessens Ordnungsamtsleiter Daniel Lehmann und Steffen Zaydler vom Bauhof ein Bild über den Schädlingsbefall im Stadtgebiet gemacht. Es ist ein nächster Schritt in dem Bemühen, vor allem Gesundheitsgefährdungen, ausgelöst durch allergische Reaktionen nach Kontakt mit Brennhaaren von Raupen, von Einwohnern und Gästen abzuwenden sowohl in diesem als auch in den nächsten Jahren. Denn zu vermuten ist, dass der starke Befall von Bäumen und Sträuchern mit Raupen vom Goldafter, Eichenprozessionsspinner und Schwammspinner auch im kommenden Jahr anhält, so keine Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Doch darum bemüht sich die Stadt seit Monaten (die MZ berichtete).

Nester abgesaugt

Daniel Lehmann berichtet dem Fachmann aus Dessau-Roßlau über Aktionen, um den Befall wenigstens etwas einzudämmen, indem an über 100 Bäumen am Schwarze-Elster-Radweg zwischen Gorsdorf und Jessen Raupennester von Bäumen abgesaugt wurden. Eine Fachfirma war damit beauftragt worden. Auch am Badesee in Rade ist das geschehen, und an verschiedenen Kindereinrichtungen mussten Nester beseitigt werden. Bei der Fahrt durch die betroffenen Gebiete fallen die Schilder mit den Warnhinweisen für die Bevölkerung auf, die von der Stadt aufgestellt wurden, um nachdrücklich auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Befall ist so stark, dass die drei Männer bei einem kurzen Stopp am Schwarze-Elster-Radweg, unweit der Krummen Elster, ohne Probleme viele Nester des Eichenprozessionsspinners an den umstehenden Bäumen entdecken, darunter auch ein mehrere Meter langes an einem Baumstamm. Hier werde noch mal abzustimmen sein, ob erneut abgesaugt werden müsse, benennt Daniel Lehmann eine der anstehenden Aufgaben.

Hartmut Meyer (rechts) vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Anhalt lässt sich von Daniel Lehmann und Steffen Zaydler (links) über das große Schädlingsaufkommen im Stadtgebiet von Jessen informieren.
Hartmut Meyer (rechts) vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Anhalt lässt sich von Daniel Lehmann und Steffen Zaydler (links) über das große Schädlingsaufkommen im Stadtgebiet von Jessen informieren.
Foto: Frank Grommisch

Eine chemische Bekämpfung der Raupen des Eichenprozessionsspinners ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Die Raupen verpuppen sich jetzt, die Falter fliegen im August. Es erfolgt die Eiablage. Die nächste Raupengeneration schlüpft erst mit dem Blattaustrieb im kommenden Frühjahr und sie durchlaufen sechs Stadien. Eine Bekämpfung der Eichenprozessionsspinner hätte somit erst im Frühling Sinn.

Anders sieht es beim Goldafter aus. Inzwischen legen die Falter bereits wieder Eier. Und dies in großer Zahl, wie an der Straße zwischen Rettig und Rade entdeckt wird. Aus den Eiern schlüpfen ab etwa Mitte August schwarzgraue, behaarte Raupen, die bei schönem Wetter wieder an den Blättern von Bäumen fressen. Der Schaden sei dann wohl nicht so groß wie im Frühjahr.

Er sei vor vier Wochen in der Region gewesen, sagt Hartmut Meyer. Da habe es wie im Herbst ausgesehen, weil viele Bäume und Sträucher kahl gefressen waren. Es sei erstaunlich, dass die Bäume doch wieder so grün geworden sind, sagt Daniel Lehmann. An einigen Stellen habe er das nach dem trostlosen Anblick nicht für möglich gehalten.

Große Nester haben die Raupen des Eichenprozessionsspinners an Bäumen am Elsterdamm bei Gorsdorf gebildet.
Große Nester haben die Raupen des Eichenprozessionsspinners an Bäumen am Elsterdamm bei Gorsdorf gebildet.
Foto: Frank Grommisch

Orientierung auf Spätsommer

Der Fachmann aus dem Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten kann sich vorstellen, dass im Spätsommer mit einem Biozid gegen die Raupen vorgegangen werden kann. Er wolle das mit Fachfrauen im Landesamt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt besprechen. Die Stadt werde er schriftlich über das Ergebnis und die sich bietenden Möglichkeiten informieren, kündigt er an. Könne es zu einer Bekämpfung kommen, dann sollten möglichst mehrere Betroffene dabei an einem Strang ziehen, sagt Hartmut Meyer. Er denkt dabei neben anderem an die jeweiligen Baulastträger von Straßen, an den viele befallene Bäume stehen. Damit rennt er in der Stadtverwaltung Jessen offene Türen ein, die von Anfang an für eine gemeinsame Aktion verschiedener Partner eingetreten ist.   Es wäre schon günstig und hilfreich für die Aktion, wenn sich mehrere daran beteiligen, ist sich das Trio einig.

Gegen die Raupen des Goldafters gesprüht werden soll möglichst mittels Hubschrauber. Die Stadt hat hier Erfahrungen. Das sei die effektivste Vorgehensweise, so Daniel Lehmann. Zu seinen Wünschen gehört, dass die Förderrichtlinien für das Bekämpfen der gesundheitsgefährdenden Raupen nicht allein auf die des Eichenprozessionsspinners beschränkt bleiben, sondern auch Goldafter, Wollafter und Kiefernprozessionsspinner berücksichtigt werden. Das würde so stark betroffenen Städten wie Jessen helfen.