Reformationsjubiläum Kreis Wittenberg Reformationsjubiläum Kreis Wittenberg: Annaburg und Prettin wollen mit Luther punkten

Annaburg - Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass Luther und Co. in Annaburg und Prettin ihre Spuren hinterlassen haben. Doch dieses „Konzert“ dringt recht zaghaft in die Welt, lockt nur wenige Besucher der Reformations- (haupt-)stadt Wittenberg ins Umland. Das soll sich ändern. Daher hat die Arbeitsgruppe Tourismus des Kultur- und Sozialausschusses in Regie von Karin Reihs und Anja Liebig, stellvertretende Bürgermeisterin, ein Gastgebertreffen im Porzellancafé organisiert.
Etwa 20 Vertreter von Vereinen, Institutionen und Gewerbetreibende sind erschienen. Anja Liebig: „Wir wollen unser Verzeichnis der Beherbergungsbetriebe, Gaststätten, Cafés und Tourismus-Dienstleister aktualisieren, um im zweiten Schritt Erlebnis-Pakete zu schnüren.“ Karin Reihs appelliert: „Wann, wenn nicht jetzt, wollen wir es schaffen, Besucher neugierig zu machen!? Das Reformationsjubiläum ist eine riesige Chance.“
Erfreut über Initiative
Sie begrüßt Elke Witt, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg: „Wir freuen uns, dass Sie nach Annaburg gekommen sind. Denn manchmal hatten wir den Eindruck, dass Wittenberg unser Mitwirken nicht wünscht.“ Witt hält dagegen: „Wir sind sehr froh, wenn sie sich einbringen. Unser Tourismusverband hat 105 Mitglieder, Annaburg ist integriert. Aber wir können nicht überall sein. Deshalb brauchen wir die gute Zusammenarbeit.“ Ihr Angebot, nicht gemeldete Beherbergungsbetriebe ins Gastgeberverzeichnis der Welterberegion aufzunehmen, stößt auf großes Echo. Kristin Jähnichen („Kristins Imbiss“) hinterfragt die Kosten und erfährt: „Je nach Betriebsgröße ein relativ geringer Obolus.“
Detlef Schulze und Waltraud Meißner vom Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege kündigen für den Herbst eine Lutherausstellung im Amtshaus an. Zudem machen sie auf einen misslichen Umstand aufmerksam: „Wir sind neun Mitglieder – zu wenige, um die drei Museen der Stadt ausreichend zu besetzen. Das kann nicht nur übers Ehrenamt laufen!“ Waltraud Meißner, die seit 15 Jahren als Stadtführerin tätig ist, signalisiert: „Führungen bis 60 Personen sichert der Verein ab, wenn sie eine Woche vorher angemeldet sind. Wir brauchen jedoch Nachwuchs. Ich bin gern bereit, interessierte Bürger anzulernen.“
Aufmerksame Zuhörer findet Margit Mehr, als sie über das Engagement des „Wir“-Vereins in den Museen der Prettiner Lichtenburg und im Kräutergarten informiert. Claudia Lexius wirbt für Nachwuchs in der Interessengemeinschaft „Altes Annaburg“. Die Mitglieder treten in historischen Gewändern unter anderem als „Pfarrer Stifel“ auf. Gastwirt Gerald Lexius meldet: „Die Gäste lieben solche Vorstellungen.“ Außerdem berichtet er von einer tollen Resonanz auf seine Erdräucherei.
Petra Noack und Stefanie Grolms informieren über Aktivitäten des Fördervereins „Porzellaneum Annaburg“: Mal-Atelier, Porzellancafé und Werksverkauf seien echte Juwele in der Annaburger Tourismuswerbung. Nabu-Aktivist Bernd Simon aus Plossig macht auf die Natur als einen weiteren Schatz aufmerksam: „Wir wollen im nächsten Frühjahr eine geführte Tour zur Beobachtung von Kranichen ermöglichen.“ Mario Reihs, Standortfeldwebel der Holzdorfer Dienststelle, lässt wissen, dass die Bundeswehr zwei geführte Wanderungen durch das Sperrgebiet der Annaburger Heide anbietet. In Bernd Simon findet er einen Verbündeten: „Da machen wir gemeinsame Sache!“ Zudem verweist Simon auf die Initiativen des Plossiger Mühlen- und Dampfmaschinenvereins.
Wege zur regionalen Geschichte
Geocaching, eine Art moderne „Schnitzeljagd“, offeriert Verena Pankrath vom Gemeindekirchenrat als eine Möglichkeit, Natur und regionale Geschichte zu entdecken: „Die Konfirmandengruppe um Pfarrer Heinze macht bereits gute Erfahrungen.“ Weitere Möglichkeiten bieten Orgelfahrten entlang der Mitteldeutschen Kirchenstraße.
Wilfried Tobey vom „Eiscafé Mieth“ nennt ein innerstädtisches Verkehrsproblem: „Für Reisebusse ist es bei uns schwierig in der engen Straße, weil oft große Lkw parken.“ Corina Schmidt („Schmidts Schlemmerplatte“) zeigt ihre Möglichkeiten für Catering und Zeltverleih auf. Silke Schneider informiert über fünf Gästewohnungen des Städtischen Eigenbetriebes und Martina Schurad über Camping und Bungalows im Prettiner Tourismuszentrum. Pensions-Inhaberin Gudrun Romann aus Labrun kritisiert, dass die Gäste ihre Adresse übers Navi schlecht finden, da es in Annaburg noch eine Mühlenstraße gibt.
Sichtlich begeistert von der Annaburger Tourismus-Initiative sind Marion Kluge, Jessener Regionalverein, und Sylke Zwicker vom Obsthof in Schweinitz. Sie bekunden großes Interesse zur Vernetzung und verweisen auf die Anbindung der Region an das Schienennetz: „Die Straßen werden zum Lutherjubiläum dicht sein. Wir müssen es schaffen, die Leute von den Bahnhöfen in Holzdorf und Jessen abzuholen“, veranschaulicht Sylke Zwicker. Beide Frauen bedauern mit Blick auf Elke Witt, dass die Stadt Jessen vor Jahren aus dem Tourismusverband ausgetreten ist: „Wir basteln an der Rückkehr“, verheißt Marion Kluge. Vereinbart wird außerdem eine Zusammenarbeit beim Elster-Radwege-Flyer.
Im weiteren werden auch Angebote der Sportvereine (Stockcar, Fußball, Kunstradfahren, Schießen) aufgelistet, ebenso die Samendarre und das Labruner Wiesenlabyrinth von Familie Glüer als Ausflugsziele genannt. „Jetzt kommt es darauf an, personelle Dinge zu klären, passende Angebote klug zu vernetzen und Erlebnispakete zu bündeln. Da haben wir einiges zu tun“, resümiert Karin Reihs. (mz)