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Projektzirkus Dreamland Projektzirkus Dreamland: Kinder aus Annaburg als Stars in der Manege

Von Gabi Zahn 02.04.2014, 10:57
Helmut Rosner und Jan Sperlich stehen in Annaburg vor dem nagelneuen Chapiteau, das auf dem Festplatz aufgebaut wurde.
Helmut Rosner und Jan Sperlich stehen in Annaburg vor dem nagelneuen Chapiteau, das auf dem Festplatz aufgebaut wurde. Zahn Lizenz

Annaburg/MZ - Ein nagelneues Zirkuszelt, das sich mit dem Namen „Projektzirkus Dreamland“ – Traumland – schmückt, steht auf dem Annaburger Festplatz. In dem Chapiteau, das 22 Meter Durchmesser umfasst und dessen Spitze elf Meter in die Höhe ragt, lernen und üben in dieser Woche 105 Kinder der Annaburger Grundschule viele Dinge, die sonst nicht zum Unterrichtsstoff gehören: Zaubern, Jonglieren, in der „Luft“ turnen, Tiere dressieren und sogar, wie man als Clown die Lehrer, Eltern oder andere liebe Menschen an der Nase herumführt. Projektzirkus-Arbeit ist in der Region mittlerweile gut bekannt und an den Schulen beliebt. „Dreamland“ wartet jedoch mit einem besonderen Konzept auf: „Musical-Szenen bilden den Rahmen unseres Angebots“, sagt Helmut Rosner (33). Er und Jan Sperlich (38) geben damit in Annaburg ihr Debüt als Zirkusdirektoren.

Beide können über heiße Kohlen laufen, magische Tricks und andere Kunststücke vollführen, und sie turnen wie die Weltmeister. Helmut Rosner und Jan Sperlich sind echte Kinder des Zirkus’, auch wenn sie heute selbst schon mehrfach Väter sind und Verantwortung für ihre Familien tragen. In der Manege haben die Jungs einst laufen gelernt. Wenn der Wohnwagen übers Land fuhr, wurden sie in ihren Betten sanft in den Schlaf geschaukelt. Einen Traum haben beide von Kindheit an immer wieder geträumt: ein eigenes Zirkuszelt besitzen.

"Wir möchten Kindern und ihren Eltern zeigen, was Zirkus eigentlich ist."

Der ist jetzt verwirklicht. Zu Beginn des Jahres haben Rosner und Sperlich mit „Dreamland“ ihr eigenes Unternehmen gegründet. Helmut Rosner erklärt: „Wir möchten Kindern und ihren Eltern zeigen, was Zirkus eigentlich ist. Deshalb haben wir das Konzept vom Projektzirkus, das andere Zweige unserer Familie schon lange Zeit erfolgreich verwirklichen, weiterentwickelt: Kinder singen und bewegen sich gern. Wir bringen beides in Form von Musical-Szenen zusammen. Das geschieht vor großer Kulisse, mit viel Deko und in wunderschönen Kostümen.“

Am Montag konnten die Mädchen und Jungen das Zirkusteam bei einer Extra-Vorstellung kennenlernen. Nicht ein Schüler war dabei, der anschließend keine Lust gehabt hätte, die Manege zu erobern. Je nach Talent und Interesse üben die Mädchen und Jungen jetzt an zwei Tagen jeweils drei Stunden lang. Am morgigen Donnerstag gibt es die Generalprobe, am Freitag und Samstag sind die Eltern und Familien sowie viele Ehrengäste zu den Vorführungen eingeladen.

Ins "Komödiantenleben" hinein geboren

Helmut Rosner berichtet: „Ich war selbst über viele Jahre beim 1. Ostdeutschen Projektzirkus und konnte in dieser Zeit meine Arbeit mit pädagogischen Erfahrungen aufwerten. Das motiviert, so etwas selbst auf die Beine zu stellen. Außerdem unterstützt die Familie sehr. Wir sind erfahrene Artisten und Trainer. Wir freuen uns riesig, dass wir die Premiere von ,Dreamland‘ mit Kindern unserer Heimatregion gestalten können.“

Dass er ausgerechnet die Musical-Form für das Konzept gewählt hat, mag daran liegen, dass der Vollblut-Artist in der Musik eine ganz eigene Möglichkeit findet, Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Davon spricht er jedoch kaum. Nur zufällig ist die Autorin dieser Zeilen bei Recherchen im Internet darauf gestoßen: Helmut Rosner hat zur Melodie eines Hits von Xavier Naidoo einen Text geschrieben, in dem er sich ohne Wenn und Aber zu jenem Leben bekennt, in das er hineingeboren wurde und das er freiwillig weiterlebt: das „Komödiantenleben“. Er singt das zutiefst anrührende Lied für seine Familie und für alle, die dem „reisenden Volk“ angehören. Er erzählt mit Gänsehaut-Stimme von der großen Gemeinschaft der Zirkusleute, Schausteller und Wandertheater-Leute, die in alle Winde verstreut von Ort zu Ort ziehen, lässt ihre Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen hören. Er singt vom Gefühl, das alle spüren, wenn sie endlich wieder vereint sind und sich an Geschichten ihrer Väter erinnern: „Wo ist das Komödiantenleben? (…) So viele gute Seelen sind schon gegangen, doch jeder Verlust holt die Familie wieder zusammen (…).“ Auf seine Gedanken in diesem Lied angesprochen sagt Helmut Rosner: „Ich würde nie anders leben wollen. Doch wir sind nicht losgelöst von der Zeit. Wir müssen anders planen, andere Dinge berücksichtigen als unsere Vorfahren vor 50, 100 oder 200 Jahren. “