Pantoffelhersteller in Jessen Pantoffelhersteller in Jessen: Not macht erfinderisch

Jessen - Die Idee kam Peter Weiß vor wenigen Wochen in Vorbereitung des Zwiebelmarktes in Torgau. Schließlich muss die trübe Zeit ja irgendwie aufgelockert werden - und damit ist nicht nur der kalte Herbst, sondern auch die Pandemie gemeint.
„Eine lustige Zwiebel in der traurigen Coronazeit“ ziert nun die Pantoffeln von Carola und Peter Weiß. Damit unterstreicht das Ehepaar seine auch in Krisenzeiten optimistisch gebliebene Einstellung. Produziert wird in der heimischen Werkstatt in Jessen.
Das neue Design wird sehr gut angenommen, freut sich Peter Weiß. „Viel besser, als wir erwartet haben.“ Aus dem kleinen Gag zum Markt ist ein Verkaufsschlager geworden, der sich nun fest im Sortiment etabliert. Der erste Schwung geht schon zur Neige.
Individuelle Pantoffeln
„Wir lassen aber wieder welche nachsticken“, verspricht Peter Weiß. Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Stickerei funktioniere wunderbar.
Seit etwa zehn Jahren bieten die Pantoffelhersteller bestickte Latschen an. Angefangen hat alles, erinnert sich Peter Weiß, mit seinen Initialen auf den Schuhen. „Schaut man verkehrt herum, also von oben drauf, sind es für jeden seine persönlichen Schuhe. Da liest man ML, also “M„eine “L„atschen“, erzählt Peter Weiß und ist sichtlich stolz darüber, dass diese Idee noch heute gut ankommt bei den Kunden.
Ebenfalls ein Renner sind jene, die jeder Verwechslungsgefahr vorbeugen mit der Beschriftung „linker Fuß“ und „rechter Fuß“. Und warum ist auf den Damenschuhen ein Edelweiß? Das habe nichts mit Bayern zu tun, betont Peter Weiß. Es passe einfach, da die Damen edel und die Pantoffeln eben von Weiß sind.
Auch individuelle Wünsche können Carola und Peter Weiß erfüllen. „Zu Geburtstagen oder zu Weihnachten werden oft Pantoffeln mit Namen - gerne auch Kosenamen - bestellt.“ So etwas werde seit einigen Jahren immer öfter angefragt, berichtet Carola Weiß. Die können die Kunden dann gleich in der Werkstatt in Jessen abholen. In der Hauptsache verkauft das Ehepaar die Pantoffeln aus eigener Herstellung aber auf Märkten. „Eigentlich sind wir jedes Wochenende woanders“, berichtet Peter Weiß.
In diesem Jahr kam allerdings alles ganz anders. Im März war der letzte Markt. „Dann war erst mal lange Ruhe.“ Der Umsatz war gleich null. Sicherlich hätten sie sich hier und da Gedanken gemacht um die Zukunft. Für das Familienunternehmen, welches Peter Weiß in dritter Generation mit seiner Ehefrau führt, war der Lockdown „existenzbedrohend“.
Eine solche Krise habe das Unternehmen seit seiner Gründung 1932 nicht erlebt. „Wir waren aber guter Hoffnung und haben vorproduziert“, sagt Peter Weiß. Aufgeben kam für das Ehepaar nicht in Frage.
Vor einigen Wochen ging es so langsam wieder los. Doch auch jetzt ist kein Aufatmen in Sicht: „Es ist eine ganz verrückte Zeit“, meint Peter Weiß. Steigen die Zahlen? Welche Folgen hat der neuerliche Lockdown? Wann finden Märkte statt? Einige Märkte und Veranstaltungen, für die sie sich erst vor kurzem anmelden konnten, seien bereits wieder abgesagt. Vieles ist ungewiss.
Ostdeutsche Handarbeit
Umso dankbarer sind die Weiß’ über die treue Stammkundschaft. Egal ob bunt, gefüttert oder bestickt - alles werde gerne und gut angenommen. „Es ist eben eine richtige ostdeutsche Handarbeit“, sagt Peter Weiß - die Qualität mit Pantoffeln aus dem Supermarkt nicht zu vergleichen.
Die Hoffnungen der kommenden Monate liegen auf den Herbstveranstaltungen und Weihnachtsmärkten. In Wörlitz stehen sie beispielsweise seit 20 Jahren. Ob dieser Weihnachtsmarkt wirklich stattfindet? „Wir müssen jetzt einfach abwarten“, sagt Carola Weiß. Einen Nachfolger für ihr Geschäft haben sie übrigens noch nicht gefunden. (mz)
