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Orgelrestaurierung in Gentha Orgelrestaurierung in Gentha: Letzter Glanz fehlt noch

Von boris canje 21.05.2015, 18:34
Orgelbauer Rainer Wolter (hinten) und Nils Faßbender, ein auf der Wanderschaft befindlicher gelernter Schreiner aus Grevenbroich (Nordrhein Westfalen), bei Restaurierungsarbeiten an der 113. von Conrad Geißler gebauten Orgel in der Genthaer Kirche.
Orgelbauer Rainer Wolter (hinten) und Nils Faßbender, ein auf der Wanderschaft befindlicher gelernter Schreiner aus Grevenbroich (Nordrhein Westfalen), bei Restaurierungsarbeiten an der 113. von Conrad Geißler gebauten Orgel in der Genthaer Kirche. boris canje Lizenz

gentha - Nun soll sie wieder erklingen, die Geißler-Orgel in der Genthaer Kirche. Am Sonnabend um 10 Uhr zur Konfirmation kann auf ihr gespielt werden, so Rainer Wolter, Orgelbauer und -restaurator aus Zörbig.

Noch nicht ganz fertig

Werden die Unterbrechungen, unter anderem durch den Winter abgezogen, dann hat er mit seinen Leuten etwa zwei Monate an dieser Königin der Instrumente gearbeitet.

Auf Wanderschaft ist Nils Faßbender, gelernter Schreiner aus Grevenbroich bei Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen). Seit zweieinhalb Jahren ist er unterwegs und hat noch etwa 18 Monate vor sich.

Bei Orgelbauer und -restaurator Rainer Wolter aus Zörbig möchte er Erfahrungen auf einem völlig anderen Gebiet sammeln und findet die Tätigkeit am Instrument von Conrad Geißler in Genthas Kirche „sehr interessant“. Vor allem, weil hier mit vielen unterschiedlichen Materialien gearbeitet werden muss.  

Ganz fertig wird er allerdings nicht. Die neuen Prospektpfeifen sind noch nicht geliefert worden und werden etwas später eingebaut. Sie sollen dann aus qualitativ hochwertigem Zinn sein und die bisherigen, die ebenfalls aus diesem Metall, aber nicht einer so guten Legierung bestehen, ersetzen. Natürlich werden sie auch wieder das Bild der Orgel mit ihrem Glanz vervollständigen.

Eigentlich konnte das Instrument vor der Restaurierung nicht mehr gespielt werden, weiß Rainer Wolter zu berichten. Eindringende Nässe durch Undichtheiten im Dach hatte ganze Arbeit geleistet. Das Leder hatte darunter erheblich gelitten und die Ventile ließen sich nicht mehr öffnen. Auch waren viele Pfeifen verdreckt durch normalen Staub und eine nicht vollständige Abdeckung bei Bauarbeiten in dem 1624 von der Kürfürstin Hedwig zu Sachsen finanzierten Gotteshaus. Da konnten keine ordentlichen Töne mehr erzeugt werden.

So blieb Rainer Wolter nichts weiter übrig, als die ganze Orgel auseinander zu nehmen. Da war die Spannung natürlich groß, bei der Aufnahme der Arbeiten. Erst danach und nach einer ersten Reinigung der insgesamt 481 Holz- und Metallpfeifen wusste er, welche noch brauchbar sind und welche ersetzt werden mussten. Auch die Mechanik galt es zu überarbeiten. Die sechs Registerzüge ließen sich nicht mehr bewegen, die fünf Manuale und das Pedal brauchten eine neue Befilzung.

Echtes Kleinod steht in Gentha

Über eines war sich Rainer Wolter jedoch immer sicher. Die Genthaer Orgel, die 113. (vermutlich um 1886 gebaut) von insgesamt 120 aus der Eilenburger Werkstatt von Conrad Geißler, ist ein echtes Kleinod. „Sie hat sehr schöne charakteristische Stimmen“, so der Restaurator Und die wollte er natürlich wieder entsprechend erklingen lassen.

Stück für Stück oder besser Pfeife für Pfeife wurde das Instrument wieder zusammengesetzt und erhielt auch einen neuen Motor. Alles wurde wieder gangbar gemacht und soll nun wie in früheren Zeiten klingen.

Rainer Wolter und seine Leute sind im Landkreis Wittenberg keine Unbekannten. Sie haben schon eine Vielzahl Orgeln wieder zum Spielen gebracht, kümmern sich dazu auch um eine entsprechende Pflege.

Nächste Aufgaben

Klar ist schon, dass der Restaurator sich nun den Instrumenten in Ruhlsdorf (eine Friedrich-Orgel), Seyda (wieder eine Orgel von Conrad Geißler) und in Eckmannsdorf (bei Blönsdorf), hier handelt es sich um eine Orgel aus der Werkstatt von Johann-Friedrich Torley, widmen wird. (mz)

Ein Blick ins Innere der fast fertigen Geißler-Orgel in Gentha.
Ein Blick ins Innere der fast fertigen Geißler-Orgel in Gentha.
Boris Canje Lizenz