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Neue Kantorin in Jessen Neue Kantorin in Jessen: Frisch von der Hochschule

Von Ute Otto 05.02.2016, 17:26
Am Sonntag wird Julia Jira als neue Kantorin erstmals den Gottesdienst in der Jessener Kirche mitgestalten.
Am Sonntag wird Julia Jira als neue Kantorin erstmals den Gottesdienst in der Jessener Kirche mitgestalten. Ute Otto Lizenz

Jessen - Die Jessener Kirchengemeinde St. Nikolai erlebt diesen Sonntag eine Premiere. Erstmals wird die neue Kantorin den Gottesdienst begleiten. Am 1. Februar war Dienstbeginn für Julia Jira als angestellte Kirchenmusikerin im Kirchenkreis Wittenberg. Ihr Vorgänger Volkmar Genterczewsky, der Anfang Januar in den Ruhestand verabschiedet wurde, hat in der zurückliegenden Woche mit ihr eine Runde durch Jessen und Umgebung gedreht und sie an relevanten Stellen bekannt gemacht.

An der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle hat Julia Jira im Sommer vergangenen Jahres mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Sie stammt aus Sangerhausen. Mit sechs Jahren hatte sie angefangen, Klavier zu spielen „und es hat mir immer Spaß gemacht“, versichert sie. Das Spiel im Ensemble liege ihr besonders. Regelmäßig sei sie im Nachwuchswettbewerb „Jugend musiziert“ gewesen, im Duo mit einer Tenorhornspielerin hat sie es 2009 bis zum Bundeswettbewerb geschafft. Mit 15 hat sie in ihrer Heimatkirchengemeinde St. Jacobus schon Gottesdienste an der Orgel begleitet. „Meine Klavierleiterin war Kantorin“, verrät die 23-Jährige, wie es dazu kam. Noch als Studentin kehrte sie in einem Trio - dabei ihr Bruder mit der Klarinette - für ein Konzert in die St. Jacobi-Kirche zurück, zur großen Freude ihrer ehemaligen Lehrmeisterin.

In der Hochschule gibt es auch Aushänge, die über freie Kantorenstellen informieren. Unmittelbar nach dem Studium etwas zu finden, sei Glückssache, sagt Jira. Daher sei sie auch nicht allzu enttäuscht gewesen, dass es nicht gleich bei der ersten Bewerbung klappte. Die Zeit habe sie unter anderem genutzt, um die Kantorei in Sangerhausen als Korrepetitor beim Einstudieren von Felix Mendelssohn Bartholdys Elias zu begleiten.

Hier schließt sich wieder der Kreis: Volkmar Genterczewsky hatte das anspruchsvolle Oratorium 2010 mit Mitgliedern mehrerer Kantoreien aus dem Kreis Wittenberg einstudiert und kurz vor seinem Abschied im Oktober 2015 zum 420-jährigen Bestehen einer Kantorei in Jessen nochmals aufführen lassen.

Das Studium der Kirchenmusik umfasst die künstlerische Praxis wie Orgelspiel, Klavier, Gesang, Sprecherziehung; weiterhin Musiktheorie und Musikwissenschaft und Theologie sowie musikalische Gemeindepädagogik. Zu letzterem gehört unter anderem Bibelkunde, Kirchenkunde, Beruf und Recht.

Zum Kirchspiel Jessen gehören neben St. Nikolai Jessen die Gemeinden St. Petrus und Paulus zu Arnsdorf, St. Martin Battin und St. Pancratius Grabo.

Neben der Kantorei Jessen leitet Julia Jira die Kirchenchöre in Blönsdorf, Mügeln und Seyda.

Dass es „riesengroße Fußstapfen“ sind, die Genterczewsky im Kirchenkreis hinterlassen hat, ist der jungen Frau wohl bewusst. „Ich habe sehr viel Respekt davor“, sagt sie. „Er hat hier in 30 Jahren viel aufgebaut - ich bin Berufsanfängerin“, macht sie den Kontrast deutlich. „Ich werde sicher einiges anders machen“, sagt sie, „aber deshalb nicht alles umschmeißen.“ Mit den Chorproben beginnt sie in der kommenden Woche.

Im Dezember hatten sich die zwei Bewerber auf die Kantorenstelle in der Jessener Kirchengemeinde vorgestellt. An der romantischen Geißler-Orgel hat Julia Jira also schon gespielt. In einem Probedirigat haben die Bewerber schon erste Bekanntschaft mit der Kantorei gemacht. Die konnte auch einen Vertreter nach Wittenberg entsenden, der Superintendent Christian Beuchel nach den Bewerbergesprächen bei der Personalentscheidung unterstützt. Er habe sich da bewusst herausgehalten, sagt Genterczewsky.

Dass es sie aufs „flache Land“ verschlagen hat, stört die junge Frau nicht. Sie empfinde das sogar als reizvoll. Auch wenn es ihr einiges Organisationstalent aberlangen werde, die vielen kleinen Kirchengemeinden unter einen Hut zu bekommen. Ein Kriterium für sie war, dass es nicht zu weit weg ist von Halle. Dort studiert ihr Freund noch, auch Kirchenmusik. Auf der Suche nach einer Wohnung wurde der jungen Kantorin vom Kirchenkreis das Pfarrhaus in Elster angeboten. „Da ist viel Platz, sogar einen Garten gibt es. Und die Landschaft ist sowieso schön.“ (mz)

Der Gottesdienst am Sonntag in der Jessener Kirche St. Nicolai beginnt um 9.30 Uhr.