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Berufsweg Neue Förster-Generation in Annaburg

Referendar Friedrich Haferkorn wird im Betreuungsforstamt Annaburg auf eine leitende Tätigkeit in der Forstverwaltung des Landes vorbereitet.

Von Ute Otto 23.08.2021, 09:28
Für 20 Wochen hat Referendar Friedrich Haferkorn seinen  Arbeitsplatz im Forstamt Annaburg.
Für 20 Wochen hat Referendar Friedrich Haferkorn seinen Arbeitsplatz im Forstamt Annaburg. (Foto: Ute Otto)

Annaburg - Auf dem Schreibtisch vor Friedrich Haferkorn liegt ausgebreitet die Karte vom Zuständigkeitsbereich des Betreuungsforstamtes Annaburg, daneben Dokumentationen zu den einzelnen Revieren. „Ich bin noch dabei, mich mit der Region vertraut zu machen“, sagt der 25-Jährige. „Ich bin ja erst wenige Wochen hier.“

Haferkorn ist im zweiten Jahr seines Referendariats als Landesbediensteter in der Forst. 20 Wochen umfasst der Ausbildungsabschnitt in Annaburg. Nach bestandenem Staatsexamen als Forstassessor im nächsten Jahr kann er eine leitende Position in der Landesforstverwaltung übernehmen. „Es sind ganz viele Stellen, die jetzt in einem Umbruch verjüngt werden“, sagt der Referendar. Noch keine zwei Jahre ist es her, dass Philipp Nahrstedt (31) den Staffelstab als Leiter des Betreuungsforstamtes Annaburg von Forstamtsleiter Frank Ackermann übernommen hat. Nun trägt er schon selbst zur Ausbildung von Führungskräften bei.

Verwurzelt in Sachsen-Anhalt

Wohin es ihn einmal verschlagen wird, weiß Friedrich Haferkorn noch nicht. Allerdings sagt er: „Als eingefleischter Sachsen-Anhaltiner möchte ich im Land bleiben.“ Aufgewachsen ist er in Hettstedt, Kupferbergbaustadt am Fuße des Harzes. Der Wald war ihm nahe. „Ich war als Kind gern in der Natur, und Biologie hat mir immer gelegen.“ Als Zehnjähriger schon habe er den Kollegen seines Vaters auf die Jagd begleitet. „Nach dem Abi stand dann die Frage: Büro oder Wald“, erzählt Haferkorn über seinen weiteren Werdegang.

„Ich habe mich entschieden, in Tharandt Forstwirtschaft zu studieren.“ Die Ende des 18. Jahrhunderts von Johann Heinrich von Cotta gegründete und seit 1929 der TU Dresden angegliederte Bildungsstätte gehört zu den ältesten Forstfakultäten der Welt. „Es ist wirklich eine gute Ausbildung dort“, sagt der junge Forstmann. „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.“ Nach dem Bachelorabschluss absolvierte Haferkorn dort noch das Masterstudium.

Vier Referendariatsplätze hatte das Land in seinem Abschlussjahrgang ausgeschrieben; mangels geeigneter Bewerber wurden nur drei besetzt. „Die Ausbildung ist sehr vielfältig aufgebaut“, so Haferkorn. Die Referendare werden praxisnah in die verschiedenen Aufgaben von Landeszentrum Wald, Betreuungsforstamt und Landeswaldbewirtschaftung eingearbeitet.

„Im vergangenen Jahr war ich 20 Wochen im Landesforstbetrieb Harz“, berichtet er. Die Erstellung einer Forsteinrichtung - also die Planung des Waldbaus für ein bestimmtes Gebiet - war dort eine Aufgabe für ihn. Er erfuhr im Harz zudem hautnah, welche Herausforderungen das massenhafte Fichtensterben für die Waldwirtschaft bringt.

Zur Ausbildung gehört für die angehenden Forstassessoren traditionell die Reisezeit. Acht Wochen können sie in fremdem Gefilde das Forstmetier erkunden. „Das haben wir drei Referendare des Jahrgangs zusammen gemacht“, erzählt Haferkorn. Quer durch Deutschland - Ausland war wegen Corona nicht möglich - besuchten sie Landesforstämter, Nationalparks, Sägewerke, Landesverwaltungsämter. Es sei sehr bereichernd gewesen, sagt er. „Man hätte zwei Jahre damit füllen können.“

Anspannung bei Stufe 5

Die hiesige Elbe-Fläming-Region ist für den Hettstedter ein Kontrastprogramm zum Harz. „Flachland statt Berge, Kiefern statt Fichten.“ Im Landeszentrum Wald ist Annaburg zugleich Schwerpunktforstamt für die Waldbrandvorsorge. Von hier kommt die tägliche Bekanntmachung der Waldbrandgefahrenstufe. In der vergangenen Woche hat Haferkorn die Anspannung erlebt, die bei Warnstufe 5 vor den Überwachungsmonitoren im Forstamt herrscht.

Eine seiner nächsten Aufgaben ist es, für die örtlichen Feuerwehren die Löschwasserentnahmestellen für die sechs großen Reviere von Annaburg bis Coswig aufzulisten. Die Brandschützer sollen anhand der Aufstellung überprüfen, ob diese noch ihre Funktion erfüllen. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit soll er sich üben. So wird der 25-Jährige demnächst den MZ-Lesern nahe bringen, warum der Wald zu sterben droht.

„80 Prozent Büro, 20 Prozent Wald“, so sieht Haferkorn das Verhältnis der Tätigkeiten in der Forstverwaltung. „Trotzdem hat man viel mit Menschen zu tun.“ Besonders in einem Betreuungsforstamt wie Annaburg, dessen Mitarbeiter den Privateigentümern von Waldflächen beratend zur Seite stehen. Die berufliche Zukunft werde für ihn auf jeden Fall spannend. „Da wartet viel Herausforderung mit dem Waldumbau. Das ist ein riesiges Aufgabenfeld.“ (mz)