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Mühlentag in Seyda Mühlentag in Seyda: Dorfstraße wird zum Tanzparkett

Von H.-Dieter Kunze 27.05.2015, 19:31
Auf Naundorfs Anger wurde bei den Klängen der Seydaer Blasmusikanten die Straße zum Tanzparkett .
Auf Naundorfs Anger wurde bei den Klängen der Seydaer Blasmusikanten die Straße zum Tanzparkett . Kunze Lizenz

Naundorf bei Seyda - Das kleine Naundorf zog hunderte Besucher an, wie in jedem Jahr zum Mühlentag und dem Pfingstblaskonzert. Wer schwofen wollte, musste erst mal einen Parkplatz „ergattern“ oder ein Stückchen weiter laufen. Als Tanzfläche diente das Pflaster der Dorfstraße. Bestens zu hören waren die Klänge der „Lustigen Blasmusikanten“ aus Seyda. Im gut besetzten Festzelt konnte man sich für die nächsten Runden stärken und Mittel gegen den Durst gab es am nahen Stand.

Attraktionen für die Kleinen

Auch die Kinder hatten ihren Spaß. Dafür sorgten eine Hüpfburg und diverse Spiel- und Sportgeräte, die von der Sportjugend Wittenberg betreut wurden. Ergänzt durch süße Sachen vom Stand. Eltern und Großeltern zeigten sich natürlich an diesem Tag besonders spendierfreudig.

Die erste Mühle in Naundorf war eine Bockwindmühle. Sie ging 1877 in Betrieb. 1910 brannte sie ab – vermutlich Brandstiftung. Seit 1912 steht an gleicher Stelle die Turm-Holländermühle. 200 000 Steine aus der Ziegelei Blönsdorf wurden vermauert. Windkraft und eine Dampfmaschine trieben sie an.

In den 1920er Jahren erfolgte die Umstellung auf Elektroantrieb. Die Ruten wurden demontiert. 1960 ersetzte man das baufällige Hochdach durch ein flaches. 2000 begann die umfassende Rekonstruktion. Damit wurde das Betreten für Besucher möglich. (hdk)

Die Seydaer Blasmusiker gaben wie gewohnt ihr Bestes, Klassiker und Ohrwürmer wechselten sich ab. Die Fangemeinde aus Naundorf und Umgebung, die tanzbare Blasmusik, gemixt mit Gesangseinlagen und Instrumentensoli mag, war wie immer an der richtigen Adresse. Denn der Name „Lustige Musiker“ verpflichtet, die Seydaer Frauen und Männer an den Instrumenten und Mikrofonen werden dem seit Jahren gerecht. Wer sich eine Tanzpause gönnen wollte, unternahm einen Spaziergang zur Turm-Holländermühle am Ortsausgang. In dem historischen Bauwerk konnte man auf mehreren Etagen den Werdegang vom Getreide bis zum backfertigen Mehl nachvollziehen.

Klaus Bolze war ein sachkundiger Erklärer. Unter den Gerätschaften, die zu bestaunen sind, befindet die riesige, aus einem Stück bestehende Eichenholzwelle ganz oben. Angetrieben wurde sie einst von den Ruten der Mühle. Oder von einem gewichtigen Elektromotor mit 18 PS, der den Windantrieb ablöste.

"In der Mühle groß geworden"

Klaus Bolze ist der Enkel des letzten Müllermeisters Erich Sommer. „Ich bin quasi in der Mühle groß geworden, schon eine Woche nach meiner Geburt stand mein Kinderwagen des öfteren in dem Gebäude“, erzählte er den Besuchern lachend. Die schauten sich begeistert um und staunten.

Mit einem halben Jahr die jüngsten Mühlenbesucher waren Hertha und Edda, ein Zwillingspärchen aus Zahna. Aus Reinsdorf kamen Rita Stephan und Dieter Faust. Jedes Jahr am Pfingstmontag ist eine andere Mühle in der näheren oder weiteren Umgebung ihr Ziel. In Naundorf - die hiesige Mühle gehört seit Jahren der Stadt Jessen - waren sie zum ersten Mal. (mz)

Klaus Bolze (in weißer Jacke) erklärte den Besuchern fachkundig die alte Mühlentechnik.
Klaus Bolze (in weißer Jacke) erklärte den Besuchern fachkundig die alte Mühlentechnik.
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