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Mittelalterliches Inquisitionsspektakel Mittelalterliches Inquisitionsspektakel: Gottesurteil rettet die «Hexe»

Von Detlef Mayer 24.08.2003, 14:58

Klöden/MZ. - Zu denen gehörte, mit dem heute möglichen Abstand betrachtet und in der humorvollen Fassung der Gruppe Schurkenstreich, der Spielleute Villons Erben und der Ritterschaft zu Bornstedt, neben Gaukeleien, Gesängen, Kampfszenen und einem breiten Markttreiben auch ein Hexenprozess mit allem Drum und Dran.

Das Hexlein, der Verführung eines Knappen im Badezuber beschuldigt, wurde ergriffen, gebunden, verhört, mit bestochenen Zeugen konfrontiert, gefoltert und letztlich auf den Scheiterhaufen gestellt. Der ging dann aber nicht in Flammen auf, nicht mal symbolisch, denn vor den letzten aller Schritte hatten die Spieler noch ein Gottesurteil gestellt. Und das sah so aus, dass zwei Ritter sich prügeln durften. Der eine hatte die Unschuld der Maid, der andere die Gewissheit ihrer Buhlerei mit dem Teufel auf sein Schild gehoben. Und wie das Leben im Mittelalter wohl viel zu selten gespielt hat, gewann diesmal der Retter aus der Not.

Gegen 23 Uhr konnten Schlossherr Matthias Prasse und der Verein zur Rettung der Klödener Burg festhalten, dass am ersten Tag des Spektakels weit über 300 Gäste in den Hof und den Biergarten der Anlage gekommen waren. Das bescherte zwar noch keinen tollen Gewinn, ließ aber wenigstens die Unkosten für den ganzen Aufwand einfließen. "Wenn morgen noch einmal so viele Leute kommen, wollen wir fürs erste Mal nicht ganz unzufrieden sein", sagte Matthias Prasse in der Sonnabendnacht.

Neben der Atmosphäre auf der Burg haben vor allem die mittelalterlichen Akteure großen Anteil am Gelingen der Veranstaltung. Von ihnen gestaltete Szenen wie der Trinkbalken (drei "Delinquenten" mussten aus drei auf einem Brett montierten Bechern trinken), der Keuschheitsgürtel (gezeigt von je einem weiblichen und einem männlichen Model), die Schandgeige oder der Pranger (Hals und beide Arme in Bretter eingeklemmt) waren wie viele andere Klamauk-Einlagen direkt auf das Mittun von Zuschauern ausgerichtet.