Landesdarre Annaburg Landesdarre Annaburg: Seit hundert Jahren Samenproduzent
Annaburg/MZ. - Ein staatlicher Betrieb war die Darre allerdings schon immer, auch zur Zeit ihrer Gründung, weiß Forstmeister Gerhard Filschke, der Leiter der Darre. Ausführlich nennt er sich Leiter der Forstsaatgut-Beratungsstelle und Landesdarre Annaburg. Am Dienstag, zur Festveranstaltung, wird er einen etwas ausführlicheren Erfahrungsbericht geben. Erfahrungen, die er nicht allein gemacht haben kann. Denn in den zurückliegenden Jahrzehnten hatte das kleine Unternehmen in dem Backsteinbau am Ortsrand von Annaburg sieben Leiter.
Erbaut worden ist es, weil die seinerzeit veralteten staatlichen Darren in Preußen den für die Walderneuerung erforderlichen Kiefernsamen nicht mehr ausreichend beschaffen konnten. Die Gründung der Darre ging daraufhin auf eine Anordnung des Preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zurück. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse flossen in das Projekt ein, und modernste Technik wurde eingebaut. Baustart war im Frühjahr 1900. Im Frühjahr 1903 konne die Produktion starten. Die Festveranstaltung am Dienstag findet auf den Tag genau hundert Jahre danach statt. 90 000 Mark hatte das Objekt den preußischen Staat gekostet.
Zu Beginn ihrer Produktionszeit sollte die Darre bei durchgängigem Sommer- und Winterbetrieb 500 Tonnen Kiefernzapfen bearbeiten. Am Ende des Ausbaus war eine Verfünffachung des Leistungsvolumens vorgesehen. Die technischen Neuerungen bestanden damals im Einbau einer zentralen Transmission, die über große Riemen alle Maschinen antrieb. Ebenfalls neu war die Nutzung der Kraft eines zwölf PS starken Spiritusmotors, der die Transmissionswelle bewegte. Dampfenergie war damals schon als ungeeignet bewertet worden, erzählt Gerhard Filschke, weil die Vorbereitungszeit zu lange gedauert hätte. Auch Gas stand zur Wahl, lag damals aber in Annaburg noch nicht an.
Wie bereits erwähnt, hat sich das Produktionsbild der Darre im Laufe der Zeit geändert. Insbesondere nach der Wende. Die ausdrückliche Bescheidung auf die Kiefern-Monokultur ist Vergangenheit. Jetzt spiegelt sich auch in der Lieferpalette der Darre das Anliegen heutiger Waldproduktion deutlich wider. Die früheren Kiefernwälder sollen sich schrittweise zu Mischwäldern entwickeln, also nicht mehr als ausgesprochene Wirtschaftswälder angesehen werden. Darauf hat sich die Annaburger Darre eingestellt.