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Kunst in Kremitz Kunst in Kremitz: Zieglers Galerie-Pläne

Von Klaus Adam 18.09.2015, 10:11
Eberhard Ziegler mit Ehefrau Ingrid mit dem Porträt des Mediziners Dietrich Arndt.
Eberhard Ziegler mit Ehefrau Ingrid mit dem Porträt des Mediziners Dietrich Arndt. Th. Christel Lizenz

Kremitz - Der seit einigen Jahren in Kremitz ansässige Maler Eberhard Ziegler hat sich ein neues, ehrgeiziges Ziel gestellt: Er möchte auf seinem Grundstück eine Galerie einrichten. Damit hat sich der 74-Jährige allerdings erst einmal ein ordentliches Stück Arbeit aufgebürdet. Denn noch ist die Galerie ein ehemaliger Stall. Mit allen Einrichtungen der Tierherberge einschließlich des Geruchs.

Aber, über 450 Quadratmeter groß und somit ideal für eine Galerie. Vorrangig will er seine eigenen Werke darin ausstellen. Von denen er sich offensichtlich ungern trennt. Viele hat er in seinem Atelier und etlichen Räumen des großen ehemaligen Bauerngrundstücks parat. Zumal Ziegler die meisten von ihnen als sein künstlerisches und weltanschauliches Vermächtnis versteht.

Denn sie sind weiß Gott keine leichte „Kost“, die man sich mal eben so übers Bett hängt, weil da gerade Platz ist. Manch Betrachter mag sie wirr und überfrachtet empfinden. Doch wer bereit ist, sich auf Zieglers Gedankenwelt einzulassen und Bilder auch nicht ausschließlich über den eigenen Geschmack definiert, der mag erkennen, dass in jedem der Details in seinen Werken ein Hintergedanke stecken könnte.

Dass so mancher der oberflächlichen Betrachter dies nicht tut, bewegt den Maler, der sich dem Empiriokritizismus verschrieben hat, schon sehr. „Wohl auch, weil bekanntermaßen der Prophet im eigenen Lande nicht viel zählt“, schrieb ihm Silvio Paul, freiberuflicher Dozent aus dem benachbarten Premsendorf, ins Gästebuch. Dafür fühlt sich der Künstler in der Fachwelt deutlich ernster genommen.

Und so verweist der Wahl-Kremitzer gern darauf, dass ihn seinerzeit der Vizerektor der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Professor Kurt Robbel, unter seine künstlerischen Fittiche nahm. Und auch Rektor Walter Womacka erkannte sein Talent, wie Ziegler immer wieder betont. In unregelmäßigen Abständen meldet sich der Kremitzer Künstler immer mal wieder in der MZ-Redaktion, um aus seinem Leben zu berichten.

Das durchaus einige Facetten bereithält. Denn Ziegler, der sich seit vergangenem Dezember den Künstlernamen „RAR von Monte Christhof“ hat eintragen lassen, vermag wie berichtet nicht nur mit Farben und Künstlerpinsel umzugehen, sondern auch mit Kimme und Korn. Als Sportschütze hat er schon etliche Wettkämpfe als Sieger bestritten. Und so präsentiert er stets gern sein Schützenjackett, das mit allen Orden und Ehrenzeichen durchaus etliche Kilo auf die Waage bringen dürfte.

Bevor Eberhard Ziegler zum freischaffenden Maler wurde, erwarb er fünf berufliche Qualifikationen, so zum Acker- und Pflanzenbauer, Betonbauer, Industrieschmied, Schrift- und Grafikmaler und Modellbauer/Stuckateur.

Schon als Kind zeigte sich das Talent des späteren Malers. Für seinen Vater, der allerdings aus dem Krieg nicht wiederkam, malte Ziegler nebenstehendes Bild. Darin zeichnete er all das, was er einmal werden wollte. Und genauso hat es sich bewahrheitet, meint der Maler heute zu seinen damaligen Vorstellungen.

Der Empiriokritizismus als philosophische Richtung in der Erkenntnistheorie ist nicht unumstritten. Er geht von der Annahme einer Unterschiedslosigkeit von Ich und Umwelt, von Psychischem und Physischen aus. Die Welt, so sehen es Empiriokritizisten, bestehe nur aus Empfindungen und Empfindungskomplexen. Besonders Naturwissenschaftler hingen dieser philosophischen Richtung Ende des 19./Anfang des 20. Jhd. an, aber auch Dichter, wie etwa Rainer Maria Rilke.

Mit großer Wehmut denkt er oft an den Euro- und Preußenhof Stangenhagen, den er und seine Frau Ingrid aufgeben mussten. Wegen aus seiner Sicht überzogener Forderungen des Denkmalschutzes, wie er im MZ-Gespräch vor längerer Zeit anmerkte. Dort hatte er Gelegenheit, seine Bilder zu präsentieren, und eine Tafel mit 56 verschiedenen Staatsflaggen erinnert ihn an die Vielzahl der Gäste, die sie seinerzeit in dem Hotel und der Galerie empfangen durften.

Und so nimmt sich seine oft von ihm zu hörende Behauptung: „Ich bin ein Sonderling, ein RAR, ein Nichts“ doch etwas seltsam aus, angesichts seiner bisherigen Lebensleistung. Zu der mehr gehört, als rund 100 Porträts von lebenden und historischen Persönlichkeiten. Darunter die seiner künstlerischen Ziehväter, aber auch vieler Wissenschaftler, zu denen der Mediziner Professor Dietrich Arndt zählt, der sich in kurzen, aber sehr persönlichen Zeilen bei Ziegler für das Porträt bedankt.

In vielen Bildern versinnbildlichte der Maler seine ethischen und weltanschaulichen Ideen. Von denen das Bild „Wahret und rettet den Frieden“ seine Intention wohl am deutlichsten ausdrückt. Gemalt hat er das schon zu DDR-Zeiten, was ihm etlichen Ärger einbrachte. (mz)