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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Wer denkt da noch ans Hochwasser?

Von EVELYN JOCHADE 31.01.2011, 18:00

SCHWEINITZ/MZ. - So geschehen am Abend des Samstags in der Mehrzweckhalle an der Grundschule, die noch vor wenigen Tagen als mögliches Evakuierungsobjekt auf dem Plan der Einsatzkräfte stand. Zum Glück kam es nicht soweit.

Hausmeister Bernd Wystrach (56), seit 1990 die gute Seele der Schule, muss lediglich schauen, dass die Pumpen im Heizungskeller laufen. Dorthinein drückt nach wie vor das Grundwasser. Kein Vergleich mit der Aufregung im Oktober, als das Technische Hilfswerk und die Bereitschaftspolizei in der Schule einquartiert waren, meint der gelernte Maurer.

Genau wie all die anderen Schweinitzer feierte er die zwölfte Fastnacht. Eingeladen hatte der Gewerbeverein. Die Versorgung lag in den Händen der Gaststätte "Zur Weintraube". Letztere stellte mit Kati Herrmann auch gleich eine Platzmeisterin. Die Raumausstatterin machte in dieser Rolle mit ihrem Partner Lars Krolop eine genauso gute Figur wie Uwe Wolf, der mit seiner Frau Heike als das zweite Platzmeisterpaar agierte. Alle vier empfingen die ankommenden Gäste bereits im Eingangsbereich mit einem die Stimmung anregenden Schluck und stellten sich den Fotografen. In bewährter Manier hatten fleißige Hände des Gewerbevereins den Saal geschmückt, wobei die an einem Tarnnetz befestigten roten, gelben und grünen Hüte sofort besonders ins Auge fielen. "Die sehen echt schick aus", bemerkte Kati Herrmann, und Uwe Wolf fügte hinzu, einige Leute hätten schon geulkt, dass zu vorgerückter Stunde und bei angestiegenem Alkoholpegel die Kopfbedeckungen herunter geangelt werden würden. Schwer zu glauben, denn dafür hätten die Schweinitzer zunächst mal die Tische entern müssen. Traditionell hatten sie sich aber zum Fastnachtsball fein gemacht. Und so zogen sie es vor, die Tanzfläche zu erobern. "Doublevoice", die Partyband aus Cottbus, sorgte bereits das dritte Jahr für den nötigen Schwung bei der Schweinitzer Fastnacht und wusste gleich zu Beginn den musikalischen Geschmacksnerv des Publikums zu treffen. Mit jeder Runde, die - wie es Brauch ist, nur von Extratänzen unterbrochen - wurden die Tanzenden lockerer und gelenkiger. Da reichten den Schweinitzern die Tanzschritte des normalen Disco-Fox nicht mehr aus. Es wurde richtig geschwoft, so dass die Hüte unter dem Tarnnetz erzitterten. Wer nun dachte, das war's in Bezug auf Stimmung, der irrte. Denn die Platzmeister hatten noch eine vielbeinige Überraschung im Ärmel: Tänzerinnen aus dem Morgenland, welches in diesem Falle gleich hinter der Landesgrenze, in Brandis, begann. Die "Töchter der Nefertari" bezauberten mit Schleiertanz, indischem Bollywood-Flair, einem spanisch-arabischen Tanz und Solo-Darbietungen nicht nur die Herren, sondern auch mit ihren farbenprächtigen Gewändern die Damen im Saal.

Die Bauchtanzgruppe entstand vor vier Jahren. Inzwischen haben 15 Frauen im orientalischen Tanz ein Hobby gefunden. Dabei spielt das Alter, wie am Samstag zu sehen war, keine Rolle. Die beiden jüngsten Tänzerinnen, Louise aus Wiepersdorf und Marie aus Schönewalde, sind gerade einmal süße 13, die älteste Tänzerin 57 Jahre. Und auch die Figur sei, wie sie versicherten, egal. Ein Bauch sei beim Bauchtanz nicht erforder-, aber auch nicht hinderlich. Hauptsache er tanze. Genau das wollten die Damen aus dem nahen Osten auch den Schweinitzern beibringen und holten einige nach vorn. Unter den rhythmischen Klängen und unter der Anleitung der fremdländischen Tänzerinnen stellten diese sich gar nicht so schlecht an.