Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Kaninchenschau fast wie ein Zoobesuch
ANNABURG/MZ. - Was haben die G7-Staaten mit dem Kaninchenzüchterverein in Annaburg gemeinsam? Nun ganz einfach: den Namen. Deutschlandweit sind die Vereine mit bestimmten Kürzeln versehen und der Annaburger Zusammenschluss heißt vollständig: Rassekaninchen G7 Annaburg e. V. Das ist sicher Zufall. Weniger zufällig sind allerdings die guten Leistungen der hiesigen Züchter. Kein Wunder, können sie sich doch auf bereits 106 Jahre Erfahrung in der Hege, Pflege und Vermehrung der Langohren stützen.
Unter den 217 Tieren, die Samstag und Sonntag in der Turnhalle am Kellerberg vorgestellt wurden, waren auch 24 Kaninchen von sechs Zuchtfreunden und -gemeinschaften des Kleintierzuchtvereins Torgau. Alle entsprachen zumeist den Standardanforderungen und das, obwohl die Zuchtrichter aus Sachsen, wie Vereinsvorsitzender Lutz Matthias in seinem Grußwort betonte, erneut hart bewerteten. Da reichte es schon, wenn ein einziges Tier einer Sammlung, das ist eine Gruppe vier Tieren, einen winzigen, für Laien überhaupt nicht zu erkennenden Makel hatte, um durchzufallen. Bei rot-weißen Mecklenburger Schecken beispielsweise war auf dem Fell der Unterlippe eines Kandidaten zu viel rot. Hier fehlten nur einige weiße Haare. Scherzhaft, aber selbstkritisch meinte einer der Aussteller: "Wenn jemand uns Menschen bewertete, da würden wir wohl alle durchs Raster fallen." Dem ist sicher nichts hinzuzufügen.
Überhaupt ist das Herauszüchten von bestimmten Rassemerkmalen eine Wissenschaft für sich. 26 Rassen und Farbschläge standen zur Begutachtung. So auch die Punktschecken oder die Deutschen Riesenschecken von Rudi Findeis aus Düßnitz. Bei den lustig anzusehenden schwarz-weiß betupften, recht großen Kaninchen muss der Aalstrich auf dem Rücken stimmen und die schwarzen Punkte auf jeder Körperseite sollten am besten in gleicher Anzahl und an gleicher Stelle sitzen. Wenn das Tier dann noch einen schwarzen Fleck in Form eines Schmetterlings um die Nase herum aufweisen kann, ist das der Idealfall.
Für all diese Nuancen und andere für die Züchter wesentliche Dinge hatte Fabian Bader noch kein Interesse. Der gerade einmal Einjährige Steppke rollte, geschoben von Mutti Sandra im Buggy, durch die Schau und bewunderte die "Hoppler". Besonders natürlich die ganz großen, die Deutschen Riesen von Lutz Matthias, die schon mal zehn Kilo auf die Waage bringen und deren Ohren mit 19 bis 22 Zentimetern fast wie richtige Löffel aussehen. Für Klein-Fabian, der bisher nur den Familienhund kannte, war das ziemlich aufregend. "Für ihn", so Sandra Bader, "ist alles erst mal ein Wauwau. Aber hier lernt er mal andere Tiere kennen. Das ist fast so wie ein Zoobesuch."
Besuch bekamen aber nicht nur die Tiere, sondern ebenso die Züchter selbst, und zwar von Kollegen aus Listerfehrda und Zahna, die ebenfalls am Wochenende ihre Ausstellung hatten. Günther Liepe und Hartmut Wienmeister schauten vorbei und brachten einen alten Ehrenpreis von 1987 zur Anschauung mit. Diese gerahmte Urkunde hatte Günther Liepe damals für Tiere einer hierzulande recht seltenen Zwergkaninchenrasse gewonnen: Hermelin Rotauge. Diese war in der Annaburger Schau nicht vertreten.
Dafür aber Kleinchinchilla. Und die brachten in diesem Jahr ihrem Züchter Glück. Eckart Kasselt gewann sowohl mit 387 Punkten den Vereinsmeistertitel vor Roland Prüfert und Helmut Schuster als auch den Bürgermeisterpokal mit 772 Punkten. Die Pokale übergab, wie fast jedes Jahr, der Schirmherr der Veranstaltung, Annaburgs Bürgermeister Erich Schmidt (SPD). Melanie Klotz aus Torgau in Sachsen wurde mit ihren Zwergwiddern schwarz mit 383 Punkten beste Gastausstellerin.
Mit dem Ende der Vereinsschau ist das Jahr für die "G7" aus Annaburg aber noch nicht gelaufen. Ende November steht die Landesschau in Welsleben bei Aschersleben an und auch an der Bundesschau, die am 5. und 6. Dezember in Erfurt stattfinden wird, wollen sich vier Züchter beteiligen. Zu beiden Terminen rechnen sich die Annaburger reelle Chancen auf vordere Plätze aus.