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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Der Spargel sprießt

Von Klaus Adam 23.04.2012, 17:55

Schadewalde/MZ. - Die Idee ist einfach, aber genial. Die schmale schwarze Plane liegt über einem stählernen Räderkarren, der sie anhebt. Darunter werden die ersten weißen Spargelspitzen der Saison sichtbar. Wird das Gefährt, das sich treffend Clevermax nennt, weiter geschoben, senkt sich dahinter die Plane wieder auf die Erde, um erneut die Wärme der Sonne einzufangen. Spargelernte ist eine spannende Sache. Denn was sich im Dunkel des Erddammes tut, weiß man nicht. Erst, wenn sich ein helles Köpfchen zeigt, wird geschnitten. Mario Fichte aus Jessen schiebt den "Planwagen" in Zehn-Meter-Abschnitten vor sich her. Sprießt der Spargel? Die Plastekiste darauf füllt sich schnell, auch wenn Fichte einschätzt, dass die diesjährige Ernte des Edelgemüses verhalten beginnt. Ist auch kein Wunder. Herrschten doch am Morgen mal wieder Frosttemperaturen. Selbst die dunkle Abdeckung der Reihen hilft wenig, wenn sich die Sonne hinter tiefhängenden dichten Wolken versteckt.

Noch arbeitet die Saisontruppe der Spargelstecher daher nicht mit voller Besatzung. Fichte teilt sich die zwölf Reihen - die restlichen sind mit einer späteren Sorte bepflanzt - mit Martina und Klaus Meißner aus Seyda. Wenngleich der Clevermax für ein freies Arbeitsfeld sorgt, Kraft braucht Fichte schon, ihn bis zum nächsten Halt weiterzuschieben. "Der Wagen ist mir zu schwer", bekennt Martina Meißner. Sie deckt die Reihen mit der Hand auf, was durchaus auch anstrengend ist, wie sie sagt. "Aber daran gewöhnt man sich nach ein paar Tagen." Ihr macht die Saisonarbeit Spaß. "Hauptsache an der frischen Luft. Ich könnte nicht im Büro sitzen", sagt sie.

Auf dem Spargelschlag bei Mellnitz stehen den Stechern sechs so genannte Spargelspinnen zur Verfügung. Die batteriebetriebenen Gefährte bewegen sich mit einstellbarer Geschwindigkeit von selbst voran. Das ist eine noch deutlichere Erleichterung. Schauen weniger helle Köpfchen aus den Dämmen, kann's schneller gehen, sind es viele, wird auf langsamer gedreht.

Sehr behutsam behandeln Fichte und Meißners jede einzelne Stange des teuren Gemüses. Der Inhalt kleinerer Kisten wird nicht etwa in die größeren geschüttet, sondern die Spargelstangen beinahe liebevoll "umgebettet". Die zeitweiligen Mitarbeiter in der Spargelernte wissen, worauf es ankommt. Die Kunden, so Geschäftsführer Jens Fromm, haben genaue Vorstellungen, wie Qualitätsspargel auszusehen hat. Und Aussehen hat bei diesem Gemüse schon einen ganz hohen Stellenwert. Deshalb testet das Unternehmen verschiedene Standorte. Der bei Mellnitz, sagt Fromm, ist besser als der bei Schadewalde, mehr lockerer Sandboden, kaum Steine. Die übrigens werden zumeist bei der Anlage der Spargelkultur herausgesiebt. Schöne gerade Stangen soll das ergeben. Der Aufwand lohnt sich. Doch: "Selbst wenn nicht geerntet wird, ist der Spargel sehr arbeitsintensiv", erklärt Fromm. Die Dämme sind ab- und anzuhäufeln, die Pflanzen müssen nach Saisonschluss so gepflegt werden, dass sie "ordentlich ins Grün gehen" und kräftig werden. Nur dann ist im nächsten Jahr mit einer guten Ausbeute zu rechnen.

Lediglich die Sonne muss noch kräftig zulegen, dass viele helle Köpfe ins Freie schießen. Immerhin steht nicht zuletzt das Spargelfest am 1. Mai vor der Tür.