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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Bürgermeister lädt zu besinnlicher Runde

Von Gabi Zahn 26.12.2012, 19:41

Jessen/MZ. - Eine Bescherung der besonderen Art erleben am Heiligabend mehr als 30 Gäste im Haus der Senioren in Jessen. Im wunderschönen Ambiente begrüßt Bürgermeister Dietmar Brettschneider (CDU) zum 20. Mal alleinstehende Mitbürger. Einige sitzen zum ersten Mal in der Runde. Der überwiegende Teil jedoch kommt schon seit vielen Jahren. Niemand von ihnen möchte am Heiligabend ganz allein sein, "und hier bin ich es auch nicht", bekundet Toni Jackisch. Vor 17 Jahren war ihr Mann verstorben. "Seitdem ich weiß, dass ich Heiligabend hier so schöne Stunden verleben kann, ist mir nicht mehr bange vor diesem Tag", erzählt sie, als sie an der festlich gedeckten Tafel Platz nimmt. Auch diesmal folgen allerdings nur Damen der Einladung des Bürgermeisters.

Brettschneider gibt zunächst die Bühne frei für ein bezauberndes Programm, das Schüler der Klasse 4c der Max-Lingner-Grundschule mit ihren Lehrerinnen Karin Richter und Marion Kneist vorbereitet haben. Vor zwei Jahren hatten sie ebenfalls zu dieser Stunde für Unterhaltung gesorgt. Weil das so gut gefiel, wurden die Schüler erneut um einen Auftritt gebeten. "Alle aus der Klasse sind heute unterwegs: Ein Teil gestaltet das Krippenspiel in der Kirche, der andere Teil möchte Ihnen jetzt vorführen, was wir für Sie eingeübt haben", kündigt Marion Kneist an.

Dann sind es vor allem die bekannten Lieder, die von den Mädchen und Jungen mit heller Stimme vom Glockenklang und Weihnachtszauber erzählen, und mit denen jeder Anwesende eigene Erinnerungen verbindet. Herzlich gelacht wird über das Gedicht vom "Honigkuchenherz", das die Kinder mit "Fritzchen" und dem Großvater originell in Szene setzen. Als Karin Richter in sehr berührender Weise die Weihnachtsgeschichte von Rudolf Kinau "Unter dem Schornstein" vorliest, wird es ganz still. Sie erzählt aus einer Zeit, in der sich die Kinder noch über Nüsse, braune Kuchen und Äpfel freuten und eine "schöne weiche Wollmütze mit einer bunten Quaste dran" das schönste Geschenk der Welt war.

"Oh Tannenbaum" singen am Ende die Mädchen und Jungen gemeinsam mit den Erwachsenen. Der Stadtvater bedankt sich herzlich für das Programm, auch dafür, dass die Eltern am Heiligabend den Fahrdienst übernahmen und den Auftritt somit erst ermöglichten. Brettschneider hatte sich zuvor schon kundig gemacht, worüber sich die Kinder freuen würden: Die Klasse möchte im nächsten Jahr eine gemeinsame Fahrt unternehmen. Mit einem Zuschuss zur Reisekasse dürfte die Vorfreude darauf nun noch größer sein.

Während der Kaffeestunde verrät der Bürgermeister, dass er selbst gleich drei Wunschlisten zu Knecht Ruprecht geschickt hat. Zu den ganz persönlichen Wünschen zählten Gesundheit für die ganze Familie, aber auch ein Fotoapparat und zwei Jagdbücher. Die Bürgermeister-Hitliste sei dagegen viel länger - doch alle Wünsche würden sich auf einen zurückführen lassen: "Wir brauchen als Kommunen künftig wieder mehr finanziellen Spielraum. Der derzeitige Kurs lässt keine gut Entwicklung zu."

Vor allem das neue Kindertagesstätten-Gesetz bereite ihm große Sorgen: "Wir müssten, obwohl wir eine relativ gute Situation in der Stadt haben, innerhalb von einem halben Jahr etwa 50 Prozent mehr Plätze zur Verfügung stellen. Das lässt sich aber nicht mit jenen zusätzlichen Mitteln realisieren, die das Land dafür zur Verfügung stellt", zeigt Brettschneider auf. Das Thema werde im neuen Jahr sicher noch viel Ärger bereiten. "Wenn sich die Voraussetzungen nicht ändern, dürfen wir uns wohl landesweit auf jede Menge Klagen der Eltern einrichten", prophezeit der Bürgermeister.

Doch Weihnachten sei ein Fest, "bei dem wir nicht so ärgerlich auf die Dinge des Lebens schauen sollten. Wir hatten auch viele schöne Momente im Laufe des Jahres", resümiert er - und zeigt sich als aufmerksamer Gastgeber. Lisa Tessmer dankt für die Aufmerksamkeit und lobt ebenso die "feine Vorbereitung des Nachmittags durch Edda Müller. Da kann man sich einfach nur wohlfühlen." Zu guter Letzt spielt Brettschneider selbst Weihnachtsmann - wenn auch ohne Bart und Zipfelmütze. Er übergibt im Auftrag der Agrar GmbH Seyda hübsch verpackte Präsente. Deren Inhalt verlockt zur deftigen Brotzeit mit Wurstspezialitäten aus eigener Produktion.