Konzert in Jessen Konzert in Jessen: Este singt einfühlsame Lieder zur Passionszeit

Jessen - Eigentlich spreche er mehr bei seinen Konzerten, sagt der aus Estland stammende Bariton Urmas Pevgonen in Jessens Sankt-Nikolai-Kirche. Doch diesmal sei das nicht angebracht, wegen der Passionszeit.
Sie umfasst den Zeitraum 40 Tage vor Ostern, die Leidenszeit von Jesus. Christen erinnern an die besonderen Ereignisse in seinem Leben, an die Verurteilung, den Verrat und die Kreuzigung, aber auch das Abendmahl mit den Jüngern.
Ein Passionskonzert sei kein Ort für viele Worte, bestätigt Krista Margarete Erlach von der Konzertagentur. So sind es die Musik, der unter die Haut gehende Gesang und stille Momente zwischen den einzelnen Kompositionen, die das Konzert „Die singende Orgel in der Passionszeit“ beherrschen.
Urmas Pevgonen wird an der Orgel von Gleb Bubnov begleitet. Er stammt aus Moskau. In Jessen musiziert der zierliche Mann, der an der Gnessin-Musik-Akademie und am Konservatorium in Moskau studierte, erstmals. Es sei ein schönes Instrument. Seine große Spielfreude spürt des Publikum, auch wenn es ihn beim Konzert auf der Empore nicht sehen kann.
Zu Hause in Berlin
Gleb Bubnow, der wie Urmas Pevgonen in Berlin lebt, hat auch in der deutschen Hauptstadt sein Können vervollkommnet, in einem Studium an der Universität der Künste von 2014 bis 2018, natürlich im Fach Orgel. In dem Konzert hat er den Bariton begleitet, war aber auch als Solist zu erleben. Die Palette der Liedauswahl reicht von „Lasset uns mit Jesus“ ziehen über „Jesu, meine Freude“ bis zu „Es ist vollbracht“.
Es erklangen Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Georg Christian Schemelli, Max Reger, Robert Schumann Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Publikum bedankt sich, als die beiden von der Empore herunter kommen und vor den Altar treten, mit anhaltend kräftigem Applaus. Die Künstler erwidern dies mit einer Zugabe.
„Ich bete an die Macht der Liebe“ vom ukrainischen Komponisten Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (Text Gerhard Tersteegen). Die Liebe und die Familie, so sagt Urmas Pevgonen nach dem gut einstündigen Konzert, seien das Wichtigste neben der Gesundheit, die er den Gästen wünschte, ebenso seelische Zufriedenheit. Und in Jessen könne sogar ein besonderes Jubiläum begangen werden: zehn Jahre Projekt „Die singende Orgel“. Den Auftakt dafür gab es bei viel beachteten Konzerten in Kathedralen in Polen.
Altar begeistert
Zufrieden ist der Sänger auch mit der Akustik in der Kirche. Krista Margarete Erlach zeigt sich sehr angetan von dem Gotteshaus, vor allem vom Altar. Er sei schon für sie beeindruckend gewesen, als sie ihm am Sonntag zum ersten Mal gegenüber stand. Der Altar stammt aus Groß Quenstedt und wurde 1696/97 erschaffen.
Jessens Kantor Napoleon Savelli zeigt sich hocherfreut, dass dieses Konzert zustande gekommen ist. Er selbst wird am Karfreitag die Orgel erklingen lassen, dann ab 15 Uhr. (mz)