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Klingender Advent Klingender Advent: Heiliger Wladimir singt in Seyda und Bergwitz

Von Boris Canje 18.12.2019, 11:58
Der Moskauer Chor „Heiliger Wladimir“ bei einem seiner vielen Auftritte in der Region - hier in Bergwitz, im Video der in der Kirche zu Seyda
Der Moskauer Chor „Heiliger Wladimir“ bei einem seiner vielen Auftritte in der Region - hier in Bergwitz, im Video der in der Kirche zu Seyda Boris Canje

Seyda/Bergwitz - Ein Zufall führte vor 27 Jahren zur Gründung des Moskauer Männerchores „Heiliger Wladimir“. In Bad Kissingen trafen Nikolai Boglewski aus Moskau und Heinz Wehmeier (Deutsch-Russländische Gesellschaft Wittenberg) beim Konzert eines russischen Chores aufeinander. Schnell waren sie sich einig, einen solchen Chor zu gründen.

Chor hilft Kinderkrankenhaus

Aber dieser sollte sich natürlich von dem anderen unterscheiden, so erzählt Nikolai Boglewsi. Während jener mit Spenden ein Kloster unterstützte, sollte der neue einem Moskauer Kinderkrankenhaus finanziell helfen. Gesagt getan. Nun galt es die passenden Sänger zu finden, alle erforderlichen Unterlagen vorzubereiten, die Reiseformalitäten zu klären und dann schlug die Geburtsstunde des „Heiligen Wladimirs“.

Die Zusammensetzung wechselte in den Jahren immer mal, auch weil die Sänger in verschiedenen Chören von Kirchen und Klöstern tätig sind. Nur drei gehören von Anfang an dazu: Nikolai Boglewski, Jewgenij Ung und Viktor Grischenkow. Zunächst gab es vier Gastspielreisen im Jahr, in jeder Jahreszeit eine. Das erwies sich bald als nicht mehr praktikabel und so wurde es eine weniger.

Weihnachten spät zu Hause

In vielen Kirchen und Senioreneinrichtungen begeistern die Sänger mit ihrer Kunst, werden schon erwartet. Besonders gerne treten sie in Dessau-Alten auf, erzählt der Dirigent. Die Aufnahme sei dort besonders herzlich. Aber auch in den anderen Orten fühlen sie sich wohl.

Fragt man Nikolai Boglewski, wie bei ihm zu Hause Weihachten gefeiert wird, gibt es eine überraschende Antwort. „Weiß ich nicht.“ Und die Begründung folgt sofort: „Wer in einer Kirche singt, der kommt zu solchen Festen erst sehr spät nach Hause, da schläft die Familie schon.“ Gefeiert wird übrigens am 7. Januar, nach dem Julianischen Kalender. Heinz Wehmeier ergänzt, dass gläubige Russen bereits 40 Tage zuvor mit der Vorbereitung beginnen, nämlich mit dem Fasten. Und dann gehen die Feierlichkeiten bis zur Christi Taufe, am 19. Januar. An diesem Tag bekräftigt man die Taufe, indem man ins kalte Wasser steigt und dreimal komplett untertaucht.

Neben diesen Besonderheiten stellt der Chorleiter fest, dass einiges, was er aus Deutschland kennt, mittlerweile auch in Russland Mode wird. So zum Beispiel die weihnachtlichen Märkte. Durchgesetzt hat sich dort auch der beliebte Glühwein. Er wird „Glitwehn“ genannt.

Gesang und Gebete

Die Auftritte der Moskauer Sänger sind immer zweigeteilt. Begonnen wird mit Gebeten und Gesängen der orthodoxen Liturgie. Diesmal wurde dieser Abschnitt mit „Ehre sei Gott“ (in Russisch und Deutsch) begonnen und mit einem „Ave Maria“ abgeschlossen. Später wurde das „Mütterchen“ aller russischen Flüsse, die Wolga, besungen. „Ännchen von Tharau“ war ebenso zu hören wie der „Soldat am Wolgastrand“. Und zum Abschluss wartete auf die Zuhörer noch ein besonderer Hörgenuss. „Auf viele Jahre“, aber weder auf Deutsch oder Russisch, sondern auf grusinisch. Da gab es dann in Bergwitz stehende Ovationen. An anderen Orten hieß es unter anderem „Die Jungs sind ja nicht mit Geld zu bezahlen.“

In Wittenberg gestalten sie übrigens traditionell am zweiten Weihnachtsfeiertag den Abschluss ihrer Konzertreise in der Schlosskirche. Danach geht es wieder nach Hause zu den dortigen Feierlichkeiten. (mz)