Bau Kirche der Sensationen
Fenster des Gotteshauses in Gentha werden ausgebaut und restauriert. Warum eine Frau zwischen Aposteln sitzt und was beim Versteckspiel zum Vorschein kommt.

Gentha/MZ - „Die eigentliche Sensation in Gentha ist das Bild über dem Altar“, betont Seydas Pfarrer Thomas Meinhof, denn auf der Darstellung des letzten Abendmahles mit Jesus Christus hat sich mit Kurfürstin Hedwig eine Frau eingeschlichen. „Da haben sie 1624 doch glatt einen Apostel rausgeschmissen“, meint Meinhof, der überzeugt ist, dass solch ein Bild „nur abseits der großen Straßen“ den Weg in die Kirche gefunden hat. Andererseits: Die dänische Prinzessin, die zwischen 1611 und 1641 auf der Prettiner Lichtenburg gelebt hat, stiftete den Fachwerkbau damals den Leuten in Gentha als Trostpflaster, da im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) lediglich vier Einwohner - je zwei Frauen und Männer - übrig geblieben sind. Deshalb besucht Bischöfin Marianne Christiansen aus Haderslev - eine Patenstadt der Lutherstadt Wittenberg - seit 2016 regelmäßig die Kirche in Gentha, um das geschichtsträchtige Gemälde zu bewundern.
Die zweite Sensation haben die Kinder aus Gentha nach der Christenlehre gefunden. Meinhof erzählt, dass nach dem Unterricht Versteckspielen im Garten auf dem Programm gestanden hat. Der merkwürdige Stein entpuppt sich nach der Freilegung als ein etwa 850 Jahre altes Taufbecken, das mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr ans Licht befördert worden ist und jetzt im Eingangsbereich des Gotteshauses betrachtet werden kann. „Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr klappt super. Alle Kameraden packen mit an, wenn zum Beispiel die Holzbalken des Fachwerkgebäudes gestrichen werden müssen.“

Demontage ist terminiert
Nach der Restaurierung der gesamten Kirchenfenster in Gadegast (die MZ berichtete) geht es nun den dringend reparaturbedürftigen Fenstern im Gotteshaus von Gentha an den Kragen. Am kommenden Dienstag, 26. Oktober, beginnen Mitarbeiter der Dresdener Bauhütte von Markus Schulz - hier arbeiten Maurer, Maler und Restauratoren sozusagen unter einem Dach - mit der Demontage. „Wenn es das Wetter zulässt, starten wir planmäßig durch“, meint der Restaurator und ergänzt, dass die Kirche in der Zeit ohne Fenster nutzbar ist. Da der Förderzeitraum nur bis zum Ende des Jahres läuft, ist es sein Ziel, dass die restaurierten Fenster noch vor dem Gottesdienst zu Weihnachten wieder fachgerecht eingebaut sind. Die Hauptarbeiten, so der Chef der Bauhütte, seien das Auswechseln der defekten Holzlatten sowie der defekten Fensterscheiben. Bei der Bestandsaufnahme vor Ort hat Schulz festgelegt, in welcher Reihenfolge die Fenster demontiert werden. Vor der Aufbringung des Farbanstrichs steht „die Sättigung des Holzes“ mit einem speziellen Öl im Vordergrund. Denn Wind und Wetter haben im Außenbereich starke Spuren hinterlassen. Wie bereits angedeutet, muss kein Gemeindemitglied Angst haben, dass die Kirche bis zum Fest geschlossen ist. „Die offenen Stellen werden mit Folien bespannt, damit Wind und Regen draußen bleiben“, so der Chef.
Zwei Fördermaßnahmen

Beim Rundgang durch das Gotteshaus wird schnell klar: Der Wind pfeift durch jede Ritze! Deshalb, so Meinhof, wird der Altar aufgrund der Staubaufwirbelungen im Inneren mit einem Tuch komplett abgedeckt. Die Gesamtkosten für die Fenster betragen 66.000 Euro. 80 Prozent werden durch das Land gefördert, zehn Prozent übernimmt der Kirchenkreis Wittenberg, den Rest - also 6.660 Euro - der Gemeindekirchenrat, den der Pfarrer als sehr rührig bezeichnet. Und: Zusammen haben sie noch einen zweiten Fördertopf angezapft, um das eingangs erwähnte Bild restaurieren zu lassen. Von den veranschlagten 7.000 Euro muss der Gemeindekirchenrat 1.000 selber stemmen. „Das ist viel Geld für solch einen kleinen Ort“, so der Geistliche, der auf weitere freiwillige Spenden aus seinem Pfarrbereich hofft.

Meinhof freut sich, dass die Bauhütte von Markus Schulz erneut den Zuschlag erhalten hat. Mit dem Unternehmen habe man schon in Gadegast sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei insgesamt zehn zu restaurierenden Fenstern sei die Ansage Fertigstellung noch vor Weihnachten schon eine ordentliche Hausnummer. Vielleicht, sagt er, kommt wie in Gadegast beim Ausbau das Jahr der Herstellung zum Vorschein. Der Pfarrer erzählt, dass auch außerhalb von Gentha Arbeiten stattfinden werden. „Wir haben jetzt die Baugenehmigung für den Umbau der Pfarrscheune in Seyda erhalten.“ Diese umfasse 160 Seiten, da es sich um eine Umnutzung des Gebäudes von einem Lager in ein Veranstaltungshaus handele. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 350.000 Euro.
