Kabarett in Labrun Kabarett in Labrun: Ralph Richter mit buntem Rollenspiel

labrun - Einen recht niedergeschlagenen, leidenden Eindruck erweckte der Wittenberger Kabarettist Ralph Richter, als er die Bühne im voll besetzten Saal des Hotels „Zur Erholung“ betrat. Er sei kaputt von den vielen Reisen, könne nicht mehr sagen, wo er schon überall war. Und dann die Hotelzimmer. Diese müsse er sich meist schön trinken. Wenn er nach seinem Auftritt ins Bett sinkt, stelle er jedoch fest, dass zwölf Bier dafür nicht ausreichend waren.
Mitleiderregender Auftakt
Ralph Richter mit seiner „Lachablösung“ traf in Labrun dabei auf ein Publikum, das gleich richtig mitging. Mehrfach erntete der Kabarettist ein „Ohhh“, wenn er auf die Mitleidstube drückte.
Aber es kehrte recht bald bei ihm der Spaß an seinem Beruf wieder zurück. Er bekannte unter anderem, dass er als Schüler mit der Mathematik nichts am Hut hatte. Vor allem Textaufgaben seien ihm ein Graus gewesen. Über eine grübelt er offensichtlich heute noch. Die Frage lautet: Wenn ein Zug von Halle nach Wittenberg mit 120 Stundenkilometern unterwegs ist und sich um 20 Minuten verspätet, wie viele Menschen würden dadurch ihren Anschlusszug nach Jessen verpassen?
Er wisse, dass man sich nicht über andere Leute lustig machen soll, erklärte der Kabarettist. Aber er mache es trotzdem. Und so bekamen in den knapp zwei Stunden alle ihr Fett weg, egal ob Politiker, Ausländer, Männer und Frauen oder das Publikum. Dabei berief sich Richter mehrmals auf aktuelle Statistiken, die zum Teil Erstaunliches zutage brachten. So soll jeder Mensch 200 Mal am Tag lügen. Eine Steilvorlage, darüber zu philosophieren, dass es geschlechtsspezifische Lügen gibt. Frauen würden dies tun, um andere Frauen zu demütigen, Männer dagegen, um die Frau zu beruhigen.
In seinem Programm schlüpft Ralph Richter mit einem minimalen Aufwand an Kostüm in verschiedene Rollen. Egal ob als Hausmeister mit einem schief zugeknüpften grauen Kittel, als ein die Büttenrede haltender Karnevalist mit Narrenkappe, als Abgeordneter mit schwarz-rot-goldenem Schlips oder als Frau mit Lockenwickler im Haar, immer gab er seinem Affen Zucker und hatte dabei die Lacher auf seiner Seite.
Geräusche gegen wilde Tiere
So behauptete er als Hausmeister, dass bei ihm zu Hause in der Küche vom Boden gegessen werden könne. Kurze Pause und dann „man findet sogar immer was“. Oder die Frau mit den Lockenwicklern erzählt, dass sie ihrem Mann Unterhosen geschenkt habe, die zu groß waren. Nach der ersten Wäsche war das Gegenteil der Fall. Zu ihrer Entschuldigung, meinte sie dann nur, dass es doch auf der Hose stehen würde: Calvin Klein. Und es gab eine weitere Spitze gegen ihren Gemahl. Dieser mache nachts im Schlaf Geräusche. Er behauptet dann immer, damit wilde Tiere fernhalten zu wollen. „Ich hatte schon lange kein wildes Tier im Bett“, verkündete die Frau daraufhin. Und der Abgeordnete erklärte, was Politik ist: „Es ist die Kunst, den Menschen so über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungswärme als Nestwärme empfindet“.
Zwar startet er zu Beginn einen Versuchsballon mit zwei Witzen, zumal er vorher noch nie in Labrun aufgetreten ist. Doch dass das Publikum richtig mitgehen würde, hatte er da schon längst gemerkt. Gegenüber der MZ meinte Ralph Richter: „Es ist schön hier, ein voller Saal und gute Stimmung.“
Und sicherlich hat er sein erklärtes Ziel erreicht. „Ich möchte, dass das Publikum klüger nach Hause geht.“ Und das nicht nur durch die bereits erwähnten Statistiken oder die immer wieder vorkommenden Zitate aus dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry. (mz)