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Jobbörse in Jessen Jobbörse in Jessen: Genug vom Stempeln gehen

Von Ute Otto 09.09.2018, 05:28
Firmenchef Björn Schade ist bei der Jobbörse rege im Gespräch mit Arbeitsuchenden.
Firmenchef Björn Schade ist bei der Jobbörse rege im Gespräch mit Arbeitsuchenden. Ute Otto

Jessen - „Ich war glücklich, wie der Tag gelaufen ist“, sagt Andrea Arndt, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, am Tag nach der ersten Jessener Jobbörse, die von Stadt, Gewerbeverein und der Agentur für Arbeit initiiert wurde.

Beim abschließenden Gespräch mit den Vertretern der beteiligten 18 Unternehmen und Einrichtungen „habe ich viel positive Resonanz erfahren. Wir würden das gerne wieder machen. Dann allerdings im Frühjahr, das könnte Landwirtschaftsbetrieben und Obstbauern helfen, Saisonkräfte zu gewinnen.“

Abends zu Hause

Rückblende auf den Donnerstagnachmittag am Jessener Schwanenteich: Die Agentur für Arbeit Wittenberg und das Jobcenter Jessen haben 850 Kunden eingeladen, die bei ihnen als arbeitsuchend registriert sind. Zwar war zu beobachten, dass sich einige bei den Mitarbeitern der beiden Behörden lediglich den Stempel als Alibi für ihr „Bemühen“ um einen Job abholen und sofort wieder abdrehen. An den Ständen der Unternehmen herrscht dennoch sehr reger Betrieb.

„Es gibt viele, die energisch einen Job suchen“, so der Eindruck von Björn Schade, Geschäftsführer der Schade-Logistik in Jessen. Ein Kfz-Werkstattmeister für die spezialisierte Lkw-Werkstatt und Berufskraftfahrer - da die Spedition für das Torgauer Glaswerk arbeitet, seien diese zumeist abends zu Hause - werden gesucht. Außerdem Staplerfahrer, ein Hausmeister und Fahrzeugpfleger.

Für die letzteren Angebote interessiert sich ein 50-jähriger Jessener. Er sei schon länger arbeitsuchend, erzählt er. „Ich war schon in mehreren Betrieben Probearbeiten, 14 Tage und unentgeltlich“, zu einer Einstellung sei es aber nie gekommen. Was den Mann ärgert: „Die Absage kam immer vom Arbeitsamt. Von den Firmen hat mir keiner gesagt, warum sie mich nicht wollen.“

Nun schöpft der Jessener erneut Hoffnung. Er hat seine Bewerbungsmappe mitgebracht und kann sie gleich da lassen. „Wir laden sie demnächst zum Vorstellungsgespräch ein“, versichert Björn Schade, bevor er sich dem nächsten Interessenten zuwendet.

Ebenfalls ein Mann über 50, der Stapler fahren kann, aber wegen eines Rückenleidens nicht schwer heben darf. Auch ihn ermuntert der Firmenchef, sich vorzustellen, erst recht als er hört, dass der Mann auch einen Lkw-Führerschein hat, der allerdings demnächst erneuert werden muss. „Wir können unsere Mitarbeiter auch dabei unterstützen“, berichtet Schade.

Die 22-Jährige Michele Scheunert möchte gern im sozialen Bereich arbeiten. Vor einem Jahr hat die junge Frau aus Groß Naundorf beim Internationalen Bund in Wittenberg den Abschluss als Fachpraktikerin Hauswirtschaft erworben und hat derzeit nur eine befristete Stelle. Sie trägt sich beim „Wir“-Verein in die Liste ein, der sich hier nicht nur als Gastgeber einschließlich Versorgung, sondern auch als Arbeitgeber präsentiert. „Wir brauchen jemanden mit Großküchenerfahrung“, sagt Vereinschefin Margit Mehr.

„Wir haben schon Praktikanten gewonnen und zwei potenzielle Auszubildende“, erzählt Madlen Schaller-Bock, Marketingleiterin bei der Wittenberger Versandapotheke Mycare eine Stunde nach Beginn der Jobbörse. In direkter Nähe des Hauptbahnhofs ist das Unternehmen für Jessener gut erreichbar. Über Fahrkostenbeihilfen und weitere Möglichkeiten, die die Arbeitsaufnahme befördern sollen, „beraten wir dann individuell“, sagt Karina Hermann, Teamleiterin der Agentur für Arbeit.

Demnächst in Annaburg

Für die erste Auflage findet sie es „ganz okay“, wie es in Jessen läuft, so die Frau von der Arbeitsagentur. „Es wird immer schwerer, Bewerber und Stellen zusammen zu bringen. Wer Arbeit sucht, sollte den Arbeitsmarkt in der Region kennen.“ Die Branchen seien in Jessen breitgefächert. In Annaburg, Coswig und Bad Schmiedeberg gab es solche Jobbörsen schon, so die Teamleiterin. „Die Städte müssen das allerdings auch wollen.“ (mz)