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Besondere Anerkennung Jessener Friseuermeister ist seit 50 Jahren als Handwerker aktiv

Der Jessener Friseur Gunter Danneberg ist mit dem „Goldenen Meisterbrief“ geehrt worden. Was dahintersteckt.

Von Klaus Adam 15.10.2024, 17:29
Noch immer ist Gunter Danneberg, seit 50 Jahren Handwerksmeister, in seinem Salon aktiv.
Noch immer ist Gunter Danneberg, seit 50 Jahren Handwerksmeister, in seinem Salon aktiv. Foto: Klaus Adam

Jessen/MZ. - Im Jahr 1974 bestand Gunter Danneberg seine Meisterprüfung. Das ist nun logischerweise 50 Jahre her. Dafür steht ihm der Goldene Meisterbrief zu. Der sollte ihm von der Handwerkskammer Halle in einer größeren Veranstaltung im Steintor-Varieté in Halle feierlich überreicht werden. Da war der Jubilar verhindert. Deshalb wurde diese Zeremonie nun in etwas kleinerem Rahmen beim Tag der offenen Tür der Handwerker des Kreises nachgeholt, der verbunden war mit dem Treffen der „alten Handwerker“.

Die gerahmte Urkunde ist nun in Gunter Dannebergs Salon ausgestellt. In dem ist der heute 77-Jährige nach wie vor aktiv – stundenweise. Und es sind vor allem Stammkunden, die sich von ihm weiterhin gerne frisieren lassen. „Das machst du ja aus Spaß. Das machst du ja nicht aus sozialen oder wirtschaftlichen Gründen.“ Die alten Handwerksmeister hätten ihm schon in jungen Jahren als Ratschlag für das Alter mit auf den Weg gegeben: „Junge, wenn du das mal schaffst, schmeiß dein Werkzeug nicht weg.“

„Arbeit ist ja wie ein Medikament“, sagt er mit voller Überzeugung. In seinem Beruf habe er den Bonus, „das Material bist du, also der Mensch“. Er habe in den Gesprächen in seinem Salon viel gelernt, „natürlich auch manchen Unsinn gehört“. Aber er habe auf diese Art Leute mit ihren Gedanken kennengelernt, „denen du gar nicht zugetraut hast, dass sie sich so intensiv mit Politik beschäftigen“. Wenn er nun noch zwei oder drei Tage in der Woche in seinem Geschäft steht, „dann hast du noch eine Bestätigung“, sagt er.

Der „goldene Handwerksmeister“ macht kein Hehl daraus, dass er gerne mit jungen Menschen zusammengearbeitet und ihnen die Grundlagen ihres Berufes vermittelt hat. Zunächst in der Handwerkskammer des Bezirkes Cottbus und nach der politischen Wende in der DDR dann auch im Land Sachsen-Anhalt, sprich im Kreis Wittenberg. „Ich habe viele Jahre lang junge Menschen ausgebildet“, resümiert Gunter Danneberg. Er habe nicht gezählt, wie viele junge Menschen er in seinem Metier ausgebildet hat. Nach der Wende war der Jessener viele Jahre Vorsitzender der Prüfungskommission für die jungen Nachwuchsfriseurinnen.

„Wenn du sie als Prüfer vor dir hast, kannst du nur hoffen, dass sie im Beruf bleiben.“ Ihm ist klar, gesteht er, dass durch die eher mangelnde Entlohnung in seiner Branche, etliche ausgebildete Fachleute den Beruf verlassen haben. Aber Gründe gebe es eben viele. Sie liegen in der Politik, bei den Handwerkskammern und auch in den Betrieben selber, schätzt er ein.

Die Wahl seines Berufes war Gunter Danneberg keineswegs vorgegeben, dadurch, dass sein Großvater das Geschäft gegründet hatte, das sein Vater dann weiterführte. „Das war nie ein Thema, weil mein älterer Bruder auch Friseurmeister war. Nein, das war meine eigene Entscheidung.“ Der Bruder ging dann allerdings in den Westen, „weil er sich hier nicht selbständig machen konnte“.

Noch heute besitzt der Jessener Meister viele Werkzeuge und Utensilien, die sein Vater und Großvater seinerzeit benutzten. Auch jene, die früher zum Zähneziehen verwandt wurden. Denn in der Gründungszeit des Salons war es noch üblich, dass die „Barbiere“, die damals eine andere Bedeutung hatten als heute, eben Zähne zogen. Für eine MDR-TV-Sendung hatte er es vor Jahren noch einmal nachgestellt.

Dass Gunter Danneberg nicht nur den Haaren seiner Kunden zugetan blieb, sondern sich auch in der Stadt kulturell und politisch engagierte, soll hier nur am Rande erwähnt sein. Er war im Jessener Fußball aktiv, auch als Übungsleiter, war Vorsitzender des Schul- und Heimatfestvereins und ist heute noch Stadtrat und wurde gerade als Vorsitzender des Stadtrates wiedergewählt.