Jessen Jessen: Wellnesskur für Mohrrüben
JESSEN/MZ. - Eine wahre Wellnesskur erfahren Mohrrüben, die bei der Gemüsering Jessen GmbH (ehemals Jessener Frischgemüse Verarbeitungs GmbH) ankommen. Nach der "lange" Reise, sie wachsen im Umkreis von etwa 25 Kilometern heran, werden sie zunächst gründlich gewaschen, bekommen eine "Bürstenmassage" (sind danach wie geschält) und werden der Größe nach sortiert.
Dann geht es in eine Kühlzelle, wo sie bei einer Temperatur von einem Grad auf ihren weiteren Weg warten, den zur Verpackung in Beutel oder Schalen. Was zu groß ist, wird verkauft an Firmen, die daraus unter anderem Feinfrostgemüse herstellen. Zu kleine oder zerbrochen Möhren werden als Futtermittel auf den Markt gebracht.
Doch hier im Jessener Unternehmen ist das gesunde Gemüse eigentlich die kürzeste Zeit in der Obhut von Geschäftsführer Torsten Schinke und seinen 54 Mitarbeiter (darunter 27 Saisonkräfte). Schon bei der Aussaat (März) und dem Heranwachsen bis zur Ernte kümmern sie sich um die Mohrrüben. In diesem Jahr wurden unter 200 Hektar gepachtete Flächen, die alle beregnet werden können, betreut. Sie ändern sich immer etwas wegen der Fruchtfolge. Das ist Torsten Schinke eigentlich zu wenig. Um wirklich wirtschaftlich arbeiten zu können, sollen es im kommenden Jahr um die 230 bis 240 Hektar werden. Dass es 2010 weniger waren, hing mit dem Verkauf an den Gemüsering Stuttgart zusammen, erklärt der Geschäftsführer.
Natürlich sei eine gute Qualität des Produktes und ein einigermaßen gesichertes Ernteergebnis nicht ohne entsprechenden Pflanzenschutz zu machen, da ist Torsten Schinke ganz offen. Kann er auch ohne jede Probleme, denn die wöchentlichen Proben der Lebensmittelkontrolleure würden immer wieder zeigen, dass wenn überhaupt Rückstände in den Mohrrüben zu finden sind, diese dicht an der Nachweisgrenze liegen und "Lichtjahre von der maximal zulässigen Menge entfernt sind".
Um das zu erreichen, bedarf es einer großen Erfahrung. Das ist auch er Grund dafür, dass alles mit eigenen Kräften und eigener Technik geleistet wird. Bodenbearbeitung, Saatgut und Pflege sowie eine schonende Ernte haben ebenfalls großen Einfluss auf Quantität und Qualität. Und es muss auch von allem die Herkunft nachgewiesen werden, vom Saatgut bis zum eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Der Markt ist hart umkämpft. Neben einem guten Produkt ist daher Termintreue oberstes Gebot.
Eigentlich gibt es im Unternehmen nur eine Ausnahme - die Mohrrüben, die für den Winter eingelagert werden sollen. Diese erfordern einen bestimmten Boden, den es in der Region nicht gibt, wohl aber in der Nähe von Lommatzsch (bei Dresden). Dort produziert sie ein Landwirt in Lohnarbeit. Der beste Zeitpunkt der Ernte ist in diesem Fall, wenn der Boden schön nass ist, aber gerade noch mit der Technik befahren werden kann. Dann bleibt am Erntegut ausreichend Erde haften, um die Mohrrüben in großen Holzkisten, jede fasst 700 bis 800 Kilogramm, für den Winter einzulagern.
Auf einigen Flächen wächst auch Wurzelpetersilie heran. Diese ist jedoch nicht für das Inland gedacht, wird vielmehr in osteuropäische Länder exportiert.
Vorrangig ausgeliefert wird alles im Umkreis von einer Tagesfahrt (250 bis 300 Kilometer). Das, so Torsten Schinke, könne mit eigenen Fahrzeugen geschafft werden. Dabei meint er jene der Elbaue Gemüse e.G. in Wittenberg, bei der er ebenfalls Geschäftsführer ist. Der Vorteil liegt auf der Hand, denn es kann auf Kundenwünsche kurzfristig reagiert werden. Für längere Strecken wird dann mit Speditionen zusammen gearbeitet.
Hauptauslieferungstag ist übrigens der Sonntag. Auch am Beginn der Woche gibt es noch allerhand zu tun. Dann könnte am Donnerstag fast halbtags gearbeitet werden, ehe es am Freitag wieder richtig losgeht. Doch zu tun ist eigentlich immer, denn auf jeden Kundenwunsch soll schnell reagiert werden. "Wir müssen immer ein Stück vor dem Kunden sein", lautet für Torsten Schinke die Devise.
Auch hier spielt wieder die Erfahrung der Mannschaft eine große Rolle. Aber es bedeutet ebenso, motivierte Mitarbeiter hinter sich zu haben, die flexibel ihre tägliche Arbeitszeit gestalten. Deshalb setzt der Gemüsering im wesentlichen auf jene Beschäftigten, die schon beim Vorbesitzer dort gearbeitet haben.