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Jessen Jessen: Von Operette bis zum Volkslied ist alles dabei

Von Gabi Zahn 28.01.2013, 18:01

Jessen/MZ. - So viele Damen und Herren haben sich ihren Sonntagskaffee im Schützenhaus-Saal servieren lassen - inklusive einer Show aus Operette, Comedy, Gassenhauern, Evergreens und einem Volkslieder-Mix als musikalisches Tortenstückchen. Gemundet hat es exzellent!

Nicht zum ersten Mal gastiert "Primavera" aus Berlin in Jessen. Doch auch, wer das Ensemble um die Profi-Pianistin Diana Müller schon des Öfteren erlebt hat, ist immer wieder überrascht vom flotten Mix der Genres. Tatsächlich sträuben sich bei keinem Operettenfreund die Haare, wenn nach glanzvollen Wiener Melodien plötzlich zwei "deutsche Wertarbeit-Gartenzwerge" auf der Bühne erscheinen und von sich behaupten, "Originale aus irdenem Ton" zu sein. Deshalb seien sie auch das ganze Jahr über ausgelastet: "Ob Januar, Februar, März, August - wir Gartenzwerge sind robust." Nach solch gereimter Werbung erfahren die Jessener erstaunt, dass eine Gartenzwerg-Steuer erhoben werden soll. Man fachsimpelt, ob das gleichfalls für die Silikon-Kollegin aus China oder die Plaste-Exemplare aus Polen zutrifft. Die Parodie auf die deutsche Gartenzwerg-Kultur wird gekrönt von "Adelheid", die freilich mit der Zipfelmütze auf dem Zwergenhaupt besungen werden muss.

Auf den Punkt genau setzt Diana Müller die Finger auf ihrem elektronischem Instrument in Bewegung, und die Männer auf der Bühne singen und tanzen nur zu gern nach ihrem Takt: Sohn René Müller, Thomas Utke und Patrick Borde. Jeder brilliert mit dem Talent seiner eigenen Persönlichkeit, mit ausdrucksstarken Stimmen und der Courage, ein solches wahrlich grenzüberschreitendes Programm auf die Bühne zu bringen.

"Ich mag vor allem Operetten, deshalb sind wir hergekommen", sagt Erni Henze aus Jessen - und findet letztlich das gesamte Programm "amüsant und fantastisch". Männerchor-Sänger Helmut Thinius und seine Frau lassen ihre Stimmen zu "Im Frühtau zu Berge", "Im schönsten Wiesengrunde" und anderen Volksliedern erklingen. "Das haben wir schon so lange nicht mehr gesungen", heißt es vom Nachbartisch.

Nach dem mindestens fünften Kostümwechsel machen sich René und Thomas - nun mit Krachledernen und Hütchen bekleidet - auf ihrer Wanderschaft Gedanken über die holde Weiblichkeit und schüchterne Wanderfreunde. Sie philosophieren: "Was Hänschen nicht lernt, wird Gretchen ihm schon beibringen." - Das Lachen im Saal tönt auch vom Tisch, an dem die Prettiner Sonntagsausflügler Platz genommen haben. Dort sitzt Birgit Heise, die sich zum x-ten Mal beglückwünscht, mit dabei zu sein. Sie hat die Tickets über die Verlosung der Mitteldeutschen Zeitung gewonnen, außerdem ihre Mutter Maria Schreier, ihre Freundin Veronika Wede und Nachbarin Brigitte Lange mitgebracht. Veronika Wede steht bekanntlich als "Prettiner Ulknudel" selbst zuweilen auf der Bühne und kommentiert: "Einfach göttlich, was hier geboten wird." Sie bedauert, dass ihre Mutter Hildegard Kohn wegen einer Therapie nicht mit dabei sein kann. "Aber als die Künstler davon erfuhren, bekam ich spontan ein Prospekt und eine CD für sie geschenkt", freut sie sich.

Knapp zwei Stunden - durch eine Pause geteilt - dauert das Programm. Zwischendurch und am Ende gibt es begeisterten Applaus und die Gewissheit: Wenn Primavera ankündigt "Die Berliner kommen wieder, neue Texte, neue Lieder", dann werden sie in Jessener freudig begrüßt.