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Jankofsky-Ausstellung Jankofsky-Ausstellung: Eine Lanze für das tägliche Chaos gebrochen

Von Gerd Naumann 27.01.2002, 18:35

Jessen/MZ. - Ein Dia großflächig an die Wand des Ratssaales im Jessener Schloss geworfen. Darauf zu sehen die Karikatur von einem verängstigten Patienten im Zahnarztsessel, über den sich der Dentist mit der Zange beugt. Trockener Kommentar des Urhebers jener witzigen Zeichnung: "Leider ist der Zahn abgebrochen. Aber vielleicht treibt die Wurzel wieder aus".

Prusten, Lachen, Kichern. Je nach Temperament gaben die rund 80 Gäste am Freitagabend ihrer Heiterkeit Ausdruck. Wo sonst die Ratsherren kommunale Probleme wälzen, wich für einige Stunden der politische Ernst dem ungezwungenen Humor.

"Etwas Witziges steckt in jeder Alltagssituation. Man muss es nur entdecken", begründete der Karikaturist Heinz Jankofsky im Zwiegespräch mit dem Publikum wie er zu seinen Ideen kommt. Seit mehr als 40 Jahren beglückt der gebürtige Berliner die Welt mit seinen ulkigen Männecken, deren Markenzeichen der höckerige Riesengesichtserker ist. Der findet sich übrigens auch bei seinem Selbstporträt, was den Besucher der Stadtverwaltung, nebst 80 anderen lustigen und bisweilen skurrilen Zeichnungen bis Ende März in den Fluren der unteren Etage zum Verweilen und Betrachten einlädt. "So viele heitere Gesichter erblickt der Bürgermeister sicher sonst selten. Das ist bestimmt Taktik. So kommt das Stadtoberhaupt auch ohne Gehaltserhöhung zu einem besseren Arbeitsklima, und Beschwerdeführer sowie nörgelnde Bürger werden gleich milde gestimmt", vermutete eine Besucherin nicht ganz ernst gemeint während der Ausstellungseröffnung.

Um den 66-jährigen Künstler drängten sich etliche Fans, in der Hoffnung auf eine persönliche Widmung. Acht schmale Paperbacks und der gebundene "Dicke Jankofsky" sind seit 1989 im Hausverlag "Eulenspiegel" erschienen. Bei der gleichnamigen Satire-Zeitschrift sind auch Ende der 50er Jahre seine ersten Zeichnungen erschienen. Seitdem hält er dem Team die Treue. In jeder Ausgabe ist er mit zwei Seiten vertreten. Dazu kommen, seit 1991, wöchentlich mindestens sechs Karikaturen in der "Super-Illu".

Im Plauderton vollzogen Jankofsky und sein Freund Norbert Jachmann, Dramaturg und Filmproduzent, einen Streifzug durch das Leben des Zeichners, der heute in der Uckermark lebt. Selbstredend war die Talkrunde mit einer kräftigen Prise Mutterwitz gewürzt. Zum Beispiel als Heinz Jankofsky in seinem Berliner Slang einige Nachwendeerlebnisse zum Besten gab. "Eine meiner bekanntesten Karikaturen zeigt die Glücksrad-Kandidaten beim Erraten der Redewendung ,Doof bleibt doof''. Nur ein Buchstabe fehlt noch, und der Rater kauft natürlich den falschen. Dies fanden die Fernseh-Macher so witzig, dass sie die Karikatur für ihr Buch zur Show haben wollten. Ick habe zugestimmt. Ein kleenes Zusatzhonorar wäre ja nicht zu verachten. Dachte ick. Was kam, war ein Dankschreiben und ein Leseexemplar. Das liegt seitdem bei mir im Regal. So sind se, die Wessis", berlinerte Jankowski grinsend.

Nur einmal kamen Protestrufe, als er erklärte, weshalb seine zu Papier gebrachten Damen immer so dick sind. "Dünne Frauen sind nicht witzig. Erst ab Konfektionsgröße 60 wirken sie richtig. In einem Cartoon wird eben immer übertrieben", rechtfertigte er sich. Fast überall auf den schwarz-weißen und kolorierten Bildern sind süße kleine Zimmertiger zu entdecken. Sogar ein Buch hat der bekennende Katzenliebhaber den Schmusetieren gewidmet. "Der Gerechtigkeit halber habe ich auch eins für Hundefans gemacht".

Nur an die politsche Karikatur hat er sich nie gewagt. "Das ist nicht mein Ding", offenbarte Jankofsky, dass er sich darin von seinem "Ziehvater" Erich Schmidt unterscheide, der seinerzeit täglich für die BZ liefern musste. "Das war mir zu viel Stress. Ich bin froh, nicht mehr um fünf aufstehen zu müssen, wie 18 Jahre lang als Lokschlosser im Reichsbahnausbesserungswerk. Meine Ideen hole ich mir beim täglichen Besuch im Café der Kreisstadt. Ich brauche Menschen um mich. Mit den erlebten Situationen kommen die Einfälle."