Neuerscheinung Ins Herz der Stadt Jessen
Dennis Weiner und Reiner Helling starten eine neue Jahrbuch-Reihe zur Jessener Heimatgeschichte.

Jessen - Wussten Sie, dass des Nachts in den Oberen Weinbergen ein Kobold sein Unwesen treibt? Einen Winzer - weit vor den heutigen Weinbauern - soll der Gnom in Angst und Schrecken versetzt haben. Nachzulesen ist das im Neuen Jessener Heimatboten. Das Heft ist am Freitag druckfrisch in der Jessener Buchhandlung Fischer eingetroffen. Herausgeber sind Dennis Weiner und Dr. Reiner Helling, beide haben als Heimatgeschichtsforscher und Autoren in der Region längst einen Namen.
Der Neue Jessener Heimatbote soll anknüpfen an die Tradition früherer heimatgeschichtlicher Publikationen, wie sie schon im 19. und 20. Jahrhundert von Karl Lamprecht und Paul Träger in der Elsterstadt gepflegt wurde.
Bewährte Co-Autoren
„Die Idee kam mir vor drei bis vier Monaten“, erzählt Weiner, „und Reiner Helling war total begeistert. Mit ihm hatte ich gleich einen Kompagnon an meiner Seite.“ Konzipiert ist der Heimatbote als Jahrbuch, das mit kurzen Abrissen und längeren Geschichten an runde Jahrzehnte bis Jahrhunderte zurückliegende Ereignisse des jeweiligen Jahrgangs erinnern soll.
Unterstützt werden die Herausgeber von teilweise bewährten Co-Autoren wie etwa dem Jessener Pfarrer Tobias Bernhardt, der diesmal über 800 Jahre Taufe in Jessen schreibt. So ist auch zu erfahren, warum das erste, aus Fels gehauene Taufbecken mit einem schweren Deckel verschlossen wurde.
Drei Jahrzehnte zurück geht der Beitrag über Annemarie Schällig. Als Bauamtsleiterin hat sie nach der Wiedervereinigung nicht nur den Umbau der Stadtverwaltung hautnah miterlebt, sondern auch viele Projekte zur Altstadtsanierung und Neubauvorhaben in der Elsterstadt federführend auf den Weg gebracht. Sie erzählt von der Aufbruchstimmung. Es war eine Zeit, wo für schnelle Entscheidungen noch unkonventionelle Wege möglich waren. Und die ehemalige Bauamtsleiterin gesteht, welche ihrer Herzensprojekte nicht realisiert wurden.
Die Nachwendezeit ist nach Weiners Ansicht beim Niederschreiben der Jessener Heimatgeschichte bislang vernachlässigt worden. Das soll nun aufgeholt werden. „Wir staunen bei den Recherchen selbst, dass das alles schon wieder 30 oder 20 Jahre Jahre her ist“, sagt er.
In der 44 Seiten starken Broschüre - Kostenpunkt fünf Euro, dafür werbefrei - wird der Bogen geschlagen bis zu Ereignissen des Jahres 2021, von denen die Eröffnung des kommunalen Corona-Impfzentrums am 6.?April gewiss geschichtsträchtig ist.
Gespannt auf Resonanz
„Es ist ein Test“, sagt Reiner Helling. Wenn der Heimatbote bei den Jessenern ankomme, könne man sofort die Arbeit am Nachfolgewerk aufnehmen. „Wir haben massig Stoff für die nächsten zehn Jahre“, ist er sich sicher. Zwar soll Jessen auch künftig die Hauptrolle spielen, aber bei dem einen oder anderen Ereignis wolle man den Blick über den Tellerrand schweifen lassen. Schließlich sei Generalfeldmarschall Blücher 1813 auch nicht in seinem Hauptquartier, dem Jessener Schloss, sitzen geblieben. Mit dieser Anmerkung lässt Helling schon ein mögliches Thema fürs übernächste Jahr durchblicken.
Bei Steffen Fischer haben die Herausgeber mit dem Anliegen, das Heft in seinem Geschäft zu verkaufen zu lassen, offene Türen eingerannt. Heimatliteratur gehöre einfach in die örtliche Buchhandlung, erst recht, wenn die sich im Herzen der Stadt befinde, meint der Unternehmer und CDU/FDP-Stadtrat. (mz)