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Gewerbe Harte Schalen, besondere Kerne bei Andrea Panick in Jessen

Was Andrea Panick am Schmuck aus Kolumbien reizt.

Von Ute Otto 04.08.2021, 08:52
Andrea Panick zeigt, was aus den Kernen der Tagua-Nuss (vorn die ganze Frucht) und der Schale des Totumo-Kürbis gemacht wird.
Andrea Panick zeigt, was aus den Kernen der Tagua-Nuss (vorn die ganze Frucht) und der Schale des Totumo-Kürbis gemacht wird. (Foto: Ute Otto)

Jessen - Ins nördliche Südamerika will die Jessener Schmuckhändlerin Andrea Panick ihre Kunden entführen. „Die Jessener wissen, dass wir uns zum Schul- und Heimatfest immer ein Motto setzen“, berichtet die Geschäftsfrau. In diesem Jahr ist es „Zurück zum Ursprung“. Die Aktion dreht sich um Schmuck, der aus Naturmaterialien in Kolumbien gefertigt wird. Neben Pflanzenfasern, Melonenkernen und Samen der Azaipalmen-Beeren sind es drei für das tropische Land typische Früchte: Tagua-Nuss, Orange und Totumo-Kürbis.

Der Kern der Tagua-Nuss wird auch als pflanzliches Elfenbein bezeichnet, wegen der Farbe. Etwa so groß und geformt wie Kastanien sind sie wahre Handschmeichler, aber sehr fest, weshalb sie auch Stein-Nüsse heißen. In der Urform oder als Perlen, Ringe, Plättchen; bunt gefärbt oder im Naturton - man muss nicht Schmuckdesigner sein, um sich vorstellen zu können, was sich aus dem Material alles herstellen lässt.

Auf der Schmuckmesse in München hat Andrea Panick die Manufaktur „La Tagua“ kennen gelernt, die diese Kreationen anbietet. Doch es war nicht nur die Leidenschaft der Jessenerin für große und schlichte Schmuckstücke - am liebsten in Rot, die sie bewogen habe, die Kreationen in ihr Sortiment zu holen, sondern auch der soziale und ökologische Gedanke, der dahinter steckt.

Die Schmuckdesigner, ein deutsch-kolumbianisches Paar in Wiesbaden, lassen ihre Kreationen von Kunsthandwerkern in kleinen traditionellen Werkstätten in Kolumbien fertigen. „Dort werden alleinstehende Frauen gefördert, die es in Kolumbien besonders schwer haben, den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder zu verdienen“, hat Andrea Panick von den Firmengründern erfahren. Zum anderen werde mit diesem Schmuck der Nachhaltigkeit Rechnung getragen.

Da frisch gepresster Orangensaft in Kolumbien an jeder Ecke getrunken werde, fällt zuhauf Schale an. Zu Spiralen oder Rosetten gedreht, getrocknet und gefärbt müsse man auch um die Beständigkeit dieses Schmucks nicht bangen. Und während vom Tutomu-Kürbis das Fruchtfleisch ausschließlich als Viehfutter verwendet wird, dient die harte Schale traditionell als Material für Küchenutensilien und Musikinstrumente und nun auch für Schmuck.

„Wir haben noch nicht die Erfahrung mit dieser Art Schmuck und waren im Kollegenkreis sehr gespannt, wie er ankommt bei unseren Kunden“, erzählt Andrea Panick. Viele seien überrascht, „wie man aus Natur so schöne Stücke machen kann“.

Normalerweise hätte Andrea Panick diese Aktion mit der Einladung zu einem exotischen Cocktail verknüpft und mit den Kunden eine Weile länger geplauscht, zum Beispiel über Reisen in ferne Länder. Aber in der Pandemie verbietet sich das. (mz)