Gespräch mit dem neuen Landrat Gespräch mit dem neuen Landrat: Nachbarkreis bekommt eine neue Elbebrücke
Herzberg/MZ. - Wie geht es am Donnerstag zur Arbeit, aufgeregt oder gelassen?
K. Richter:Eigentlich gelassen. Ich bin lange genug im Geschäft. Als stellvertretender Landrat hatte ich auch eine ganze Menge zu tun. Vom zeitlichen Aufwand her wird es keine Veränderungen geben. Ich bin gewohnt, 14 Stunden am Tag zu arbeiten. Da muss ich mich nicht umstellen.
Ziehen mit dem neuen Chef auch Veränderungen in die Kreisverwaltung ein?
K. Richter:Ganz sicher wird sich etwas ändern. Ich will über die Verwaltungsmodernisierung nicht nur reden, sondern sie auch umsetzen. Mehr Bürgernähe, eine transparentere Verwaltung, eine geänderte Öffentlichkeitsarbeit, das sind meine Ziele. Das Landratsamt darf nicht nur reagieren, es muss auch agieren. Erreichen möchte ich ebenso einen Schulterschluss mit den Kommunen. Denn wir gehen schweren Zeiten entgegen. Gemeinsam mit den Kommunen möchte ich dem Negativtrend entgegensteuern.
Bleiben wir mal noch bei der Verwaltung. Wie soll das mit der Modernisierung vonstatten gehen?
K. Richter:In der Kreisverwaltung soll es künftig ein Dezernat geben, in dem die meisten Genehmigungsbehörden konzentriert sind, egal ob im Bereich Bau, Unterer Denkmalschutz, Umweltschutz, Naturschutz, Wasserrecht oder Abfall. Unsere Nachbarn in Riesa-Großenhain machen das schon lange. Das läuft. Statt fünf Dezernate derzeit wird es in Herzberg noch vier geben. Die Bereiche Wirtschaft und Bau werden zusammengelegt. Das völlig neue Gebäudemanagement, angesiedelt im Bereich der Finanzverwaltung, soll die Betriebskosten verwaltungseigener Liegenschaften optimieren.
Es soll also auf die Kosten und nach Einsparungsmöglichkeiten geschaut werden.
K. Richter.Genau. Ich möchte die Verwaltung wie ein Unternehmen führen. Die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter möchte ich stärken. Besondere Leistungen der Mitarbeiter sollen dann auch gewürdigt werden. Das stelle ich mir vor. Ich denke, dass die Mitarbeiter da mitziehen.
Bleibt bei diesen anspruchsvollen Vorhaben noch Zeit, Kontakte zu den Nachbarkreisen zu knüpfen?
K. Richter.Natürlich. Auch mit dem Landkreis Wittenberg könnte ich mir eine intensivere Zusammenarbeit vorstellen. Wir dürfen doch die historisch gewachsenen Beziehungen nicht vergessen. Die Herzberger Ecke hat sich nun mal nach Jessen und Wittenberg orientiert. Hier müssen wir anknüpfen.
In welchen Bereichen könnte es eine Zusammenarbeit geben?
K. Richter:Zum Beispiel im Tourismusbereich. Wir könnten doch gemeinsame Angebote unterbreiten. Oder nehmen wie die Infrastruktur. Da müssen wir in eine Richtung marschieren.
Immer mal wieder im Gespräch sind auch Autobahnbaupläne in der Elbe-Elster-Region. Wie steht es denn darum?
K. Richter:Die Autobahn A 16 soll durch den Kreis Elbe-Elster führen, südlich von Herzberg. Solch eine West-Ost-Trasse bringt allen hier Vorteile, den Unternehmen, aber auch den Beschäftigten im Fliegerhorst Holzdorf, die sich kürzere Wege zu Autobahnen wünschen. Darum müssen wir uns bemühen, dass dieses Vorhaben in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Aber fast noch wichtiger ist der Ausbau der Bundesstraßen, der 101, der 169 und der 87 auf autobahnähnliche Verhältnisse. Davon würde auch der Raum Jessen-Wittenberg profitieren.
Etwas neidisch schauen die Bewohner des Altkreises Jessen, die sich eine Elbebrücke in ihrer Region zum Beispiel bei Mauken wünschen nach Mühlberg. Dort wird eine neue Elbquerung errichtet. Wann soll das losgehen?
K. Richter:Im Jahre 2004. Die Initiative dazu ist aus dem Landkreis Elbe-Elster gekommen. Der zuständige Staatssekretär in Potsdam hat das super vorbereitet. Die Sachsen waren dann bereit, sich zu beteiligen. Die Brücke ist wichtig, schon wegen der Kiestransporte aus Mühlberg und der Zuckerrübenlieferungen nach Brottewitz. Wir hoffen, dass die Brücke 2005 fertig ist.