Geschäftswelt Geschäftswelt : Blumiger Vorfrühling in Jessen

Jessen - Weder in den letzten Wochen des alten Jahres noch zu Beginn von 2018 hat der Winter in der hiesigen Region wirklich stattgefunden. Dem „Blumengarten Vier Jahreszeiten“ am Jessener Höfchen hat dies keinen Vorteil beschert.
„Das hat sich im Geschäft gar nicht bemerkbar gemacht“, schätzt Inhaber Axel Schwert ein. „Zumindest ist der Umsatz dadurch nicht merklich angestiegen“, konkretisiert der 50-Jährige aus Plossig.
Auch in anderen Wintern, also solchen mit mehr Schnee und Kälte, „holen sich die Leute im Januar oder Februar mit ein paar Frühlingsblumen schon mal die anschließende wärmere Jahreszeit ins Haus“. Für sein Geschäft sei der Januar eigentlich immer ein recht verhaltener Monat.
Derzeit sind es vorrangig Azaleen, Alpenveilchen, Primeln, Hyazinthen sowie bepflanzte Frühlingsschalen, die von der Kundschaft nachgefragt werden. „Und Schnittblumen als Sträuße, die gehen natürlich immer“, weiß Axel Schwert aus jahrelanger Erfahrung.
Die gute Seele des Ladens
Am 1. April 2004 hat er seinen Laden im Jessener Höfchen eröffnet. Hinter dem Tresen sind neben ihm noch Karin Schindler (62) aus Jessen, sie ist Floristin, und Anja Weinigel (40) aus Klöden, ebenfalls Floristin, zu finden.
Karin Schindler wird von ihrem Chef weniger als Angestellte, sondern eher als Geschäftspartnerin gesehen: „Wir arbeiten schon so lange zusammen“, begründet der Plossiger das. „Wir machen alles Hand in Hand. Und sie ist die gute Seele des Ladens, kümmert sich um fast alles, vom Bestellen der gesamten Ware bis zur Buchung.“
Seine Rolle im „Blumengarten Vier Jahreszeiten“ sieht Axel Schwert mehr als „Mädchen für alles“ - „Ware abholen, die Auslagen raus- und zum Feierabend wieder reinräumen, Hausmeisterdienste“. Doch der 50-Jährige stapelt da ein wohl bisschen tief: Er ist gelernter Gärtner und freut sich darüber: „Deshalb hat es ja so schön gepasst - mit Karin Schindler als Floristin und mir als Gärtner.
Da kann man sich wunderbar ergänzen im Laden.“ Gemeinsam biete man den Kunden das komplette Blumenladen-Programm: Sträuße zu jedem Anlass, Trauergestecke und Kränze, Grabpflege sowie alle Topf-, Beet- und Balkonpflanzen.
Mit dem Standort am Jessener Höfchen zeigt sich der Inhaber zufrieden und möchte sich hier auch halten. 2019 steht immerhin das 15-jährige Geschäftsjubiläum an. „Die Lage ist gut, an der Straße nach Annaburg und Prettin, mit dem großen Parkplatz nebenan und den benachbarten Geschäften. Hier sind immer Leute unterwegs“, lobt er und bedankt sich ausdrücklich bei seiner über die Jahre gewachsenen Stammkundschaft.
Harte Konkurrenz
„Allerdings sind die Supermärkte eine harte Konkurrenz für uns“, beschreibt Axel Schwert das Hauptproblem fürs Auskommen des „Blumengartens“. „An deren Abgabepreise kommen wir nicht mal im Einkauf ran. Aber das geht ja allen anderen Läden auch so - ob sie mit Textilen handeln oder Haushaltswaren. Ein Supermarkt bietet eben nicht nur Lebensmittel, sondern alles vom Schuh bis zum Computer. Das ärgert uns kleine Geschäftsleute.“
Zum heutigen „Blumengarten Vier Jahreszeiten“ gehört eine lange Vorgeschichte. Ein Teil davon ist die einstige Hortus GmbH in Jessen. „Wir hatten mal selber Flächen, auf denen wir Gemüse und Blumen gezogen haben“, erinnert sich Axel Schwert. Das sei aber irgendwann nicht mehr rentabel gewesen. „Daher haben wir das 2006 aufgegeben.“ „Danach habe ich in Plossig noch mal einige Gewächshäuser betrieben, bis etwa 2011/2012.“
Die eigene Produktion einzustellen, sei ein fließender Prozess gewesen, berichtet der 50-Jährige im Rückblick. „Wir haben nach und nach Kontakte zu anderen gestandenen Gärtnereien aufgenommen und sind damit gut gefahren.“ Seine Ware (von Gemüsepflanzen über die Beet- und Balkonstrecke, Primeln, Stiefmütterchen, Hornveilchen bis Geranien und Petunien) beziehe der „Blumengarten“ jetzt überwiegend aus der Region. Axel Schwert nennt Herkunftsorte wie Elster, Herzberg und den Großraum Leipzig.
„Nur die Schnittblumen kommen größtenteils aus Holland“, spricht der Fachmann und korrigiert sich umgehend im nächsten Satz: „Die Holländer züchten die inzwischen auch nicht mehr alle selbst, sondern holen sie preiswert zum Beispiel aus Nordafrika oder Israel.“ (mz)