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Gemeindebeitrag als Austrittsgrund?

Von H.-Dieter Kunze 18.04.2005, 15:28

Jessen/MZ. - Er ist allein erziehender Witwer. "Außer 154 Euro Kindergeld pro Monat hat meine Tochter keinerlei Einkommen. Sie muss mit jedem Cent rechnen", erklärt er seine Ablehnung gegen den Gemeindebeitrag. Jessens evangelischer Pfarrer Tobias Bernhardt sieht das anders: "Der Gemeindebeitrag darf nicht als Zumutung, sonder muss als notwendige Finanzgrundlage wichtiger kirchlicher Gemeindearbeit verstanden werden."

Natürlich sei er eine zusätzliche finanzielle Belastung über die Kirchensteuer hinaus. Im Gegensatz zu dieser käme der Gemeindebeitrag aber der Kirchengemeinde mit den Kirchen in Jessen, Arnsdorf / Leipa, Grabo und Battin in vollem Umfang zugute. "Der Gemeindebeitrag stützt ganz erheblich den Haushalt der Kirchengemeinde. Mit dem Beitrag wird alles, von der Glühbirne in der Kirche bis hin zum Martinshörnchen, mitfinanziert. Er dient der Unterhaltung und Erhaltung der Kirchengebäude und der Orgeln. Weiterhin wird damit die Kinder-, Jugend- und Altenarbeit unterstützt", so der Pfarrer.

Der Gemeindekirchenrat gehe sehr verantwortlich mit dem Geld um und gebe gern Rechenschaft. Durch den Gemeindebeitrag, der Höchstsatz liegt bei fünf Euro pro Monat, kann in diesem Jahr das Dach der Kirche in Battin neu gedeckt werden. In Grabo gibt's eine Restaurierung für die Bleiglasfenster, in Arnsdorf wird die Elektroanlage repariert, und das Jessener Gotteshaus bekommt eine neue Küche. Auch das Gemeindeleben wird mit dem Geld unterstützt, beispielsweise Geschenke an Konfirmanden, gemütliche Nachmittage und aufwendige Konzerte.

Ausdrücklich unterstreicht Tobias Bernhardt, dass Kirchenmitarbeiter wie Pfarrer, Kantor und Gemeindepädagogin nicht über den Gemeindebeitrag finanziert werden. Gleichzeitig zeigte er sich sehr enttäuscht darüber, dass Klaus-Peter Christochowitz ein Gesprächsangebot mit ihm ausgeschlagen habe. "Herr Christochowitz als Nichtkirchenmitglied sollte einmal darüber nachdenken, welchen Beistand ihm die Kirchengemeinde in den Stunden gewährte, als seine Ehefrau nach schwerer Krankheit verstarb." Im übrigen sei das Thema Gemeindebeitrag eine reine innerkirchliche Angelegenheit. Der Pfarrer wies außerdem darauf hin, dass die junge Frau wegen ihres geringen Einkommens keine Kirchensteuer entrichten muss.

Doch für Susann Christochowitz, getauft und konfirmiert, steht der Entschluss fest: "Ich werde aus der evangelischen Kirche austreten."