1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Firmenjubiläum: Firmenjubiläum: Seit 80 Jahren auf Achse in Elster

Firmenjubiläum Firmenjubiläum: Seit 80 Jahren auf Achse in Elster

Von Boris Canje 21.02.2016, 14:53
Susan Könnecke am neuesten Bus ihres Unternehmens
Susan Könnecke am neuesten Bus ihres Unternehmens B. Canje

Elster - Auf dem Katalog von Könnecke-Reisen ist es nicht zu übersehen. In diesem Jahr feiert das Elsteraner Unternehmen ein Jubiläum, es besteht seit 80 Jahren. Eine große Feier wird es aber nicht geben, so Geschäftsführerin Susan Könnecke. Dafür bekommen Teilnehmer bei ihren Fahrten die eine oder andere Vergünstigung. „So feiern wir das ganze Jahr über und bedanken uns bei unserer treuen Kundschaft.“

Mit Linien- und Berufsverkehr begann das Unternehmen 1936. Gegründet von Heinrich Könnecke sen. Es wurden vor allem die Arbeiter des Gummi-, des Stickstoffwerkes und der Sprengstofffabrik transportiert. Zwei Busse mit Anhänger gab es damals. Einen großen Einschnitt brachte der Zweite Weltkrieg. Einen Bus zog die Wehrmacht ein und mit dem anderen wurde der Firmeninhaber dienstverpflichtet für den Fliegerhorst in Bernburg. Am Kriegsende behielt man diesen Bus ohne Ersatz ein und Heinrich Könnecke sen. stand vor dem Nichts.

Doch Aufgeben war nicht seine Sache. Aus dem Schrott wurden verwertbare Teile geborgen und in mühevoller Kleinarbeit entstand ein Bus mit Holzvergaser. Aber die Kohlehandlung, bei der das Fahrzeug untergestellt war, brannte aus und wieder war ein Bus verloren. Einmal mehr entstand ein neuer aus Altteilen.

Heinrich Könnecke hatte zwei Kinder. Tochter Brigitte arbeitete nach ihrer Schule als Kassiererin im väterlichen Betrieb mit. Sohn Heinrich machte eine Lehre zum Kfz-Schlosser und ging dann ebenfalls ins Unternehmen seines Vaters.

Die kleine Firma wuchs wieder, hatte aber zu DDR-Zeiten als Kommissionsbetrieb nicht die besten Bedingungen, um sich zu entfalten. Ein schwerer Schlag musste 1966 verkraftet werde. Der Firmengründer starb plötzlich und sozusagen über Nacht musste sein Sohn Heinrich im Alter von 28 Jahren alles übernehmen. In einer sehr schweren Zeit. Auslandsreisen in die CSSR, nach Ungarn oder Polen wurden dem Betrieb untersagt. Diesel musste man regelrecht erbetteln. Zur Verfügung stand lediglich ausrangierte Technik.

Nach der Wende war es nicht unbedingt leichter. Es gab sogar Drohungen, dem Unternehmen die Gewerbeerlaubnis zu entziehen. Aber mit Problemen fertig zu werden, hatte man ja gelernt. 1990 beantragte man die Auflösung des Kommissionsvertrages. Aus Werkstatt und Garagen entstand ein moderner Betriebshof. Vier neue Reisebusse und weitere Linienbusse wurden angeschafft und der Start in die freie Marktwirtschaft mit dem Logo „Könnecke-Reisen“ vollzogen. Seit 1999 führt Tochter Susan Könnecke den Betrieb. Sie kann sich aber weiter auf die Hilfe ihrer Eltern verlassen, bis heute. Zum 1. Januar 2007 übergab ihr der Vater offiziell das Unternehmen, das seither als Könnecke-Reisen GmbH und Co. KG firmiert. Aber dieses Jahr sollte ein schweres werden. Der Linienverkehr im Landkreis Wittenberg wurde damals europaweit ausgeschrieben. Das Verfahren gewann die Neue Wittenberger Nahverkehrsgesellschaft, zu der Könneckes nicht gehörten. Als Rettung erwies sich, dass man sich nicht nur auf den Linienverkehr konzentriert hatte, sondern als Hauptstandbein auf Reisen im In- und Ausland. Denen widmete man sich nun noch stärker, weitere Reisebusse werden gekauft, was sich als richtig erwies. Aber auch Klassenfahrten, der Transport zum Schwimmunterricht und anderes werden abgesichert. Ein Glücksumstand ist, dass Könnecke-Reisen zudem Fahrten für die in Wittenberg haltenden Kreuzfahrtschiffe übernehmen konnte.

Kein Wunder, dass Susan Könnecke ohne lange zu überlegen sagt: „Wir sind rundum zufrieden.“ Derzeit beschäftigt sie sechs Fahrer, eine Reinigungskraft für die Busse sowie drei Mitarbeiter im Büro. Heinrich Könnecke hilft immer mal als Fahrer bei kürzeren Touren aus und Mutter Margrit arbeitet im Büro mit, sie organisiert die Fahrten.

Eine Vergrößerung des jetzigen Unternehmens kommt für die Inhaberin nicht in Frage, zumal es auch die örtlichen Gegebenheiten nicht erlauben. Dafür wird in den Fuhrpark investiert, dieser regelmäßig erneuert. „Für uns ist es wichtig, die Qualität zu halten“, erklärt Susan Könnecke. (mz)