Bildung Feierlicher Abschied an Jessener Förderschule „Lebensweg“
Neun Schüler verlassen die Jessener Förderschule „Lebensweg“. Worin sich Selina und Steven Henschel nicht einig sind und was die Chefin allen wünscht.

Jessen - „Wir werden unsere Schule definitiv vermissen“, sagen Selina Henschel und Bruder Steven unisono und schauen dabei etwas verträumt auf ihre Blumensträuße. Für das Geschwisterpaar aus Axien beginnt nach den Ferien ein neuer Lebensabschnitt. Sie erzählen von einem Eignungstest in Wittenberg und hoffen, dass sie später im Augustinuswerk arbeiten können. „Vielleicht“, sagt der 20-jährige Steven, „verschlägt es mich auch woanders hin.“
Beide fangen an, ihre feierliche Ausschulung so langsam zu realisieren. „Wir hatten hier immer unseren Spaß. Die Klassenkameraden sind nett gewesen, es gab immer etwas zu Lachen. Zudem konnten wir über unsere Probleme sprechen.“ Beim Thema Lieblingsfächer gehen die Meinungen etwas auseinander. Steven Henschel mag Deutsch, seine 20-jährige Schwester überhaupt nicht. „Da habe ich mich quergestellt“, meint sie scherzhaft. Für Mathematik schwärmen beide. „Mit Zahlen kann ich besser“, so Selina.
Keine große Party
Für die Chefin der Jessener Förderschule „Lebensweg“, Nadine Helwig, ist die Freiluft-Veranstaltung gleichzeitig eine Premiere. Denn nach dem Umzug der Bildungseinrichtung im Winter von Holzdorf in die Elsterstadt (die MZ berichtete) findet hier die erste feierliche Verabschiedung statt. In den vergangenen Jahren, so die 33-Jährige, haben meist eins bis drei Schüler die Förderschule verlassen. 2021 sind es rekordverdächtige neun.

Aufgrund der Corona-Bestimmungen, so die Chefin, habe sich das Kollegium, gegen eine große Feier mit den Eltern und Verwandten der Kinder entschieden. Diese gehen nun im kleinen Rahmen in den jeweiligen Klassen über die Bühne. „Wir haben auch nicht die Möglichkeit, vor Ort Corona-Tests durchzuführen“, verteidigt Helwig die Maßnahme mehrerer Feiern.
In ihrer Rede betont die Chefin, dass die Schüler in den vielen Stunden Unterricht bestimmt eine Menge Eindrücke gesammelt haben. Weniger schöne Erinnerungen gehören zum Leben auch dazu. Lehrer und Erzieher haben stets versucht, die Kinder optimal zu begleiten, damit sie auf ihren neuen Lebensabschnitt gut vorbereitet sind. „Ich werdet neue Wegbegleiter finden und neue Fußspuren hinterlassen“, so Helwig, denn mit der Ausschulung sind die Teenager auch ein Stück auf sich selbst gestellt. „Das gesamte Kollegium wünscht Euch dafür alles Gute. Macht das Beste aus Eurem Leben“, betont die Chefin sichtlich gerührt.
Schwungvolles Programm
Im Programm der Unter- und Mittelstufe geht es schwungvoll und farbenfroh zur Sache. Es wird gesungen, getanzt - und seitens der Zuschauer gejubelt. Auch wenn nicht jeder Tanzschritt sitzt: Alle sind mit Herzblut bei der Sache. Anschließend bildet sich vor den Ausschülern eine lange Schlange. Keiner lässt es sich entgehen, den künftigen „Azubis“ Glück zu wünschen. Selina Henschel steht am Anfang der Reihe und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Noch schnell ein Foto, dann ist die Schulzeit fast Geschichte. „Ich werde auch meine Lehrer vermissen“, sagt die 19-Jährige und schaut noch einmal auf den Blumenstrauß. (mz)
