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Faschingshochzeit in Jessen Faschingshochzeit in Jessen: Kinder feiern mit sechs Brautpaaren

Von Gabi Zahn 17.02.2016, 10:13
Gleich sechs Paare trauten sich.
Gleich sechs Paare trauten sich. Gabi Zahn

Jessen - Eigentlich genießt die frühere Schweinitzer Bürgermeisterin Doris Puhlmann schon lange ihren Ruhestand, auch als ehemalige Standesbeamtin. Doch jüngst wurde sie gebeten in einem „besonderen Fall“ auszuhelfen: „Heiratsboom“ in Jessen! Sechs Paare sollen an einem Tag getraut werden – in der Kindertagesstätte „Koboldmühle“, so hatte sie erfahren. Geht das überhaupt? Als Doris Puhlmann hört, dass die „Brautpaare“ zwischen drei und fünf Jahren alt sind, sagt sie schmunzelnd zu. Kita-Leiterin Heidrun Schreck, die „Eventmanagerin“, verkündet die frohe Botschaft: „Lasst uns eine echte Faschingshochzeit feiern.“

Stolze Brautpaare

Am besagten Tag schmückt ein Herzchen-Himmel den Flur des Hauses, durch den die Paare unter den Klängen des Hochzeitsmarsches zum „Standesamt“ schreiten. Willi aus der Wuschel-Gruppe (Zylinder, dunkler Anzug, Fliege, weißes Hemd) ist mit drei Jahren der jüngste Bräutigam. Stolz führt er „seine Charlotte“ an der Hand. Schon vor etlichen Wochen hatten sich beide angefreundet. Die Fünfjährige ist einen Kopf größer und sieht in ihrem weißen Kleid wunderhübsch aus. Nur den Schleier muss Willi ihr aus dem Gesicht streichen. Sonst kann er sie nicht anlächeln. Überhaupt sind auch die anderen Paare überaus festlich gekleidet – und ziemlich aufgeregt: Frieda und Tim, Kyra und Nino, Clara und Dominik, Pia Marie und Kevin sowie Charlien und Leonardo.

Zwar wurde die Zeremonie ein klein wenig geübt. Doch wenn alle Augen auf einen gerichtet sind und die Fotografen ihr Blitzlicht-Gewitter starten, ist es wahrlich schwierig, alles richtig zu machen. Zum Glück weiß Doris Puhlmann genau, was zu tun ist: „Ich habe erfahren, dass sich in der Kita einige Kinder sehr mögen. Sie wollen für immer und ewig Freundschaft halten“, sagt sie. Die Hauptpersonen nicken prompt. Dabei verrutscht Tims schmucke Kapitänsmütze. Doch Frieda, mit zartem Rosenkranz im Haar, rückt sie ihm wieder zurecht. Alles gut. Auch Dominiks aufgemalter Schnurrbart hält perfekt. Stunden später sind davon nur noch Reste zu sehen.

„Immer achten und beschützen“

Jetzt kommt der Moment, wo selbst eine Faschingshochzeit etwas ernster wird: Doris Puhlmann waltet ihres Amtes. Das hört sich etwa so an: „Lieber Kevin, willst Du die hier anwesende Pia Marie immer achten, ehren und sie beschützen?“ – „Ja, ich will“, sagt der kleine Mann laut und deutlich. Diese Worte spricht auch seine Freundin. Als Tim an der Reihe ist, erinnert sich Doris Puhlmann, dass sie schon seine Eltern getraut hat – „aber richtig“, wie sie versichert. Damit die Zeremonie stilecht wirkt, hat sie eigenhändig Urkunden verfasst und sechs kleine Kissen für die Ringe genäht. Es dauert eine Weile, bis die „Symbole ewiger Freundschaft“ an den Fingern sind.

Dann aber dürfen sich die Kinder umarmen und freilich ein Küsschen auf die Wange geben. „Küss mich, halt mich, lieb mich“, spielt der CD-Player, und zum schönsten Liebeslied aller Zeiten aus Aschenbrödels Märchenhochzeit halten sich die Kinder an den Händen und tanzen ihren Hochzeitstanz.

Dann aber ist es Zeit für den Festschmaus. Die Eltern haben köstliche Torten gebacken – viel zu schön zum Anschneiden. Am späten Nachmittag sind nur noch Krümel davon übrig, und Mutti, Vati, Oma und Opa hören auf dem Nachhauseweg, wie toll der „schönste Kindergartentag des Lebens“ war. (mz)

Gemeinsam mit Astrid Becker schneiden Kinder in der Tagesstätte „Koboldmühle“ die Hochzeitstorte(n) an.
Gemeinsam mit Astrid Becker schneiden Kinder in der Tagesstätte „Koboldmühle“ die Hochzeitstorte(n) an.
Gabi Zahn