Ukrainehilfe Erste Spenden aus Jessen an polnischer Ukrainegrenze angekommen
Die Gesundheitsboutique SoNa in Jessen rief zum Spenden für Kinder auf. Auf welche Resonanz die Aktion trifft und was inzwischen passierte.

Jessen/MZ - Jeden Tag konnte Natalya Trebukhova seit anderthalb Wochen ihr Auto mit Spenden beladen, die Kunden und andere empathische Menschen ins Sanitätshaus SoNa gebracht hatten. Vor reichlich einer Woche hatte die MZ informiert, dass SoNa eine Hilfsaktion startet, die sich hauptsächlich auf Dinge konzentrieren sollte, die Kinder und Eltern für ihre Kinder in der Ukraine und auf der Flucht dringend brauchen.
Da SoNa-Mitarbeiterin Natalya Trebukhova wie berichtet selbst aus der Ukraine stammt, war das Geschehen im Osten Europas plötzlich sehr nahe an das Team im Sanitätshaus herangerückt.
Tour nach Polen
Zweieinhalb Kleinbusladungen an Hilfsgütern seien auf diese Art zusammengekommen. Natalya, die in Morxdorf wohnt, hatte sie in der dortigen Feuerwehrgarage sammeln und sortieren können. Nachbarn, allen voran Birgit Veithöfer, haben ihr dabei geholfen. Dafür bedankt sich Natalya Trebukhova auf diesem Wege herzlich, bat sie die MZ dringlich zu übermitteln.
Da sich die polnische Hilfsorganisation, zu der die 37-Jährige schon im Vorfeld der Aktion Kontakt aufgenommen hatte, bislang nicht zurückmeldete, bat sie den Seydaer Pfarrer Thomas Meinhof um Hilfe. Die Kinder beider Familien sind befreundet, erklärt die junge Frau den Kontakt auf kurzem Wege. Meinhof sagte zu, sich um ein Fahrzeug zu kümmern.
Mit Erfolg, und so konnten Natalya und ihr Mann gemeinsam mit den anderen Helfern am vergangenen Sonnabend den Kleinbus der evangelischen Jugend des Kirchenkreises beladen. Am Montag starteten der Pfarrer und einer seiner Söhne damit in Richtung Polen.
Die polnische Stadt Mikołajki in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, deren Hauptstadt Olsztyn ist, war das Ziel der Tour. „Alles ausgeladen! Sie bedanken sich recht herzlich! Es ist ein Versorgungspunkt für 200 Frauen und Kinder aus der Ukraine“, schrieb Pfarrer Thomas Meinhof von dort als Message an Natalya Trebukhova.
Von der Empathie der Menschen, die die Situation im Osten Europas nicht kalt lässt, ist die Ukrainerin Natalya überwältigt. Einige haben Geld gespendet. Da dessen Annahme rechtlich etwas kompliziert ist, haben die Spender eingewilligt, es in dringend benötigte Sachen zu investieren. Verbandmaterial, Hygieneartikel, auch Wegwerfwindeln für Kleinkinder sind davon gekauft worden.

Eine Jessener Fachärztin hat laut Natalya Trebukhova sehr viel an medizinischen Handschuhen, Masken und Medikamenten gespendet. „Auch Verbände hat sie mitgegeben“, berichtet die in der Ukraine Geborene. „Ich war richtig überrascht, wieviel sie gegeben hat“, sagt sie, „und sie will sich auch weiter engagieren.“
Deutsch für Neuankömmlinge
Nach wie vor beunruhigt die Lage in ihrer Heimat Natalya sehr. „Ich sage, das ist ein Genozid“, meint sie. Und gibt weiter, was sie von ihrer Familie hört: „Aus Konotop kommt immer noch keiner heraus.“ Mehrere hundert Leute hätten sich in einem Theater versteckt, auf das eine Bombe geworfen wurde.

Die Aktion im Sanitätshaus SoNa ist zunächst abgeschlossen. Die Sachen, die Natalya Trebukhova noch in ihrer Garage hat, will sie neu ankommenden Ukrainern anbieten. Dass noch deutlich mehr auch in die hiesige Region kommen werden, davon ist sie überzeugt. Am Wochenende möchte sie Frauen, die in Gadegast untergekommen sind, einige Erfahrungen zum Leben in Deutschland vermitteln und auch einige Brocken der Sprache.