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Energie  Energie : Schlag auf Schlag

Von Ute Otto und Thomas Tominski 31.01.2019, 13:01
Mit einer mäklergeführten Ramme werden die Rohre in die Erde getrieben.
Mit einer mäklergeführten Ramme werden die Rohre in die Erde getrieben. Otto

Gerbisbach - Die metallischen Schläge hallen an Gemäuern in Gerbisbach wider, der Boden bebt noch im Umkreis von mehreren hundert Metern. Etwa im Sekundentakt saust die Ramme mit der Wucht von 1,9 Tonnen auf das 13 Meter lange 610er Stahlrohr nieder; treibt es Dezimeter um Dezimeter in den Ackerboden, bis nur noch 80 Zentimeter herausragen. So werden die Fundamente für die Masten der neuen 110 kV-Leitung vorbereitet, die Mitnetz-Strom über 17 Kilometer zwischen Prettin bis zum Umspannwerk bei Schweinitz errichtet.

Auf der Baustelle treffen Norddeutsche und Sachsen aufeinander. Auftragnehmer für das Projekt ist die LTB Leitungsbau GmbH in Radebeul. Das Rammgerät samt Personal stellt die Firma Tiesler aus Elsfleth. „Das liegt in der Wesermarsch zwischen Bremen und Brake“, erzählt Polier Ingo Hoffmann.

Die Ramme arbeitet mit Diesel. „Der Kraftstoff explodiert durch die Verdichtung, dadurch schnellt der Kolben wieder nach oben“, erklärt Albrecht Schlehahn, stellvertretender Projektleiter der LTB. Nach jedem Schlag schnaubt die Ramme gleich einem wütenden Stier zwei Qualmwolken aus den Ventilöffnungen.

Marvin Hofstee hält das Seil, mit dem der Vorgang des Rammens gestoppt werden kann. Er ist der „Mäklermann“ an der Maschine. „Der Mäkler ist die Führung für Ramme und Rohr“, so Hoffmann. „Damit kann man die Neigung sehr genau einstellen.“

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Rohre keineswegs kerzengerade in die Erde gerammt werden, sondern schräg, so wie die vier Fußanker eines Mastes ausgerichtet sind. Der Mäklermann sieht aus wie die Pechmarie, Helm und Sicherheitskleidung sind über und über schwarz bespritzt - von unten bekommt er den Schlamm, von oben ausgetretenes Öl ab.

Abseits stehen „und mit dem Wind gucken“, rät Schlehahn deshalb auch dem Beobachter. Etwa zwei Minuten dauert es bei hiesigem Baugrund, bis ein Meter Rohr in der Erde verschwunden ist. „Die Rohre sind nicht gleich lang, je nachdem was der Mast auszuhalten hat, können es auch mehr als 13 Meter sein“, so der LTB-Mann. Gefrorener Boden sei bis zu 40 Zentimetern kein Problem: „Das schlägt die Ramme locker durch.“

Sind alle vier Führungen gesetzt, wandern Team und Technik weiter zum nächsten künftigen Maststandort. Die provisorische Baustraße aus Stahlplatten weist den Weg. Wenn es gut laufe, so Schlehahn, schaffen sie zwei bis drei Mastfundamente pro Arbeitstag. Rund 50 neue Masten werden gestellt.

Laut Pressesprecher Stefan Buscher vom Auftraggeber Mitnetz-Strom sind die Arbeiten Ende März beendet. „Wenn das Wetter mitspielt“, beugt er jeglichen Verzögerungen vor. Im Juli oder August ist die neue Hochspannungsleitung komplett fertig. Die Kosten betragen sieben Millionen Euro.

Laut Buscher ist die Nachfrage nach erneuerbaren Energien stark gestiegen. Um die vorhandenen Kapazitäten künftig in das Netz einspeisen zu können, muss dieses entsprechend ausgebaut werden. (mz)