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DDR-Geschichte DDR-Geschichte: Sturmbahn bis zur Erschöpfung

Von Klaus Adam 29.04.2004, 15:48

Jessen/MZ. - Anlass waren die beiden Ausstellungen zur Geschichte des Werkhofes und zur Arbeit der Staatssicherheit im Raum Frankfurt / Oder und Cottbus (die MZ berichtete).

Gabriele Beyler, die auch als stellvertretende Vorsitzende einer Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau die Erinnerung daran wach halten möchte, schilderte in ergreifenden Worten, wie mit Jugendlichen dort umgegangen wurde. Umerzogen sollten sie werden zu sozialistischen Persönlichkeiten. Dies allerdings durch Drill und Zwang, durch Brechen jedes eigenen Willens.

Dass der Bau, in dem die jungen Leute untergebracht wurden, ein früheres Jugendgefängnis war, kam der pädagogischen Intention, die auf den sowjetischen Lehrer Makarenko Bezug nahm, sehr entgegen. "Die Jugendlichen wurden wie Gefangene gehalten, obwohl sie keine Straftaten begangen und auch kein Verfahren hinter sich hatten", erzählte Gabriele Beyler. Sie waren lediglich "renitent", wollten sich in ihren offenen Werkhöfen, aus denen sie nach Torgau geschickt wurden, nicht einordnen, hatten ihren eigenen Willen.

Ständiger Druck, Eingesperrtsein bis hin zu Dunkelarrest, Reinigungsarbeiten als Strafen und Sport bis zur Erschöpfung (Sturmbahn) waren an der Tagesordnung. Die außerdem jedes Handeln auf die Minute regelte. Viele trugen starke psychische Störungen nach dem Aufenthalt davon.

Für sechs Monate durfte das Ministerium für Volksbildung einen Jugendlichen dort einweisen, die meisten waren kürzere Zeit dort, weil man davon ausging, dass sie den Aufenthalt schwer verkraften würden. Manche allerdings öfter. Insgesamt 4 046 Jugendliche "durchliefen" diesen geschlossenen Werkhof von 1964 bis 1989.